Die Regisseurin Pamela Meyer-Arndt widmet sich in "Rebellinnen – Fotografie. Underground. DDR." Künstlerinnen, deren fotografische Werke als Akte des Widerstands gegen die SED-Diktatur verstanden werden können. In ihrem Zum Inhalt: Dokumentarfilm porträtiert sie drei Frauen, deren Lebensgeschichten und Arbeiten trotz vieler Unterschiede auch erstaunliche Gemeinsamkeiten aufweisen, und damit einen spezifisch weiblichen Blick auf die Unterdrückung in der DDR nahelegen: Gabriele Stötzer wird 1976 nach dem Unterschreiben einer Solidaritätsbekundung mit dem ausgebürgerten Liedermacher Wolf Biermann zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Aus der traumatisierenden Erfahrung der Einzelhaft entwickelt sie fotografische Körperstudien, die Formen von weiblicher Solidarität nachgehen und sich dabei des elementaren Rechts zu existieren versichern. Auch Tina Bara stellt in ihren poetischen Aufnahmen den nackten Körper ins Zentrum. Ihr Fokus liegt stärker auf der Ausstellung der eigenen Verletzbarkeit als dem Ausdruck von Protest. Cornelia Schleime wiederum inszeniert sich auf ihren Selbstporträts oft entblößt und verfremdet, um den eigenen Körper zu einem Ausdrucksmedium für all das zu machen, was in der Diktatur unaussprechlich bleibt.

Zwischen Interview-Gespräche (Glossar: Zum Inhalt: Talking Heads) mit den Künstlerinnen montiert (glossar: Zum Inhalt: Montage) Meyer-Arndt deren performative Fotografien und Zum Inhalt: Super 8-Experimentalfilme und gibt den Frauen somit einen filmischen Raum, die Entstehungsgeschichten ihrer Arbeiten unmittelbar oder im Zum Inhalt: Voiceover selbst zu reflektieren. Sie begleitet sie bei der Arbeit in ihren Ateliers (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) und an die ehemaligen Orte ihres Wirkens, deren Vergangenheit ebenfalls durch Fotografien nachgegangen wird. Neben Ausschnitten aus TV-Interviews der Künstlerinnen vor und nach der Wende zeigt Meyer-Arndt auch Auszüge aus ihren Stasi-Akten. Sie machen die Unmittelbarkeit der Bedrohung spürbar, der die Frauen ausgesetzt waren. Alle drei Künstlerinnen besitzen einen großen Fundus an Werken aus der DDR-Zeit, dessen Erschließung ebenso wie die Aufarbeitung der SED-Diktatur noch im Gange ist. Die Bedeutung ihrer Arbeiten veranschaulicht der Film vor dem Hintergrund ihrer erdrückenden Lebenswirklichkeit in der DDR eindringlich. An ihren eigenen Körpern bringen die drei Frauen Erfahrungen von Enge, permanenter Bespitzelung und seelischer Verwundung zum Ausdruck, die in filmischen Close-Ups (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) ihrer Arbeiten wirkungsvoll herausgestellt werden. Die Weigerung, ihre Individualität Preis zu geben, wird im künstlerischen Schaffensprozess zu einem performativen Akt des Widerstands gegen das Regime.

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Im Kunstunterricht können die Grundzüge der performativen Wende in den Künsten erarbeitet werden. Durch welche Techniken wird die Unterscheidung zwischen Kunst und (Alltags-)leben in den Arbeiten der Künstlerinnen aufgehoben? Wie kommen autobiografische Aspekte der Frauen in den Werken zum Ausdruck? Welche Rolle spielen dabei visuelle Medien wie Fotografie und Film? Und welche Formen der Erkenntnis entstehen durch eine solche Arbeit mit Selbstporträts? Auch der Zusammenhang von ästhetischer Erfahrung und Widerstand gegen politische Gewalt und Unterdrückung kann zum Ausgangspunkt der Diskussion werden. Warum wurden die Arbeiten der drei Künstlerinnen vom Regime als Bedrohung wahrgenommen? Im Unterricht können andere Beispiele subversiver Kunst in der DDR diskutiert werden. Inwieweit kann künstlerisches Schaffen selbst als Widerstand begriffen werden?

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