Bei einem riskanten Job hat sich Fotoreporter L.B. "Jeff" Jefferies das Bein gebrochen. Eingegipst bis zur Hüfte fristet er nun endlose sieben Wochen im Rollstuhl in seinem New Yorker Apartment. In der schwelenden Sommerhitze vertreibt er sich die Langeweile, indem er durch das Fenster zum Innenhof seine Nachbarschaft beobachtet: das frisch verheiratete Pärchen, die junge Tänzerin mit ihrer Riege von Verehrern, den Komponisten in einer Schaffenskrise oder die einsame "Miss Lonelyhearts". Und dann ist da noch der unscheinbare Vertreter Thorwald mit seiner kränklichen Ehefrau. In einer verregneten, schlaflosen Nacht sieht Jeff, wie sein Nachbar drei Mal mit einem Koffer das Haus verlässt und kurz darauf wieder zurückkehrt. Am nächsten Tag ist die bettlägerige Mrs. Thorwald verschwunden. Jeff ist sich sicher, dass ein Mord geschehen ist, und beginnt, Thorwald immer obsessiver zu observieren. Seine High-Society-Freundin Lisa, die ihn regelmäßig besucht, will von seinen Theorien zunächst nichts wissen – wünscht sie sich doch, dass ihr bindungsscheuer Geliebter seine Aufmerksamkeit ganz auf sie und auf ihre gemeinsame Zukunft richtet. Doch allmählich packt auch sie die Neugier. Unterstützt durch Jeffs pragmatische Krankenpflegerin Stella versuchen die beiden, Mrs. Thorwalds Verschwinden aufzuklären.

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"Das Fenster zum Hof" gehört nicht nur zu Alfred Hitchcocks packendsten Zum Inhalt: Thrillern. Wenn er seit seinem Erscheinen im Jahr 1954 unzählige Male zitiert und mehrfach nachgeahmt wurde, so liegt das sicherlich nicht zuletzt auch an seiner formalen Ambition – daran, dass er, wie der Regisseur selbst äußerte, der "filmischste" seiner Filme ist. Indem er das Geschehen fast durchgängig aus Jeffs eingeschränkter Perspektive zeigt, macht Hitchcock das Publikum zum Komplizen seines Voyeurismus – für einen starbesetzen Unterhaltungsfilm seinerzeit ein geradezu experimenteller Ansatz: Die Kamera blickt durch das Fenster nach draußen und ahmt mit mal tastenden, mal sprunghaften Zum Inhalt: Bewegungen Jeffs neugierige Blicke nach. Als er ein Zum externen Inhalt: Teleobjektiv (öffnet im neuen Tab) zur Hilfe nimmt, um noch mehr Details zu erkennen, zeigt Hitchcock das optisch herangerückte Geschehen sogar in kreisförmiger Umrahmung. Wir sehen nur das, was Jeff sieht, und teilen seine Zweifel und Faszination (Glossar: Zum Inhalt: Subjektive Kamera). Selbstreflexiv legt der Film die Mechanismen und die spezifische Anziehungskraft des Kinos offen, die zwischen Distanz und Schaulust liegt. Nicht zufällig ähnelt der Fensterausschnitt von Jeffs Wohnung einer Leinwand. Die Hinterhofkulisse (Glossar: Zum Inhalt: Production Design)mit ihrer Vielzahl von Fensteröffnungen erinnert an Bildschirme oder – für heutige Zuschauende – an Displays, durch die wir fragmentarische Einblicke in fremde Leben und Geschichten erhaschen. Hitchcock fragt nach der Ethik des Beobachtens: Wann kippt unschuldige Neugier in unzulässige Überwachung? Welche Schlüsse können wir über Menschen ziehen, wenn unsere Perspektive immer unvollständig ist?

Eine besondere Rolle kommt dabei auch der Zum Inhalt: Montage zu: Genau wie Jeff sehen wir als Zuschauende zunächst nur einzelne, zusammenhanglose Momentaufnahmen. Erst durch Anordnung, Gegenüberstellung und die Lenkung unseres Blicks nehmen sie eine Bedeutung an. Die Spannung des Films entsteht durch das ständige Infragestellen der eigenen Wahrnehmung: Haben wir die richtigen Schlüsse gezogen? Wird unser Blick manipuliert? Bei aller inhaltlichen und formalen Komplexität bietet "Das Fenster zum Hof" aber vor allem ein großes Sehvergnügen, das auch nach 70 Jahren noch zum Miträtseln anstiftet. Die messerscharfen Dialoge und die Geräusche des Großstadtsommers (Glossar: Zum Inhalt: Tongestaltung/Sound Design), die sich im Hof mit Klavierklimpern vermischen, verleihen dem Film dabei eine fast unheilvolle Leichtigkeit.

Wichtiger Hinweis:

Das Zum Inhalt: Lehrer Hitchcock - alle ArbeitsblätterArbeitsblatt 4 in diesem Dossier beschäftigt sich mit dem Film "Das Fenster zum Hof" .

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