Am 6. Juni 1982 beginnt die israelische Armee den Angriff auf den Libanon. Eingesperrt in die metallene Enge ihres Panzers erleben vier junge Soldaten diesen Tag als klaustrophobischen Alptraum. Auf dem Weg durch ungesichertes Kriegsgebiet müssen sie schießen und töten, die oft ungenauen Funkanweisungen ihres Kommandeurs sind die einzige Verbindung zur Außenwelt. Ungelöste Fragen von Hierarchie und Verantwortung führen immer wieder zu Konflikten, auch im Umgang mit einer syrischen Geisel zeigen sie sich psychisch überfordert. Als sie ohne Funkverbindung in einen Hinterhalt geraten und gleichzeitig der Motor streikt, eskaliert die Situation.

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In seiner Verarbeitung eigener Kriegserlebnisse wählt der israelische Regisseur Samuel Maoz eine ungewöhnliche Perspektive: Bis auf die erste und letzte Einstellung bleibt das Filmgeschehen kammerspielartig auf den Innenraum des Panzers konzentriert. Für die Ereignisse außerhalb übernimmt das Zielfernrohr des Panzers die Funktion der Kamera. Das Filmpublikum teilt somit das eingeschränkte Blickfeld der Besatzung. Im Wageninneren vermitteln extreme Nahaufnahmen
(Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen), ständiger Motorenlärm und kontrastreiche Beleuchtung
(Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung) in fast völliger Dunkelheit den enormen Druck, der auf den unerfahrenen Soldaten lastet. Diese starke physische Erfahrung wird durch die von außen eindringenden Bilder nicht gemildert. Mal beiläufig, mal gezielt rückt das Fernrohr Tote und Verletzte, zum Teil mit abgetrennten Gliedmaßen, ins Bild, registriert mögliche Gefahrenherde und veranschaulicht so – für das Publikum beklemmend nachfühlbar – das Gefühl der Angst.

"Lebanon" unternimmt bewusst keinen Versuch, den politischen Kontext des ersten Libanonkrieges näher zu ergründen. Auch eine konventionelle Charakterzeichnung fällt der beschränkten Perspektive zum Opfer. Maoz' prinzipielle Kritik gilt dem Krieg an sich, dessen brutales Geschehen er in ungeschönten Bildern zeigt und dessen deformierende und traumatisierende Wirkung sein Film drastisch erlebbar macht. Daher ist eine Vor- und Nachbereitung des Kinobesuchs mit Schülerinnen und Schüler ab 16 Jahren wichtig, um ihnen einen Eindruck, wie sich der reale Krieg anfühlt, zu vermitteln, ohne sie mit der Darstellung der Gräueltaten alleine zu lassen. Sie können dann in einem weiteren Schritt ihre eigenen Gedanken und Gefühle über Krieg und Wehrdienst formulieren. Als Alternative zum herkömmlichen Erzählkino bildet die reduzierte künstlerische Form Anknüpfungspunkte für eine filmsprachliche Diskussion in Geschichte, Ethik und Kunst. Die Gleichsetzung von Mensch und Maschine, die Fragen nach individueller Schuld und Verantwortung kaum zulässt und dabei umso drängender stellt, kann dabei kritisch diskutiert werden.

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