Juana ist 17 Jahre alt und durch ihre Behinderung auf ihren Rollstuhl und die Menschen um sich herum angewiesen. Sie kann lediglich ihre Hände und Unterarme bewegen. Trotzdem träumt sie wie alle in ihrem Alter von Liebe, Sexualität und dem ersten Mal und tut alles dafür, ein solches zu erleben. Sie kommt in ihrer Heimatstadt Cordoba (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) an eine neue Schule, freundet sich dort mit Julia und Efe an und findet ein Thema, für das sie sich ebenso leidenschaftlich engagiert wie die rebellische Julia: die Einführung von Sexualkundeunterricht an ihrer Schule. Als nach ihrem ersten sexuellen Erlebnis Juanas Regelblutung ausbleibt, wirft das den Alltag der Schülerin ziemlich durcheinander. Die Auseinandersetzung mit einer möglichen Schwangerschaft hilft ihr jedoch, nicht nur ihr Bedürfnis nach Sexualität, sondern auch ihren Platz in der Aktionsgruppe zu verteidigen.

Die Miniserie lebt von der starken, charismatischen Protagonistin und ihrer Perspektive auf ihre Umwelt. Die Zuschauenden bekommen einen Einblick in das Leben mit Behinderung, wenn Treppen zum Problem werden oder Juana im Rollstuhl nur zuschauen kann, als ihre Mitschüler/-innen bei einer Demonstration auf ein Dach klettern. Auch körperliche Liebe ist für Juana mit größeren Hürden verbunden als für ihre Freundinnen, muss sie nicht nur ihren Liebhabern immer erst einmal erklären, wie sie sie aus dem Rollstuhl heben müssen, sondern auch ihrer Mutter verständlich machen, dass sie ebenso schwanger werden kann wie die Schwester oder die Kusine. "1 Meter 20" nimmt somit das Thema Behinderung in den Fokus und zeigt zugleich, wie Inklusion gelingen kann – durch Juanas Beharren auf ihre Rechte und ihr Teilnehmen an den Protestaktionen ebenso wie durch das Verständnis und die Freundschaft ihrer Mitmenschen. Dabei macht die Kameraarbeit – vor allem mit subjektiven Einstellungen (Glossar: Zum Inhalt: subjektive Kamera) und durch das Heranzoomen (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) von Details (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) – Juanas Wahrnehmungen und Gefühle deutlich, was durch die ausdrucksstarke Musik (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) und den gelungenen Einsatz Zum Inhalt: visueller Effekte verstärkt wird. So werden unter anderem Textnachrichten als Zum Inhalt: Inserts im Bild integriert, was zugleich darauf verweist, dass Handys und soziale Medien eine große Rolle im Leben von Juana und den anderen Jugendlichen spielen.

"1 Meter 20" erzählt auf unbefangene Art von Behinderung, Sexualität und Selbstbestimmung. Hier kann die Filmarbeit in den Fächern Ethik, Lebenskunde, Sozialkunde oder im Sprachunterricht ansetzen: Wodurch zeichnet sich der offene Umgang mit Sexualität in der Miniserie aus? Wie wird Juanas Perspektive filmisch vermittelt und wie wird sie als Hauptfigur charakterisiert? Juana fordert selbstbewusst ihr Recht auf körperliche Liebe und Zärtlichkeit ein, was einen Ausgangspunkt bietet, um über Sexualität als Grundbedürfnis von Menschen mit und ohne Behinderung und als Bestandteil der eigenen Persönlichkeit zu sprechen. In diesem Zusammenhang kann auch das gesellschaftliche Engagement der Jugendlichen in der Serie für Sexualkunde im Schulunterricht gesehen werden. Sie setzen sich lautstark für sexuelle Aufklärung auf Augenhöhe ein, wobei für sie vor allem Themen wie Selbstbestimmung im Vordergrund stehen. Juana übernimmt dabei eine Schlüsselrolle: Es geht ihr dabei nicht nur um die Sexualität zwischen Frauen und Männern, sondern um einen diversen Sexualitätsbegriff.

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