Der 29-jährige Enea sehnt sich nach körperlicher Nähe, nach Zärtlichkeit und Sex. Das ist eigentlich nichts besonderes, erweist sich in seinem Fall aber als kleine Herausforderung. Denn Enea ist Autist, Frauen reagieren auf seine unbeholfenen Annäherungsversuche meist ablehnend. Seine zwei besten Freunde Carlo und Alex wollen ihm helfen, seinen Wunsch nach körperlicher Nähe zu erfüllen, und unternehmen deshalb gemeinsam mit Enea eine Reise von Italien über Österreich nach Deutschland. Ihr Reiseziel ist eine Einrichtung, die auf die sexuellen Bedürfnisse behinderter Menschen spezialisiert ist. Unterwegs prallen Eneas idealistische Vorstellungen von Liebe auf tatsächliche Erfahrungen mit sexuellen Dienstleisterinnen. So findet Enea zum ersten Mal heraus, wonach er sich im Grunde wirklich sehnt.

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"(K)ein besonderes Bedürfnis" ist ein dokumentarisches Zum Inhalt: Roadmovie, das mit Zurückhaltung Ausgang und Entwicklung einer Sehnsucht verfolgt. Dabei kommt dem Filmemacher Carlo Zoratti das in langjähriger Freundschaft entstandene Vertrauensverhältnis zu seinem Protagonisten zugute. Zoratti begleitet Enea in intimen Momenten, er hört ihm zu und nimmt Anteil an seinen Hoffnungen und Enttäuschungen, an Trauer und Glück. In solchen Situationen wirkt die Kamera wie ein vierter Mitreisender, hält sich aber stets neutral im Hintergrund. Dennoch stellt sich eine für einen Zum Inhalt: Dokumentarfilm erstaunliche Nähe ein, die es den Zuschauenden ermöglicht, sich in Eneas Lage hineinzuversetzen und Empathie für sein Schicksal zu entwickeln – beispielsweise als ihm im Gespräch mit den deutschen Sexualtherapeutinnen klar wird, dass seine Supermodel-Traumfrau unerreichbar bleiben wird. So kommt Enea am Ende seiner langen Reise schließlich zu einer so profunden wie banalen Erkenntnis: Sex allein macht nicht glücklich.

Sehr anschaulich lassen sich am Beispiel des Films die Begriffe Normalität und Behinderung sowie Inklusion und Ausgrenzung untersuchen. Vor allem legt der Film ein Augenmerk auf das Thema der tabuisierten Sexualität von Menschen mit Handicap. Hier lässt sich eine Diskussion über traditionelle Rollenbilder, die gesellschaftlichen Vorstellungen von normativem Sexualverhalten und historisch tradierten sowie modernen Liebeskonzepten anknüpfen, welche wiederum mit den tatsächlichen gesetzlichen Regelungen und gesellschaftlichen Angeboten abgeglichen werden können. Dabei sollte auch der historische Wandel – von der Zwangssterilisierung bis zur Sexualbegleitung – berücksichtigt werden. Nicht zuletzt wirft "(K)ein besonderes Bedürfnis" die Frage nach der Darstellung von Menschen mit Handicap im Film auf. Vergleiche können mithilfe eines erweiterten Korpus – von der wegweisenden Fernsehserie "Unser Walter" (D 1974) über Zum Filmarchiv: "Rain Man" bis zu aktuellen Produktionen wie Zum Filmarchiv: "Gabrielle" – gezogen werden.

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