Mit stoischer Miene, flachem Filzhut und kühnen Stunts stieg Buster Keaton als Zum Inhalt: Slapstickkomiker im jungen Hollywood der 1920er-Jahre in die erste Riege der Stummfilmstars auf. Zunächst drehte er kurze Zum Inhalt: Komödien, später auch Langfilme wie die Großproduktion "Der General" ("The General" , USA 1926). Erlernt hatte Keaton die Akrobatik bereits als Kind, als er mit seinen Eltern in Vaudeville-Shows auftrat. Die visuelle Erzählweise des Zum Inhalt: Stummfilms kam seiner ausdrucksstarken Körperkomik sehr entgegen. Keatons Paraderolle war die des glücklos Verliebten, der in bester Slapstickmanier eine Kettenreaktion von Misslichkeiten auslöst. Diesen Typus verkörpert er auch in der kurzen Zum Inhalt: Komödie "Buster und die Polizei" . Darin will der junge Buster eine Tochter aus gutem Haus beeindrucken, die ihn nur als erfolgreichen Geschäftsmann heiraten würde. Erst fällt ihm die Geldbörse eines Reichen zu, was ihm unverhofft Startkapital einbringt. Der Beginn einer Reihe von Zwischenfällen, an deren Ende hunderte Polizisten Buster durch Los Angeles jagen.

Keaton und Edward F. Cline inszenieren (Glossar: Zum Inhalt: Mise-en-Scene) den Zum Inhalt: Plot umstandslos und flott, immer mit Keaton im Zentrum. Witzig ist schon der Umstand, dass Buster das von ihm selbst ausgelöste Chaos gar nicht überblickt, sondern wie unbeteiligt von einer Absurdität in die nächste gerät. Auffällig ist auch die gekonnte Bildsprache. In der ersten Zum Inhalt: Szene repräsentiert ein Gittertor zwischen Buster und seiner Angebeteten die Distanz zwischen den beiden, im weiteren Verlauf zündet eine Kaskade an Bildwitzen: Eine Pferdekutsche wird übervoll mit Hausrat beladen, das Pferd verliert das Gebiss, ein mechanischer Boxarm attackiert einen Verkehrspolizisten. Buster nimmt alles mit einer Nonchalance hin, die ihn sogar zu einem Nickerchen während seiner Kutschfahrt durch den motorisierten Verkehr veranlasst.

Sequenz aus dem Stummfilm BUSTER UND DIE POLIZEI (COPS, Edward F. Cline, Buster Keaton, USA 1922)

Das Herzstück des Films ist eine gut fünfminütige Verfolgungsjagd, ausgelöst durch eine Bombe, die zufällig in Busters Schoß landet und ihn inmitten einer Polizeiparade als Attentäter erscheinen lässt. Wie ein Bienenschwarm verfolgen die Beamten Buster, der immer wieder spielend leicht entwischt – wobei die beschleunigte Bildfrequenz die Rasanz des Geschehens zusätzlich erhöht. Der Humor entsteht aus der völligen Inkompetenz der zahlenmäßig massiv überlegenden Ordnungshüter, die sich mitunter ganz allein aus dem Rennen nehmen. An einer Stelle flieht Buster, indem er sich an einem vorbeifahrenden Auto festhält. Als er zwischen zwei Uniformierten absteigt, hauen diese sich gegenseitig um.

Die Zum Inhalt: Sequenz erreicht einen Höhepunkt, als Buster eine an eine Mauer gelehnte Leiter erklimmt. Von beiden Seiten strömen Polizisten herbei, die den Flüchtigen aber nicht ergreifen können. Die Leiter wird zur Wippe und schüttelt die Verfolger ab. Buster turnt darauf herum, macht einen rückwärtigen Purzelbaum, nimmt sogar eine Sitzposition ein. Wie in Seenot schaukelt er hin und her, den Rest besorgen die Polizisten. Schließlich wird die Leiter zum Katapult, die Buster als menschliche Kanonenkugel aus der misslichen Lage befördert. Die Leiterszene besteht im Grunde aus einer Zum Inhalt: Haupteinstellung, hinzu kommen nur zwei Zwischenbilder mit herbeieilenden Polizisten und zwei nähere Kamerapositionen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen). Die seitliche Perspektive bringt Keatons körperliches Geschick gut zur Geltung. Das Zusammenspiel aus Artistik, Komik und einer Hauptfigur, die gar nicht weiß, wie ihr geschieht, zelebrieren Slapstick in Reinform.

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