Der Körper lügt nicht. Diese Überzeugung, geäußert von der bedeutenden serbischen Performance-Künstlerin Marina Abramović, steht am Anfang von "Body of Truth" . In ihrem Zum Inhalt: Dokumentarfilm stellt Evelyn Schels eine Verbindung her zwischen dem Schaffen von vier Frauen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen, die den eigenen Körper auf unterschiedliche Weise als Material für ihre Kunst nutzen. In Rhythm 0 (1974) etwa forderte Marina Abramović ihr Publikum dazu auf, ausgelegte Gegenstände – darunter ein geladener Revolver – nach freiem Belieben an ihr zu nutzen. In Freeing the Voice (1975) schrie sie so lange, bis ihre Stimme versagte. Die israelische Installations- und Videokünstlerin Sigalit Landau verletzte sich in ihrer Arbeit Barbed Hula (2000) selbst beim Hula-Hoop mit einem Reifen aus Stacheldraht. Bekannt für ihre vielfältig manipulierten Selbstporträts, nutzt die deutsche Fotografin Katharina Sieverding das eigene Gesicht als Mittel zur Kritik an gesellschaftspolitischen Realitäten. Die Exil-Iranerin Shirin Neshat schließlich untersucht in ihren Film- und Fotoarbeiten die Komplexität weiblicher Identitäten inmitten einer sich wandelnden kulturellen Landschaft im Nahen Osten. Der weibliche Körper interessiert sie dabei in seiner Relation zu politischen und religiösen Ideologien – so wie in der Fotoserie Women of Allah (1993–97), in der sie sich selbst bewaffnet und mit iranischem Tschaodor verschleiert in Szene setzt.

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In klassischer Machart mischt der Kinodokumentarfilm "Body of Truth" Interview- Zum Inhalt: Sequenzen, Archivmaterialien und beobachtende Aufnahmen, die die Protagonistinnen bei ihrer Arbeit begleiten. Die Regisseurin verzichtet dabei auf einen direkten Kommentar (Glossar: Zum Inhalt: Voiceover) und lässt allein die Künstlerinnen zu Wort kommen. Erklärtes Ziel der Regisseurin ist es, in ihrem Film einen Dialog herzustellen „zwischen den Biografien der Künstlerinnen, ihren Werken und der Zeitgeschichte.“ So legen die Frauen nicht nur ihre künstlerischen Ansätze dar, sondern berichten auch von Leidens- und Gewalterfahrungen, die eine wesentliche Triebfeder und ein thematischer Kern ihrer individuellen Schaffensprozesse sind. In ihren Biografien spiegelt sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts: der Zweite Weltkrieg, der deutsche Faschismus und die Shoah, die 68er-Bewegung, die Iranische Revolution von 1979, der Nahost-Konflikt. In der Kunst der Frauen wird der Körper zum symbolischen Schlachtfeld realer politischer Kämpfe und gesellschaftlicher Konflikte.

Ausgehend von der filmischen Darstellung können Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Künstlerinnen herausgearbeitet werden, um auf dieser Basis ihr Werk zu untersuchen. Während der Film anhand ausgewählter Arbeiten einen Überblick über das Schaffen der vier Künstlerinnen gibt, bietet es sich für den Unterricht an, einzelne Werke genauer zu betrachten und ihre Wirkung zu diskutieren, zum Beispiel in Form von Kurzreferaten. Ein Schwerpunkt sollte dabei der körperlichen Präsenz der Künstlerinnen gelten. Es eignen sich beispielsweise Rhythm 0, Barbed Hula, Women of Allah (1993–1997) und Stauffenberg-Block I-XVI (1969/96). Besonderer Gesprächsbedarf ergibt sich aus den extremen Körperperformances von Marina Abramović und Sigalit Landau, in denen sie mit körperlichen Grenzerfahrungen und Selbstverletzungen arbeiten und so eine Diskussion über den Kunstbegriff sowie ethische und rechtliche Aspekte provozieren: Kann Gewalt Kunst sein? Erfordert die Thematisierung drastischer Verhältnisse drastische künstlerische Methoden? Welche Grenzen gibt es in der Kunst? Es bietet sich weiterhin ein gender-spezifischer Fokus auf die im Film thematisierte Rolle des weiblichen Körpers als Teil künstlerischer Reflexionen von Machtdiskursen an. Im Darstellenden Spiel kann der Film Ausgangspunkt für Übungen zum Thema Körpererfahrung sein.

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