Ihr schillernder Name könnte von der Lebensrealität kaum weiter entfernt sein. Die achtzehnjährige Star lebt am Rande der amerikanischen Gesellschaft, Armut und Verwahrlosung bestimmen den Alltag des lebenshungrigen Mädchens. Als sie dem charismatischen Jack begegnet, Mitglied einer Gruppe partywütiger Jugendlicher, die mit halb-legalen Haustürgeschäften ihren Lebensunterhalt verdienen, schließt sie sich ihnen kurzentschlossen an. Der Roadtrip durch den Mittleren Westen entwickelt sich für Star zu einem intensiven Abenteuer, bei dem sich Rausch und Ernüchterung abwechseln: Liebe, Solidarität, Konkurrenz und die Realität des Kapitalismus werden zu prägenden Erfahrungen.

In ihrem ersten in den USA gedrehten Film widmet sich die britische Regisseurin Andrea Arnold einem ur-amerikanischen Zum Inhalt: Genre: dem Zum Inhalt: Roadmovie. Trotz des energetischen Drives, der hauptsächlich durch den treibenden Hip-Hop-Soundtrack (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) erzeugt wird, und Momenten von Straßenromantik (im Fahrtwind flatternde Haare, kollektives Singen) werden die Konventionen des Genres gleich mehrfach gebrochen. "American Honey" wurde im 4:3-Format gedreht, für die mythische Weite der amerikanischen Landschaft ist schlichtweg kein Platz. Arnolds Aufmerksamkeit gilt weder der Totalen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) noch dem Außenraum, sondern dem visuellen Detail (Schmetterlinge im Gras, abgeblätterter Nagellack) und dem flüchtigen Porträt. So hält die zügellose Handkamera (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) durchweg den Kontakt zu Star und den anderen, häufig im Kleinbus zusammengedrängten Teenagern. Das Freiheitsversprechen des Genres wird auch durch die kleinunternehmerische Ordnung der Drückerkolonne infrage gestellt. Anführerin Krystal wendet das neoliberale Leitbild der Leistungsoptimierung auf das subkulturelle Milieu der jugendlichen Außenseiter an.

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Im gesellschaftskundlichen Unterricht bietet sich "American Honey" mit seinem Panorama sozialer Schichten (verarmte Arbeiterklasse, christlicher Mittelstand, reiche Rancher, Truckerfahrer) für eine Untersuchung der US-amerikanischen Gesellschaft an. Wie verändern sich Sprache, Habitus, Kleidung? Stars Reaktionen auf ihre wechselnden Gegenüber (Empathie, Abgrenzung, Entfremdung) eignen sich hingegen für eine Analyse im Psychologie-Unterricht. Daran anschließen ließe sich auch ein Vergleich des gegensätzlichen Figurenpaars Star und Jack: Sie setzt auf entwaffnende Ehrlichkeit, er erfindet unaufhörlich neue Rollen für sich und ist ein Muster an Flexibilität. Das Verhältnis der Außenseitergruppe zur Gesellschaft und eine genauere Betrachtung der Codes (Singen, Lob und Strafrituale) für die Produktion von Gemeinschaftssinn sind weitere mögliche Themen für den Unterricht. Zuletzt bietet die expressive Bildsprache auch Gelegenheit für eine ausführliche Beschäftigung mit dem Genre des Roadmovies.

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