Traurig und mit fahlem Gesicht sitzt ein Kind vor einem Haus auf der Treppe. Doch als es nach oben schaut, hellen sich seine Züge sofort auf: Am Himmel lacht die Sonne in leuchtendem Orange-Gelb (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung)! Das Kind umfasst sie mit beiden Armen, saugt freudig ihre warme Farbe in sich auf und macht sich dann fröhlich auf den Weg. Auf einer Wiese begegnet es einer riesigen Blume und schmiegt sich in ihre lächelnde violette Blüte. In seinem Hochgefühl beinahe schwebend und mit nunmehr violettem Gesicht setzt das Kind seinen Ausflug fort. Zwischen mächtigen Bäumen streckt es sich in die Höhe und wächst, während sein Kopf die Farbe des saftigen grünen Laubs annimmt, erst zu den Kronen empor und dann dem Himmel entgegen, der das Kind mit einem herrlichen blauen Schauer umfängt. Als der Regen abklingt, sitzt das Kind glücklich in einer Pfütze und leuchtet in allen Farben. Kurz darauf trifft es auf einen großen Vogel, der weinend vor seinem Zuhause hockt. Es nimmt ihn in die Arme, seine Farben und sein Lachen übertragen sich auf das Tier und schließlich sind beide glücklich in einem bunten Wirbel vereint. Am Ende steht ein Mond am tiefblauen Sternenhimmel.

Ein Kind erkundet die Welt

Das französische "patouiller" heißt übersetzt so viel wie "manschen" oder "patschen" – Wörter, die man mit der ungehemmten Sinnlichkeit verbindet, mit der kleine Kinder begeistert und neugierig ihre Umgebung erforschen. Der Zum Inhalt: Animationsfilm "Patouille" handelt von einem Kind, das auf ebenso unvoreingenommene wie auch verspielte Weise die Welt erkundet. Wie ein Geschenk nimmt es die Erscheinungen der Natur an und findet so sein inneres Gleichgewicht – einen Glückszustand, der das Kind in die Lage versetzt, auch anderen Trost und Geborgenheit zu spenden.

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Patouille from Clémentine Campos on Vimeo.

Farben und Formen

Die französische Filmemacherin Clémentine Campos, Studentin der Animationsfilmschule EMCA, visualisiert diese kleine Geschichte in poetisch-minimalistischen Bildern, die an Kinderzeichnungen erinnern: Ohne perspektivische Tiefenwirkung vollzieht sich das Geschehen parallel zum Standpunkt der Betrachter/-innen vor einem hellen gemalten Hintergrund, auf dem die in wenigen Linien entworfenen Figuren und Objekte wie kindliche Kritzeleien wirken. Wie von Kinderhand gezeichnet sind die Sonne und Blume mit freundlichen Gesichtern "vermenschlicht". Und auch die unrealistischen Größenverhältnisse lassen innere und äußere Wahrnehmung wie aus kindlicher Perspektive ineinanderfließen.

Im Zentrum des visuellen Konzepts aber stehen die anfangs noch punktuell gesetzten kraftvollen Primär- und Sekundärfarben, die das emotionale Aufblühen des Kindes versinnbildlichen und folglich im Fortgang der Handlung mehr Raum einnehmen. In der pastosen Malerei, die den Anschein erweckt, als sei die Farbe spontan mit grobem Pinsel direkt vom Farbkasten ins Filmbild übertragen, findet das "Manschen" eine unmittelbare visuelle Entsprechung. "Patouille" erzählt so nicht nur von dem mit dem Naturerleben verbundenen Glücksempfinden, sondern auch von der Freude, diesem Erleben unmittelbar haptisch Ausdruck zu verleihen. Insofern bildet die scheinbar naive Machart des Films auch einen reizvollen Gegensatz zur kalt-perfekten Ästhetik moderner digitaler Animationsfilme (Glossar: Zum Inhalt: Animationstechniken).

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