Osage County, Oklahoma, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs: Durch den Fund riesiger Ölreserven ist das Volk der Osage zu ungeahntem Reichtum gekommen. Kurz darauf wird das ehemalige Reservat der Native Americans von rätselhaften Todesfällen erschüttert. Die näheren Umstände werden nicht aufgeklärt, die weißen "Vormünder" der Osage – häufig die Ehemänner – erben Land und Geld. In dieser Situation wird der ziellose Weltkriegsveteran Ernest Burkhart von seinem mächtigen Onkel William "King" Hale ermuntert, ebenfalls eine Osage-Frau zu heiraten. Ernests Liebe zu Mollie ist echt, doch den finsteren Plänen des Onkels, der gegenüber den Osage als gütiger Patriarch auftritt und sogar ihre Sprache spricht, hat er nichts entgegenzusetzen. Kein anderer als „King“ Hale steckt hinter der Mordserie, um die es sich in Wirklichkeit handelt. Nun soll, nach ihren bereits ermordeten Schwestern, auch Mollie sterben. Während Ärzte die Diabeteskranke mit präpariertem Insulin schleichend vergiften, übernimmt das FBI die Ermittlungen.

Nach dem Tatsachenroman Das Verbrechen: Killers of the Flower Moon von David Grann rekonstruiert Regieveteran Martin Scorsese ("Zum Filmarchiv: "Taxi Driver"" , USA 1976) die "Osage-Morde" im Oklahoma der 1920er-Jahre. Im Stil einer Wochenschau montierte (Glossar: Zum Inhalt: Montage) Schwarz-Weiß-Aufnahmen und -fotos (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) zeigen zunächst den plötzlichen Reichtum der zuvor bettelarmen Osage, die sich nun Autos, Privatflugzeuge und sogar weiße Bedienstete leisten können. Nach diesem heiteren Beginn taucht der Film in die düsteren Abgründe einer Geschichte, in der Betrug, Verrat und perfider Rassismus an jeder Ecke lauern. Nur auf der Oberfläche zelebrieren prachtvolle Zum Inhalt: Kostüme und Zum Inhalt: Ausstattung ein harmonisches Miteinander der Kulturen. Wenn die Osage-Frauen in ihrer Sioux-Sprache über ihre weißen Ehemänner sprechen, wissen sie nur zu gut, mit wem sie es zu tun haben: Männer wie Ernest sind gierige Glücksritter und Tagediebe, auf die sie nach Rechtslage leider angewiesen sind. Die Story (Glossar: Zum Inhalt: Plot) konzentriert sich indes auf Ernest, von Filmstar Leonardo DiCaprio gespielt als schwacher, unterwürfiger und somit leicht manipulierbarer Mann. Nach Hales Anweisungen lässt er selbst mehrere Morde ausführen und nährt damit ein System, das Zeitungen der Zeit eine "Schreckensherrschaft" nennen. Das bittere Ende der Geschichte, die mit einer würdevollen Osage-Zeremonie begann, ist eine respektlose weiße Radioshow, die das Schicksal der Osage zum reißerischen "True Crime"-Hörspiel verarbeitet.

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"Killers of the Flower Moon" ist hingegen ein kritischer "True Crime"- Zum Inhalt: Western mit ungewohnter Geschichte und altem Thema: die brutale Landnahme durch die Weißen, mit allen Mitteln. Von 1921 bis 1925 wurden mindestens 60 Osage getötet, die wenigsten Fälle wurden aufgeklärt. In Geschichte und Politik lässt sich die US-amerikanische Politik gegenüber den Native Americans erörtern. Ein Gesetz von 1921, das den Osage zur Wahrnehmung ihrer Landrechte ("Headrights") die Pflicht einer weißen "Vormundschaft" auferlegte, steht in einer langen Geschichte der Repression mit tödlichem Ausgang. Vor dem Hintergrund postkolonialer Debatten lässt sich auch die Perspektive des Films diskutieren. Zwar ließ sich Filmemacher Scorsese intensiv von den Osage unter Vorsitz deren Oberhaupts Geoffrey Standing Bear beraten, dennoch ist zu fragen, ob in diesem Film mit Starbesetzung (Glossar: Zum Inhalt: Schauspiel) die Perspektive der Osage stärker hätte gewichtet werden können. Auch auf der Leinwand bleiben die Natives meist passive Opfer, die hinterrücks erschossen und vergiftet werden. Dennoch erinnert der Film in überaus lohnenden dreieinhalb Stunden an ihre wenig bekannte Geschichte und an ein Leid, das noch heute nachwirkt.

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