Was erzählt das Filmschaffen offen oder verdeckt über seine Entstehungszeit? Fast nahtlos knüpft Rüdiger Suchsland mit seinem neuen Zum Inhalt: Dokumentarfilm an sein Regiedebüt "Von Caligari zu Hitler" (DEU, 2014) an und versucht im Sinne des Filmtheoretikers Siegfried Kracauer erneut, das Unbewusste aufzudecken. Im Mittelpunkt steht nun ein Blick auf die Themen und die Ästhetik jener Filme, die während des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 entstanden sind. Doch nicht nur so genannte Vorbehaltsfilme, die ihre Propaganda unverhohlen vor sich hertragen, werden betrachtet, sondern vor allem auch das populäre Kino jener Zeit, das unter strenger staatlicher Kontrolle entstand und mit seinen offenen wie verdeckten Botschaften ein Millionenpublikum erreicht hat.

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Suchsland greift in seinem essayistischen Dokumentarfilm ausschließlich auf Originalmaterialien zurück und hat dafür eine immense Menge an Filmausschnitten zusammengestellt. Dadurch erreicht er vielfältige Einblicke in das Filmschaffen des "Dritten Reichs". Dieses bestand zum Teil aus offener Propaganda etwa in Form von Durchhaltefilmen während des Krieges ("Kolberg" , Harlan, DR 1945) oder antisemitischer Hetze ("Jüd Süß" , Harlan, DR 1940). Doch auch die aufgesetzte Fröhlichkeit der Komödien oder die Todessehnsucht“ mancher Melodramen waren ideologisch geprägt. Durch die chronologische Anordnung kann sich Suchsland eng auf historische Ereignisse beziehen und gesellschaftliche Veränderungen im Laufe des NS-Regimes spürbar werden lassen. Über einen Zum Inhalt: Voice-Over-Kommentar ordnet der Regisseur die Bildausschnitte ein, kommentiert und lässt dabei bewusst auch Unsicherheiten der persönlichen Bewertung zu.

Da der kenntnisreiche Dokumentarfilm ein umfangreiches filmkulturelles und geschichtliches Wissen voraussetzt, ist vor allem eine gute Vorbereitung auf den Kinobesuch empfehlenswert. So können sich die Schüler/-innen etwa in Referaten mit den Biografien ausgewählter Filmschaffender zur Zeit des NS-Regimes wie etwa Heinz Rühmann, Hans Albers oder Helmut Käutner beschäftigen. Nach dem Kinobesuch regt "Hitlers Hollywood" vor allem dazu an, sich mit der historischen Bedeutung der NS-Propaganda auseinanderzusetzen und filmgestalterische Mittel von Propagandafilmen zu analysieren. Weiterhin spannend ist eine Diskussion darüber, wie Populärkultur die Zeichen der Zeit und das gesellschaftspolitische Klima spiegeln kann – eine Frage, die zur Beschäftigung mit der Theorie Kracauers anregt und sich durchaus auch auf gegenwärtige Filmproduktionen übertragen lässt.

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