Kategorie: Film
"Oskar Fischinger - Musik für die Augen"
Dokumentarfilm über den Pionier des abstrakten Films und seiner Laufbahn von Berlin bis nach Hollywood.
Unterrichtsfächer
Thema
Oskar Fischinger (1900–1967) zählt zu den bedeutenden Pionier/-innen des Zum externen Inhalt: abstrakten Films (öffnet im neuen Tab) – zu jener Kinoavantgarde der 1920er- und 1930er-Jahre, die auf erzählerische Strukturen verzichtete und stattdessen Farben (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) und Formen sowie deren Bewegungsrhythmen in den Mittelpunkt rückte. Harald Pulchs und Ralf Otts Zum Inhalt: Dokumentarfilm "Oskar Fischinger - Musik für die Augen" widmet sich dem facettenreichen Leben eines Mannes, der nicht nur Filmemacher, sondern auch Trickfilmexperte, ein gefragter Fachmann für Zum Inhalt: Special Effects und Maler war. Fischinger begleitete entscheidende Wegmarken der Kinogeschichte wie die Einführung der Tonspur oder des Farbfilms. Er erweiterte die Gattung des abstrakten Films um neue Techniken und Effekte und prägte sie mit einer einzigartigen Ästhetik. In seinen faszinierenden Visualisierungen klassischer Musik durch rhythmisch bewegte Formelemente führte er spielerisch und zugleich höchst präzise Bild und Ton zusammen. Sie entstanden von Hand – ohne die Möglichkeit der digitalen Bildbearbeitung, die die Basis zeitgenössischer abstrakter Musikvideos ist. Fischingers Filmlaufbahn begann nach Ende des Ersten Weltkriegs in München, wo er alles über den frühen Trickfilm lernte. Später zog es ihn nach Berlin. Dort schuf er neben eigenen Arbeiten und viel beachteten Werbefilmen unter anderem auch den Raketenflug für Fritz Langs Zum Inhalt: Stummfilm "Frau im Mond" (DE 1929). Auf seine Emigration 1936 in die USA folgte eine kurze Hollywoodkarriere, bevor er in den 1940er-Jahren schließlich von der Filmkunst vollständig zur Malerei wechselte.
Der chronologisch erzählte Dokumentarfilm ist in mehrere Abschnitte unterteilt, die wichtige künstlerische und biografische Etappen in Fischingers Leben fokussieren. Die Grundlage des Films bildet ein ausführliches Interview mit Fischingers Ehefrau und Mitarbeiterin Elfriede (1910-1999), das Harald Pulch und sein Kameramann Eckhard Jansen bereits 1993 im kalifornischen Long Beach aufgezeichnet haben. Darin führt Elfriede Fischinger, die zugleich eine Cousine des Künstlers war, immer wieder auch Objekte und Apparaturen vor, die sie und ihr Mann für ihre Filme verwendet haben. Erlebbar werden diese Stücke durch zahlreiche Zum Inhalt: Sequenzen aus Fischingers filmischem Oeuvre, die in die Erzählung hineinmontiert sind (Glossar: Zum Inhalt: Montage) . So liegt eine Qualität des Films darin, dass er Fischingers Werk für sich sprechen lässt und gleichzeitig in Erinnerung ruft, wie etwa "Studie Nr. 8" (DE 1931), "Komposition in Blau" (DE 1935) und "An Optical Poem" (USA 1937). Ergänzt werden die Filmausschnitte durch eine Vielzahl von Fotografien aus dem "Studio Fischinger" des Jahres 1923 und Privataufnahmen als auch durch historisches Archivbildmaterial, das Fischingers Leben in eine größere Erzählung einbettet. So erschließt sich, in welch politisch bewegten Zeiten der Künstler seine Visionen umzusetzen versuchte.
Fischingers zeitlos beeindruckende Filme bieten sich im Kunstunterricht sowohl als Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit abstrakter Malerei als auch mit Zum externen Inhalt: absolutem Film (öffnet im neuen Tab) und Tricktechniken an. Die Schüler/-innen könnten anhand der im Dokumentarfilm oft sehr anschaulich dargestellten Tricks angeregt werden, ihren eigenen Kurzfilm mit abstrakten Formen, etwa als Daumenkino, zu entwickeln. In seinen Filmen nahm Fischinger die Entwicklung des späteren abstrakten Videoclips vorweg, indem er untersuchte, wie Musik visualisiert werden kann. Im Kunst- oder Musikunterricht könnte die Verbindung von Musik und Bewegtbild genauer betrachtet werden: von den Anfängen im Avantgardefilm des frühen Tonfilms über die Musikvideorevolution im analogen Fernsehen bis zur zeitgenössischen TikTok-Kultur. Fischingers abstrakte Kunst galt den Nationalsozialisten bald als "entartet". Das Schicksal der erzwungenen Migration teilte die Familie mit vielen anderen deutschen Kunstschaffenden. Im Geschichtsunterricht könnte diese Lebenswendung als Basis einer Auseinandersetzung mit Vertreibung, Migration und Integration in neue Gesellschaften dienen.