29. Juli 2000, Provinz Gipuzkoa im spanischen Baskenland: Der Ex-Zivilgouverneur Juan Mari Jáuregui wird in einem Café von Mitgliedern der baskischen Separatistenorganisation ETA (Euskadi Ta Askatasuna) gewaltsam ermordet. Seine Frau, Maixabel Lasa, und seine Tochter Maria Jáuregui sind am Boden zerstört. Dennoch versuchen sie, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, schon Juan Mari zuliebe, der zeitlebens gegen Gewalt und Hass und für den Dialog eingetreten ist. Elf Jahre später erhält Maixabel eine verstörende Anfrage: Inhaftierte ehemalige Mitglieder der ETA wollen Familienangehörige ihrer Opfer um Vergebung bitten. Als sie schließlich einwilligt, sich mit den Mördern ihres Mannes zu treffen, kann sie noch nicht ahnen, dass ihr diese schmerzhaften Gespräche neue Kraft und Lebensmut bringen werden. Auch Ibon Etxezarreta, einer der Täter, geht geläutert aus dieser Begegnung hervor, die für beide einen großen Schritt weg von Hass und hin zu Hoffnung bedeutet.

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Die renommierte spanische Regisseurin Icíar Bollaín (Zum Filmarchiv: "Und dann der Regen – También la lluvia", 2010; Zum Filmarchiv: "El olivo – Der Olivenbaum", 2016) wagt sich in enger Zusammenarbeit mit der realen Maixabel Lasa an die Rekonstruktion dieser bemerkenswerten Begegnung, die auf wahren Begebenheiten beruht. Stark verdichtet wird die persönliche Entwicklung der Beteiligten über den Zeitraum eines Jahrzehnts wiedergegeben. In der kargen Kulisse des Gefängnisses (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) und in schlicht gehaltenen Räumen inszeniert (Glossar: Zum Inhalt: Mise-en-scène/Inszenierung) sie unterdrückte Gefühle und sprechende Blicke. Das subtile Zum Inhalt: Sounddesign unterstreicht die wachsende Unruhe der Beteiligten, etwa bei der rhythmisch schlagenden Rührmaschine in der Gefängnisbäckerei oder dem wiederkehrenden Telefonklingeln. Der unterschwellige Ausnahmezustand erreicht seinen Höhepunkt, wenn Ibon die Tatorte seiner Morde aufsucht. Überraschend ist die starke Annäherung von Täter und Opfer, die jeweils einer Welle des Unverständnisses seitens beider Konfliktparteien die Stirn bieten müssen. Konsequent endet der Film mit der Zum Inhalt: Szene der Gedenkfeier an Juan Mari, in der Maixabel der ungläubigen Trauergemeinde gemeinsam mit Ibon entgegentritt.

"Maixabel" verhandelt ein brisantes Thema aus der jüngeren spanischen Vergangenheit, das weit über die Regionalgrenzen des Baskenlandes Relevanz besitzt. Die individuellen Folgen der ETA-Anschläge lassen sich ebenso auf jüngere rechtsextremistische oder islamistische Gewalttaten übertragen. Im Gemeinschaftskundeunterricht kann die Sinnsuche Ibons genutzt werden, um seinen blinden Weg der Radikalisierung nachzuvollziehen. Für wessen Ziele hat er Menschen ermordet? Über die Jahre seiner Inhaftierung hinweg schleicht sich die schmerzende Gewissheit ein, nur Handlanger in einer zweifelhaften Mission gewesen zu sein. Im Politik- und Geschichtsunterricht bietet der Film Anlass zur Diskussion, inwieweit die Bereitschaft zum Dialog Spaltungstendenzen innerhalb der Gesellschaft oder auch extremen Ideologien und Hass entgegenwirken kann. Im Ethikunterricht kann die Frage nach persönlicher Schuld und möglicher Vergebung im Vordergrund stehen. Die Erkenntnis, dass auch Maixabel die Gespräche mit den Tätern bei der Trauerbewältigung geholfen haben, kann hierbei näher untersucht werden. Für den Spanischunterricht bietet es sich an, den Film in Originalfassung zu sehen und zur Nachbearbeitung spanische Presseartikel heranzuziehen (siehe Informationen und Materialien).

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