Cherbourg 1957. Die junge Geneviève ist in den Automechaniker Guy verliebt. Doch ihre Mutter, die ein Regenschirmgeschäft betreibt, ist gegen die Heirat. Als Guy zum Militärdienst eingezogen und in den Algerienkrieg geschickt wird, bricht Geneviève fast das Herz. Zwei Monate später offenbart sie ihrer Mutter, dass sie von Guy schwanger ist und das Kind behalten will. Diese drängt ihre Tochter zur Heirat mit dem wohlhabenden Roland. Als Guys Briefe seltener werden, willigt Geneviève in die Ehe ein. Bei seiner Rückkehr nach Cherbourg im März 1959 findet Guy das Regenschirmgeschäft geschlossen vor. Er erfährt, dass Geneviève mit Ehemann und Kind die Stadt verlassen hat.

Die Regenschirme von Cherbourg, Trailer (© Studiocanal)

Bei seinem Erscheinen sprengte "Die Regenschirme von Cherbourg" die Grenzen des Musical Zum Inhalt: genres: Denn der Film ist nicht nur wie eine Oper in drei Akte gegliedert, in ihm wird auch durchgehend gesungen, selbst der banalste Dialog — bis dahin einzigartig nicht nur im französischen Kino. Dafür ließ Regisseur Jacques Demy die Schauspieler/-innen von professionellen Sänger/-innen synchronisieren. Der Zum Inhalt: Musikstil wechselt im Film von Operette zu Jazz und Swing. Zum Inhalt: Schauplätzen, Figuren und Themen hat der Komponist Michel Legrand wiederkehrende Melodien oder musikalische Motive zugeordnet, Anfang und Ende einer Zum Inhalt: Szene fallen dabei mit dem Anfang und Ende des jeweiligen Musikstücks zusammen. Zwar wird nicht getanzt, aber die Bewegungen von Figuren und Kamera sind minutiös choreografiert. Die wenigen Zum Inhalt: Schnitte und die komplexen Zum Inhalt: Kamerafahrten und Schwenks innerhalb der Szenen sind effizient auf ihre narrative Wirkung kalkuliert und mit den musikalischen Effekten abgestimmt. Dass das Musical der zeitgenössischen nahe steht, zeigt sich schon an den realen Drehorten in der Hafenstadt Cherbourg. Gleichwohl haben die Bilder nichts Zum Inhalt: Dokumentarisches: Demy ließ ganze Hausfassaden in leuchtenden Zum Inhalt: Farben anmalen und bunt gemusterte Tapeten für die Zum Inhalt: Interieurs entwerfen, die perfekt mit den Zum Inhalt: Kostümen korrespondieren. Angesichts dieser knallig-artifiziellen Farbigkeit und der perfekten Harmonie von Bild und Ton scheint es fast, als wollte der Filmemacher die Tragik seiner Geschichte lindern.

"Die Sonne und der Tod reisen gemeinsam", schreibt Guy an seine Geliebte aus dem Algerienkrieg, der seinerzeit in Frankreich offiziell nur als "Ereignisse in Algerien" bezeichnet wurde. Dieser paradoxen Polarität entsprechen die Schicksale der Figuren: Die Trennung von Guy und Geneviève bedeutet das Glück für Roland und auch für Madeleine, die Guy schließlich heiratet. Formal greift der Film diese Dualität mit Szenen, Einstellungen und Motiven auf, die sozusagen Gegensatzpaare bilden: Aus hell wird dunkel, aus bunt wird schwarz, wie bei den Regenschirmen im Vorspann des Films. So gibt es zwei Spaziergänge am Hafen, einer zu Beginn, bei dem Geneviève im Duett von der Liebesheirat singt, und der andere später, als sie angesichts der Vernunftehe schweigt. Auch blickt sie im Verlauf des Films in zwei Momenten in die Kamera, anfangs um ewige Treue zu schwören und dann, um diese in Anbetracht ihres tragischen Dilemmas ("Ich habe keine Wahl") zu verraten. Ebenso spielt die Kirchenorgel einmal für eine Hochzeit, ein weiteres Mal für eine Beerdigung, aber wo geheiratet wird, wird eigentlich ein Leben begraben, und wo beerdigt wird, eine Hochzeit vorweggenommen. Einen ähnlichen Kontrast bilden auch die Szenen von Abschied und Wiedersehen: In der grauen Banalität des Bahnhofsgebäudes versichern sich Geneviève und Guy in lyrischem Duett ihre Liebe; am Ende finden sie in der zauberhaft-verschneiten Märchenszenerie vor Guys Tankstelle nur banale Worte füreinander.

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