Der Journalist Philip Winter steckt in einer Lebens- und Schaffenskrise: Statt einer vereinbarten Reisereportage über die USA liefert er einen Stapel Polaroidfotos ab. Er beschließt daraufhin, nach Deutschland zurückzukehren. Auf dem Flughafen in New York lernt er Lisa und ihre 9-jährige Tochter Alice kennen. Wegen eines Fluglotsenstreiks verzögert sich der Abflug und die drei müssen in einem Hotel übernachten. Doch am Morgen ist die junge Frau verschwunden. Zurückgelassen hat sie Alice und eine Notiz mit der Bitte, das Mädchen nach Amsterdam mitzunehmen, wohin sie ihnen später folgen werde. Als Lisa dort nicht auftaucht, muss Philipp erstmals nach langer Zeit wieder Verantwortung für einen anderen Menschen übernehmen. Das ungleiche Paar macht sich auf den Weg, um Alices Oma zu finden. Die Reise führt sie quer durch das Ruhrgebiet bis nach München.

Wim Wenders' früher Film greift bereits Themen auf, die sich durch sein weiteres Werk ziehen werden: der Mythos Amerika, die Freiheit der Straße und das Reisen. Der Reisende, der sich nirgendwo zu Hause und von seiner Umwelt entfremdet fühlt, ist ein typischer Wenders-Charakter. Mit Alice steht Philip jedoch eine ebenbürtige Figur zur Seite: Das Mädchen appelliert mit ihrer ernsten, unverstellten Art an die Menschlichkeit des Erwachsenen. Die gleichförmigen, in langen Einstellungen und in Schwarz-Weiß (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) gedrehten Straßenzüge des Ruhrgebiets (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) stehen dabei in Kontrast zu der Freundschaft, die sich zwischen Philip und Alice anbahnt, und die die Lebensgeister des Mannes weckt. Die Musikauswahl (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) ist – wie immer bei Wenders – wichtig. Sie zitiert sowohl amerikanischen Rock'n'Roll als auch deutschen Krautrock und impliziert damit Gesellschaftsbilder, mit denen sich Philip auseinandersetzen muss.

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Für Schüler/innen ist Alice eine dankbare Identifikationsfigur. Das Mädchen ist lebensnah, mit Launen und Macken, aber auch mit der mitunter verblüffenden Intelligenz eines Kindes gezeichnet. Der Film zeigt den Wert von Freundschaften, ohne die Widersprüche von Kinder- und Erwachsenenwelt auszublenden. So können im Unterricht Unterschiede zwischen den Generationen, deren Rollen und Sichtweisen diskutiert werden. Ferner bietet es sich an, das zentrale Motiv des Films – nämlich das Sehen – in Bezug auf Spielarten und Aussagen hin zu analysieren. Ebenso interessant ist die Frage, was "Alice in den Städten" als Zum Inhalt: Roadmovie auszeichnet. Nicht zuletzt lohnt sich eine filmgeschichtliche Auseinandersetzung mit Wenders' Film, der als einer der wichtigsten Beiträge zum Neuen Deutschen Film gilt. In diesem Zusammenhang kann es auch um die Frage gehen, inwiefern Philips Probleme die gesellschaftliche Stimmung der frühen 1970er-Jahre widerspiegeln.

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