Johanna soll die Sommerferien bei ihrem Opa und Cousin Robert verbringen, ganz ohne Eltern. Doch der Besuch beginnt ziemlich einsam. Robert, gerade an der Schwelle zum bockigen Teenager, hat keine Lust, sich um seine nur unwesentlich jüngere Cousine zu kümmern. Stattdessen schmiedet er mit seinen Freunden geheime Pläne. Neugierig geworden, spioniert Johanna ihm nach und löst das Rätsel: Robert und seine Bande wollen mit dem Boot des Großvaters einen neuen Zugang zum Meer entdecken. Natürlich möchte Johanna dabei sein! Nur widerwillig stimmen die Jungen zu, nehmen sie aber schließlich sogar in die Bande auf, damit sie das Vorhaben nicht verrät. Bereits in der nächsten Nacht legen die Kinder ab: Johanna, Robert, Harald, sein kleiner Bruder Alex und dazu das Huhn Gonzo. Den Fluss hinab geht es Richtung Abenteuer – schon bald mit Opa im Rücken, der die Verfolgung aufgenommen hat. Denn ungefährlich ist die Reise nicht.

"Flussfahrt mit Huhn" ist eine klassische Abenteuergeschichte – traditionell ein männlich geprägtes Zum Inhalt: Genre. Regisseur Arend Agthe überlässt die Erzählperspektive jedoch seiner Protagonistin. Im Rückblick berichtet sie von den aufregenden Geschehnissen und nimmt damit das Happy End kindgerecht vorweg. Gerahmt wird die Erzählung durch den Blick in Johannas Tagebuch, das sie auf der Reise zum mit Polaroids bebilderten Logbuch umfunktioniert. Ihre Stimme begleitet die Zuschauer/-innen im Zum Inhalt: Voice-Over in die Binnenhandlung, kehrt immer wieder als einordnender Kommentar zurück und beschließt den Film. Johannas Sprache und die Dialoge wirken dabei zumindest aus heutiger Sicht etwas altmodisch. Gleiches gilt für die ruhig Zum Inhalt: komponierten Bilder, den langsamen Zum Inhalt: Schnittrythmus, die matten Zum Inhalt: Farben und die angenehm sparsam eingesetzte Zum Inhalt: Musik. Eine Konföderierten-Flagge, wie sie in Roberts Zimmer neben dem Bild eines indigenen Amerikaners hängt, würde heute nicht mehr als Requisit verwendet werden. Dennoch bleibt die Geschichte mitreißend, der Sommer und die Lebensfreude der Kinder spürbar.

Wenn Sie diesen Drittanbieter-Inhalt von www.youtube-nocookie.com aktivieren, ermöglichen Sie dem betreffenden Anbieter, Ihre Nutzungsdaten zu erheben. Weitere Informationen zur Nutzung von Drittanbieter-Inhalten erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Externer Link: Datenschutzerklärung anzeigen

Durch die kindliche Perspektive und kindgerechte Erzählweise finden junge Zuschauer/-innen leicht einen Zugang zur Geschichte, auch wenn sie nicht den heutigen Sehgewohnheiten entspricht. Hier kann direkt angesetzt und ein Vergleich zu aktuellen Filmen gezogen werden. Vor allem bietet es sich jedoch an, über die Rollenbilder zu sprechen, die der Film zeigt. Zunächst scheinen sie konservativ: Das passive und ängstliche Mädchen steht gegen die draufgängerischen frechen Jungen. Doch schnell wird klar: Johanna ist viel stärker und durchsetzungsfähiger, als es den Anschein hat. Am Ende rettet sie gemeinsam mit dem kleinen Alex die Gruppe, während Robert nicht mehr weiter weiß. Dass dennoch bestimmte Klischees ungebrochen bleiben, lässt sich mit älteren Kindern thematisieren. Neben der Darstellung der Geschlechterrollen ist auffällig, wie stark die Handlungsmacht der Kinder im Fokus steht und wie unbeholfen die Erwachsenen daneben oft wirken. Eine spannende Frage in diesem Zusammenhang: Warum ruft Johannas und Roberts Großvater nicht die Polizei oder benachrichtigt die Eltern, als er feststellt, dass seine Enkel allein unterwegs sind? Er hat wohl die Kernaussage des Films verstanden: Kinder sind stark. Traut ihnen mehr zu!

Mehr zum Thema