Wichtiger Hinweis:

Bildungsrelevant, weil der Zum Inhalt: Dokumentarfilm eine Fotografin vorstellt, die die Zeit des Kalten Krieges dokumentierte und um ihre persönliche und künstlerische Freiheit kämpfen musste.

Die Geschichte: Eine Fotografin auf der Suche nach sich selbst

1968 erlebt die damals 16-jährige Libuše Jarcovjáková den Prager Frühling. Durch die Niederschlagung der tschechoslowakischen Reformbewegung politisiert, beginnt sie, sich für die Ränder der Gesellschaft zu interessieren. Den Fotoapparat nutzt die schüchterne Frau als Schutzschild und Eintrittskarte in ihr unbekannte Milieus. Sie fotografiert Fabrikarbeiter/-innen, Roma-Familien, Leute auf der Straße, in Eckkneipen und Bars der homosexuellen Szene. Ihre Schnappschüsse zeigen ein Leben jenseits der sozialistischen Norm, ungeschminkt und echt, schwankend zwischen Lethargie und Aufbegehren. Dabei ist Jarcovjáková nicht nur Beobachterin, sie taucht ein, wird zur Teilnehmerin und ist durch ihre Selbstportraits auch als Person im eigenen Werk präsent.

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Filmische Umsetzung: ein aus Fotos montierter Dokumentarfilm

Wegen ihres schonungslosen und zugleich zärtlichen Blicks auf queere Subkulturen wird Libuše Jarcovjáková auch als "Nan Goldin des Ostens" bezeichnet. In ihrem dokumentarischen Portrait der Fotografin konnte Regisseurin Klára Tasovská auf das komplette Fotoarchiv der Künstlerin sowie auf umfangreiche Tagebuchaufzeichnungen zurückgreifen. So entstand ein intimer Foto-Film, der mit leichter Hand seine Erzählbögen spannt – von der Vergangenheit in die Gegenwart und vom Privatem zum Politischen. Körper und Sexualität spielen eine zentrale Rolle. Der Film wurde ausnahmslos aus Fotos der Künstlerin (vor allem Schwarzweißaufnahmen) montiert (Glossar: Zum Inhalt: Montage), die durch einen von der Fotografin selbst gesprochenen Kommentar (Glossar: Zum Inhalt: Voiceover) kontextualisiert werden. Statt einer vermeintlich objektiven Geschichtsbetrachtung steht so die subjektive Perspektive im Mittelpunkt. Gezielt gesetzte Soundeffekte (Glossar: Zum Inhalt: Tongestaltung/Sound-Design), vor allem aber die extra für den Film komponierte Zum Inhalt: Musik sorgen für ein bewegendes Kinoerlebnis.

Thema: Subkultur und Kunst als Rebellion gegen einen repressiven Staat

Der Film veranschaulicht, was es heißt, wenn repressive politische Systeme die Freiheit einschränken und zeigt, wie Menschen rebellieren, indem sie in Subkulturen ausweichen, Kunst schaffen, politisch aktiv werden – oder resignieren.

Fragen für ein Filmgespräch

  • Dieser Foto-Film arbeitet auf der Bildebene ausschließlich mit den Fotografien Libuše Jarcovjákovás. Was könnten die Gründe dafür sein, dass auf die Produktion eigener Filmaufnahmen (wie beobachtende Zum Inhalt: Sequenzen oder Interviews) ganz verzichtet wurde?

  • Welche Rolle spielt die Tatsache, dass Libuše Jarcovjáková 1952 in der ČSSR und damit in einem sozialistischen Land geboren wurde, für ihr Leben und ihre Kunst? Wie hat sich ihre Situation in Japan und in West-Berlin verändert?

  • Körper und Sexualität spielen in Jarcovjákovás Werk eine zentrale Rolle. Vergleicht die im Film gezeigten Selbstportraits der Fotografin mit Körperbildern, denen ihr auf Social Media begegnet. Wo seht ihr Unterschiede in der Darstellung, wo Gemeinsamkeiten?

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

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