Der Siebtklässler Bert steht am Anfang der Pubertät: Sein Interesse an Mädchen wächst, nur wie man diese für sich gewinnen kann, ist ihm noch nicht klar. Der Junge ist keineswegs auf den Mund gefallen, doch aufgrund seines schmächtigen Körperbaus und seiner oft sehr unbeholfenen Art findet er sich schnell in der Rolle des Außenseiters wieder. Dass die zwei Jahre ältere Schulschönheit Leila aus der Neunten wohl kaum mit dem dreizehnjährigen Bert gehen würde, hindert den Pubertierenden nicht daran, sich Hals über Kopf in sie zu verlieben. Um dem Schwarm näher zu kommen, startet Bert ein Schulprojekt mit Leilas jüngerer Schwester Amira, die in seiner Klasse ist. Von da an verstrickt sich Bert in ein Lügenkonstrukt und liest sogar heimlich ein Tagebuch, das er in Leilas Zimmer findet, was wiederum neue Missverständnisse hervorruft. Dabei müsste Bert "nur" erkennen, wie blendend er und Amira sich verstehen.

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"Berts Katastrophen" basiert auf der ab 1987 veröffentlichten schwedischen Kinder- und Jugendbuchreihe Berts dagbok des Autoren-Duos Anders Jacobsson und Sören Olsson, die bereits 1994 und nochmals 2021 als familientaugliche Fernsehserie Zum Inhalt: adaptiert wurde. Der Regisseur Michael Lindgren inszeniert Berts Nöte zwischen Kindheit und Pubertät als Feel-Good-Komödie (Glossar: Zum Inhalt: Genre) mit einigen findigen Regieeinfällen und Zitaten bewährter Klischees aus US-amerikanischen High-School-Filmen. Mit poppigen Musikmontagen (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) und bunter Zum Inhalt: Farbgestaltung, übersichtlicher Zum Inhalt: Bildkomposition und einem zwar verwicklungsreichen, letztlich aber vorhersehbaren Plot, wirkt der Film trotz diskussionsanregender Themen und origineller Tagträume – etwa mit dem angesagten Comicfilm-Helden Lynx und natürlich mit Leila – herkömmlich inszeniert. In der dramatischeren zweiten Hälfte wird das Publikum jedoch mit geschickt arrangierten Höhepunkten emotional abgeholt.

Eine Figurenanalyse im Deutschunterricht schafft die Basis für eine Besprechung der zentralen inhaltlichen Themen, darunter Berts Hang zu (Not-)Lügen: Einmal damit angefangen, verstrickt er sich in kleine Unwahrheiten, die in der Summe immer schwerer wiegen. Als Bert das vermeintlich von Leila verfasste Tagebuch heimlich abfotografiert und liest, ist die rote Linie überschritten. Wie bewerten die Schüler/-innen, die teils vielleicht selbst Tagebuch führen, den Vertrauensbruch? Wieso gilt es als Tabu, die intimen Bekenntnisse einer anderen Person zu lesen? Ein weiteres Thema ist die hierarchische Einteilung der Jugendlichen: Wer definiert, was cool ist? Bei Leila genügen bereits ihre Attraktivität und ihr Auftritt in einer Joghurtwerbung, damit sie ihre Mitschüler/-innen bewundern, introvertierte Kinder gehen indes rasch unter. Ein plastisches Beispiel dafür ist der heimliche Held des Films: ein kleiner, mutiger Junge, der anfangs nur kurz am Rand vorkommt und auch von den Zuschauenden leicht übersehen werden kann, bevor er am Ende die wohl schönsten Momente des Films verbucht. Beim Finale wird zudem Cyber-Mobbing thematisiert, als Berts eigenes Tagebuch öffentlich vorgelesen wird und peinliche Handyvideos davon ins Internet gelangen. Wie fühlt sich das für Betroffene an, welche Motivation haben die Mobber/-innen? In Bezug auf Zum Inhalt: Drehbuch und Zum Inhalt: Inszenierung kann die Frage erörtert werden, mit welchen Mitteln Lindgren Berts Unbedarftheit darstellt. Der Blick für die Machart kann dabei im Vergleich mit der in Tagebuchform verfassten Vorlage geschärft werden.

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