Kategorie: Filmbesprechung
"Weihnachten im Zaubereulenwald"
Eia jõulud Tondikakul
Das Stadtkind Eia muss Weihnachten bei fremden Leuten verbringen, die im Wald auf einem Hof leben.
Unterrichtsfächer
Thema
Weihnachten, ein schön geschmückter Baum und ganz viel Zeit mit den Eltern – wie sehr hat sich die zehnjährige Eia aus Tallin auf das Fest gefreut. Aber dann wird sie bitter enttäuscht: Ihr Vater muss wegen einer Präsentation nach Singapur reisen, ihre Mutter mit ihrer Tanzcompagnie auf Tournee gehen. Und so kommt es, dass das Mädchen kurzerhand bei für sie wildfremden Leuten untergebracht wird. Dort wird sie jedoch mit offenen Armen empfangen und schnell lebt sie sich ein bei dem zottelbärtigen Ott, der mit seiner erwachsenen Tochter mitten Zum Inhalt: im Wald auf einem Hof lebt. Für Eia beginnt eine aufregende Zeit, in der das Stadtkind den Lebensraum Wald kennenlernt und schließlich auch einem Familiengeheimnis auf die Spur kommt.
Mit den Augen der Hauptfigur
Der Film der estnischen Regisseurin Anu Aun erzählt seine Geschichte konsequent aus der Kinderperspektive und bietet damit gleichaltrigen Zuschauer/-innen eine Identifikationsfigur, mit deren Augen sie den Zaubereulenwald entdecken können. Viele Zum Inhalt: subjektive Einstellungen vermitteln diesen Blick: So zeigt eine Zum Inhalt: Großaufnahme etwa Eias staunende Kinderaugen und anschließend das, was das Mädchen sieht – ein Eichhörnchen, das Moos auf einem Baum oder die verschneite Landschaft. Mit seinen weißen Wipfeln, die im Sonnenlicht glitzern, vereisten Bächen und einer vermeintlich unberührten Natur wirkt der Wald wie ein Winterwunderland. Ein Eindruck, den die Zum Inhalt: Lichtdramaturgie und die Zum Inhalt: Filmmusik unterstreichen.
Leben in der Stadt und auf dem Land
Aber nicht nur den Wald und die Freiheiten, die Eia auf Otts Hof gestattet werden, sind neu für das Mädchen. Sie erlebt hier auch eine neue Art des Miteinanders und einen anderen Lebensentwurf. Gerade hier setzt "Weihnachten im Zaubereulenwald" auf die gegensätzliche Darstellung zwischen Stadt und Land und bedient damit nicht nur einen (auch im Weihnachtsfilm) gängigen Topos, sondern inszeniert diesen auch auf durchaus konventionelle Art. In der Stadt lebt Eia in einer Wohnung, die in kühlen Zum Inhalt: Farben und funktional eingerichtet ist. Hier ist Familie eine Zweckgemeinschaft. Alle sind immerzu beschäftigt, jeder isst dann, wann er Zeit dafür hat. Auf dem Land dagegen sind die Hütten gemütlich und die Regale voll; die Küche ist zentraler Treffpunkt, wo gemeinsam gekocht, gegessen, gespielt und gelacht wird. Damit wird eine Gegenwelt entworfen, in der Traditionen gelebt werden und die Errungenschaften moderner Konsumgesellschaften keinen Platz haben. Auffällig ist auch hier die Farbgestaltung: Die Leute im Wald tragen vorzugsweise Zum Inhalt: Kleidung in den Farben Grün und Rot, die für Natur, Liebe und nicht zuletzt auch für Weihnachten stehen können. Gerade die Familie auf dem Nachbarshof wirkt fast wie eine Bilderbuchfamilie, in der sich Eia sofort wohlfühlt.
Die Tiere im Fokus
Auffällig oft richtet die Zum Inhalt: Inszenierung den Fokus auf die Tiere: Einerseits unterbrechen die Bilder von Vögeln, Rehen und Hasen, aber auch von seltenen Waldbewohnern wie Fischotter, Luchs oder die titelgebende "Zaubereule", der plötzlich wieder im Wald aufgetauchte Bartkauz, die Handlung und sorgen damit für Entspannung. Andererseits sind sie auch Teil der Geschichte. Bislang kannte Eia all diese Tiere nur von Fotografien. Nun aber entdeckt sie diese in ihrer natürlichen Umgebung. Die Kamera fängt sie meist in Halbtotalen ein und zeigt, wie sie auf Ästen sitzen, über die Felder rennen, im Schnee herumschleichen oder Spuren hinterlassen. Die Einstellungsgröße ist bewusst gewählt: Nicht das einzelne Detail eines Hasen ist bedeutsam, sondern sein Lebensraum – der Wald. Die Bilder sollen zeigen: Die Tiere sind Teil eines Ökosystems.
Kinder, die den Wald beschützen
Aber auch den Menschen ist er von großem Nutzen. Zum einen zeigt der Film, wie naturverbunden Ott und seine Nachbarn im und mit dem Wald leben. Ott bezeichnet ihn gar als Apotheke und sammelt Heilkräuter. Er verkörpert ein ursprüngliches Prinzip von Nachhaltigkeit: Wenn er mit Eia einen Weihnachtsbaum schlagen geht, achtet er darauf, einen Baum zu nehmen, der ohnehin gefällt werden muss. Ihm gegenüber steht der Waldbesitzer Raivo, der stets mit einem großen Geländewagen unterwegs ist und eine Pelzmütze auf dem Kopf trägt. Er will den Wald roden und zu Geld machen. Eia, die längst begriffen hat, dass damit der Lebensraum zerstört wird, will dies verhindern und findet in dem gleichaltrigen Nachbarsjungen einen Verbündeten. Während die Erwachsenen sich mit den Gegebenheiten¬ abfinden, kontaktieren die Kinder einen Umweltbiologen, der sie bei ihrem Vorhaben unterstützt. So merken Eia und ihr neuer Freund, dass sie auch als Kinder etwas bewirken können und als Retter der Natur Zukunft gestalten können.
Davon bestärkt fordert Eia schließlich auch von ihren Eltern ihr Recht auf Familienzeit und von ihrem Vater eine überfällige Versöhnung mit Ott ein. Gemeinschaft zu leben und Streit durch Liebe zu überwinden – das gehört zum Weihnachtsfest wie auch zum Weihnachtsfilm dazu. Und so endet "Weihnachten im Zaubereulenwald" mit dem Blick auf die beiden Familien, die sich um ein Feuer versammeln und auf das neue Jahr anstoßen.