Schon die erste Zum Inhalt: Szene von Zum Filmarchiv: "Flow" ("Straume" , Gints Zilbalodis, LV/BE/FR 2024) lässt keinen Zweifel aufkommen: Die Katze, die hier im Mittelpunkt steht, wird nicht plötzlich auf zwei Beinen gehen. Sie wird nicht aufstehen und keine Kleidung tragen. Mehr noch: Sie wird gar nichts sagen. Die Katze in Gints Zilbalodis’ Zum Inhalt: CGI-Animation verweigert sich nahezu jeglicher Anthropomorphisierung. Ihre Bewegungen imitieren verblüffend exakt jene realer Katzen, und sie klingt auch so. Sie maunzt, sie faucht. Nicht einmal ein Zum Inhalt: Voiceover-Kommentar wird ihr oder den anderen Tieren in diesem Film menschlich anmutende Gedanken in den Mund legen.

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Während eine derartige Sprachlosigkeit in animierten Zum Inhalt: Kurzfilmen – ganz gleich ob an ein Kinderpublikum gerichtet wie die Reihe "Zum Filmarchiv: "Animanimals"" (Julia Ocker, DE 2013-23) oder an ein älteres Publikum wie Michael Dudok de Wits "Vater und Tochter" ("Father and Daughter" , NL/BE/GB 2000) – weit verbreitet ist, gibt es nur wenige lange Zum Inhalt: Animationsfilme, die sich voll und ganz auf die Aussagekraft der Bilder, der Geräusche (Glossar: Zum Inhalt: Tongestaltung/Sound-Design) und der Zum Inhalt: Musik verlassen. Daher ist es spannend zu betrachten, wie unterschiedlich diese mit dem selbst auferlegten Schweigen umgehen.

Konsequenzen für Dramaturgie, Form und Rezeption

Der Verzicht auf Dialoge hat sowohl dramaturgische als auch formale Konsequenzen. Die Motive und Ziele der Figuren müssen einfach und leicht verständlich sein, demgegenüber steht eine größere Freiheit der Zum Inhalt: Inszenierung: Ohne Rücksicht auf sprechende Figuren kann Zilbalodis etwa in "Flow" seine Kamera in außergewöhnlich langen Takes frei durch den filmischen Raum bewegen. Nun obliegt es der präzisen Mimik und Gestik der Figuren (und wie die Kamera diese einfängt und die Musik diese begleitet), all jene Informationen zu vermitteln, die ansonsten in Dialogen aufgehoben wären. Und es liegt am Publikum, das Gezeigte und Gehörte zu entschlüsseln.

Vor allem Musik – konkret: den Liedern September von Earth, Wind and Fire sowie Happy von Wiliam Bell – kommt unterdessen in "Zum Filmarchiv: "Robot Dreams"" (ES/FR 2023) eine besondere Bedeutung zu. In seiner dialoglosen Zum Inhalt: Adaption des gleichnamigen (und ebenfalls wortlosen) Comics von Sara Varon erzählt der Regisseur Pablo Berger über eine entstehende Freundschaft, vielleicht sogar Liebe, zwischen einem einsamen Hund und einem Roboter in einem ausschließlich von anthropomorphen Tieren bewohnten New York der 1980er-Jahre. Der Zeichenstil ist bewusst reduziert, die Figuren sind im Ligne-Claire-Stil gehalten. Die Geschichte hingegen ist emotional hochkomplex – und kann ihre Vielschichtigkeit gerade durch den Verzicht auf Dialoge wahren. Worte konkretisieren und schaffen eine Eindeutigkeit, während die Blicke, die Mimik und Gestik der Figuren und die Gestaltung und Abfolge der Bilder mehr Raum zur Interpretation lassen, ja diese geradezu einfordern.

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Zwischen Zugänglichkeit und Herausforderung

Durch Sprache zeigt sich, an wen sich ein Film richtet: ob er mit kindgerechten Dialogen aufwartet oder aber mit abstrakten Formulierungen und Themen. Der Verzicht auf Sprache hingegen lässt all dies bewusst offen, ohne bestimmte Rezipient/-innen auszuschließen. In gewisser Hinsicht kann ein Film durch den Verzicht auf Dialoge Sprachbarrieren unterschiedlichster Art also umgehen und insgesamt zugänglicher werden.

Zugleich aber bringt ein Film ohne Dialoge andere Herausforderungen mit sich. In Filmgesprächen mit Grundschüler/-innen sowie mit Schüler/-innen weiterführender Schulen zu "Robot Dreams" im Rahmen der Schulkinowoche im Herbst 2024 hat sich gezeigt, dass die Sprachlosigkeit mitunter als anstrengend wahrgenommen wird. Die orientierende Funktion der Dialoge fehlt; dem Publikum bleibt es selbst überlassen, den Informationsgehalt der Bilder und Szenen mit Sinn zu füllen und zu einer Geschichte zu machen. Dabei spielt die bisherige Seherfahrung eine große Rolle.

Noch schwieriger wird dieser Prozess bei Zum Filmarchiv: "Der Junge und die Welt" ("O Menino e o Mundo" , BR 2013). In Alê Abreus Zum Inhalt: Zeichentrickfilm gibt es nur eine Fantasiesprache, die durch ihre Intonation ein wenig die emotionale Richtung vorgibt, jedoch keine verständliche Sprache. Die Handlung allerdings ist im Gegensatz zu den Filmen von Gints Zilbalodis alles andere als reduziert, erzählt Abreu doch über einen Jungen, der sich auf die Suche nach seinem Vater macht, der als Wanderarbeiter die Familie verlassen hat. Im Laufe der Reise wird aus dem Kind ein Erwachsener und schließlich ein alter Mann, in kurzen Sequenzen werden Ausbeutung und Krieg thematisiert, die Zeitebenen zerfließen. Damit steht "Der Junge und die Welt" der existenzialistischen, ebenfalls dialoglosen Studio-Ghibli-Produktion "Die rote Schildkröte" ("La tortue rouge" , FR/JP/BE/USA 2016) von Michael Dudok de Wit nahe, einem melancholisch-poetischen Zeichentrickfilm über den Kreislauf des Lebens, über Schuld und Vergebung.

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Brücke zur Filmgeschichte des Slapstick

Viel konkreter ist "Zum Filmarchiv: "Shaun das Schaf – der Film"" ("Shaun the Sheep Movie" , Mark Burton, Richard Starzak, GB 2015), der sich an den Stil der gleichnamigen Fernsehserie anlehnt. Dieser steht in der Tradition des stummen Zum Inhalt: Slapstickfilms und lebt von seiner Freude an Bewegungen und dem Gegensatz von Ordnung und Chaos. Weder menschliche noch tierische Figuren sprechen in dem Film. Sie geben nur Laute wieder, brummeln, mähen, bellen, grunzen. Die Aufmerksamkeit richtet sich so auf ganz auf die physical comedy. Was jedoch einen gewissen Sprachwitz nicht ausschließt, der sich aus landestypischen Interpretationen von Tierlauten ("baa" statt "mäh") oder der Verwendung von Schrift im Bild ergibt.

Nach diesem Muster funktionieren auch einzelne Figuren in animierten Langfilmen mit Dialogen: Das glücklose Urzeit-Eichhörnchen Scrat auf seiner ewigen Suche nach einer Nuss wurde zum heimlichen Star und Aushängeschild von "Ice Age" (Chris Wedge, Carlos Saldanha, USA 2002) und dessen Fortsetzungen, die kleinen gelben Minions, die bananenliebenden Helferchen eines menschlichen Superschurken im ebenfalls mehrfach fortgesetzten "Ich – Einfach unverbesserlich" ("Despicable Me" , Pierre Coffin, Chris Renaud, USA 2010), haben in der Popkultur größere Spuren hinterlassen als der eigentliche Filmheld.

Sprachlos bleibt auch Gromit, der schlaue Hund des etwas naiven Erfinders "Wallace in Wallace & Gromit – Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen" ("Wallace & Gromit: The Curse of the Were-Rabbit" , Nick Park, Steve Box, GB 2005). Sie alle führen zurück in die Kinogeschichte, weil sie durch Blicke und Bewegungen alles ausdrücken und dafür kein Wort sagen müssen. Im Kino der Gegenwart stellen sie die Brücke zu den Held/-innen des Stummfilmkinos (Glossar: Zum Inhalt: Stummfilm) sowie zu sprachlosen Realfilm-Komödienklassikern wie etwa jenen von Jacques Tati her und adaptieren deren Humor mit modernen stilistischen Mitteln – so wie auch jüngere Realfilme wie "La antena" (Esteban Sapir, AR 2007).

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