Die neunjährige Vega beschreibt sich selbst als die "Normale" in ihrer Familie. Schließlich ist sie deutlich vernünftiger als ihre vier Jahre jüngere Schwester Billie, die mit ihrer Wildheit dem impulsiven Vater ähnelt, im Superheldinnenkostüm herumläuft und an magische Kräfte des Einhorn-Totems Tottori glaubt. Während sich die erschöpfte Mutter den Sommer über in einer Klinik erholt, unternimmt der Vater mit seinen Töchtern einen Ausflug in die Berge, wo die Mädchen beim Wandern und Campen die heimische Natur erleben. Als der unvorsichtige Vater in eine Felsspalte stürzt, wird das kleine Abenteuer zum großen. Vega und Billie müssen auf sich allein gestellt zu einem Bauernhof in der Nähe gelangen, um Hilfe zu holen. Auf dem Weg verlaufen sich die Schwestern im weitläufigen Waldgebiet, geben aber nie die Hoffnung auf.

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Für das Zum Inhalt: Drehbuch und die Zum Inhalt: Regie der norwegischen Produktion zeichnen Silje Salomonsen und Arild Østin Ommundsen verantwortlich, zugleich die Eltern der beiden Hauptdarstellerinnen. Ihnen glückt ein rührendes, wunderbar beschaulich inszeniertes (Glossar: Zum Inhalt: Mise-en-scène/Inszenierung) und durchgängig unterhaltsames Kinderabenteuer (Glossar: Zum Inhalt: Genre) in der Natur (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set). Erzählt wird aus der Sicht der älteren Schwester Vega, die das Erlebnis in einem Zum Inhalt: Voice Over rekapituliert. Die Geschichte entfaltet sich in lichten Landschaftsaufnahmen und mit dezentem Hang zum magischen Realismus, untermalt von einem mal sanften, mal pathetischen Score (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik). Die kompakte Zum Inhalt: Montage des Editors Reidar Ewing und eine gemäßigte Handkamera (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) halten das 80-minütige Zweipersonenstück ebenso in Schwung wie die liebenswerte, ganz natürlich wirkende Darbietung der Kinderakteurinnen Vega und Billie Østin. Statt geflissentlich didaktische Botschaften zu vermitteln, nimmt das Abenteuer die Protagonistinnen und das junge Zielpublikum ernst, ohne zu überfordern. Einmal mehr unterstreicht ein absolut stimmiger Film den guten Ruf des skandinavischen Kinder- und Jugendkinos.

Im Deutschunterricht kann die Beziehung der unterschiedlichen, aber eng verbundenen Schwestern Vega und Billie in den Blick genommen werden. Durch den Altersunterschied steht Vega in der Verantwortung. Dennoch tragen nicht nur die Logik der Älteren, sondern letztlich auch Billies kindliche Fantasie zur Rettung des Vaters bei. Die Schwestern ergänzen und stützen sich, nach einem Streit halten sie schnell wieder zusammen. Interessant ist auch die Darstellung der Erwachsenen, die zunächst einem klassischen Rollenbild zu entsprechen scheint, das aber im Verlauf der Handlung aufgebrochen wird: Welche Einstellungen und Gedanken vermittelt die Mutter ihren Töchtern, die ihnen in der Ausnahmesituation weiterhelfen? Welche der Vater? Welche Schwächen und Ängste zeigen die Erwachsenen im Film? Eine Untersuchung der filmästhetischen Mittel sollte die Erzählperspektive des Films erörtern, die mit Ich-Perspektiven ("Point of View") und Vegas Kommentaren aus dem Zum Inhalt: Off die Erlebniswelt der Schwestern darstellt. Anschauungsmaterial für eine weitere filmästhetische Untersuchung bietet die Klettereinlage, bei der eine hohe Schnittfrequenz und nervenaufreibende Musik die Spannung erhöhen.

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