Kategorie: Film
"West Side Story (1961)"
West Side Story
Das Original: der Musical-Klassiker über rivalisierende Jugendbanden in Manhattan und Identitätskonflikte
Unterrichtsfächer
Thema
New York, 1961: Wenn die "Sharks" und die "Jets" aufeinandertreffen, wird Manhattan zur Bühne. Noch bekämpfen sich die Kinder puerto-ricanischer Einwanderer/-innen und weißer Amerikaner/-innen nur mit Gesang und Tanz. Als sich der ehemalige "Jet" Tony in die gerade erst immigrierte Maria verliebt, wird die Lage allerdings bedrohlich. Sie ist die Schwester des "Sharks"-Anführers Bernardo und bereits dessen Freund Chino versprochen. Um die Fronten zu klären, vereinbaren Bernardo und der oberste "Jet" Riff einen Kampf beider Banden ums Revier. Tony, der alten Feindschaft längst überdrüssig, gelingt es zunächst, diesen auf ein Duell zweier ausgewählter Kämpfer zu reduzieren – ohne Messer. Doch die angestauten Aggressionen erweisen sich als zu stark. Der nächtliche Kampf unter dem Highway endet tödlich. Die von Maria und Tony erträumte Zukunft in einem besseren Leben wird es nicht geben.
Das Filmmusical (Glossar: Zum Inhalt: Genre) "West Side Story" , gedreht 1961, beruht auf dem in den Jahren zuvor erfolgreichen Broadway-Musical von Leonard Bernstein (Musik) und Stephen Sondheim (Text). Die Übertragung innovativer Tanzchoreografien von der Bühne auf den Film – neben Robert Wise wird auch der Choreograf Jerome Robbins als Regisseur genannt – gilt bis heute als bahnbrechend. Nicht lange Dialoge, sondern Gesang und Tanz (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) treiben die Handlung voran. Nummern wie Jet Song oder Dance at the Gym, teilweise nicht wie im Musical-Genre üblich im Studio, sondern auf offener Straße gedreht (Glossasr: Zum Inhalt: Drehort/Set), vermitteln die körperliche Energie der rivalisierenden Gangs. In Gee, Officer Krupke wird humorvoll die Polizei veralbert. Das von verschiedenen Chören gesungene America ist nicht nur ein bis heute populärer Klassiker, sondern soziopolitischer Kommentar: "Life is all right in America", singen die optimistischen Puerto-Ricanerinnen; "If you’re all-white in America", entgegnen die desillusionierten Jungs. Die nach Shakespeares Romeo und Julia modellierte Romanze wirkt demgegenüber etwas betulich. Die Spannung bleibt jedoch erhalten durch die fulminante Nebenrolle von Bernardos selbstbewusster Freundin Anita, die als beste Freundin Marias in einen Loyalitätskonflikt gerät.
Der mit zehn Oscars geehrte Film vereint explosive Zum Inhalt: Tanzszenen in knalligem Technicolor (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) mit ernsten Themen. Die in der Nachkriegszeit propagierte Idee des "Melting Pot" zerbricht an der Realität. Statt sich im "American Dream" zu vereinen, bekämpfen sich die Eingewanderten verschiedener Herkunft gegenseitig. Zur Zeit der "Rock’n’Roll"-Revolution verhalfen dieser kritische Blick und der aufregend individuelle, an den damaligen "Modern Dance" angelehnte Tanzstil dem längst angestaubten Genre Musical zu neuem Glanz. Mit seinen Gesangsnummern, die jede für sich ein abgeschlossenes Minidrama bilden, eignet sich der Filmklassiker hervorragend für die Analyse in Fächern wie Englisch, Musik oder Politik. Auch jenseits von "Bandenkriegen" und zeitspezifischem Kontext sind die hier geschilderten, mit Migration und Rassismus verbundenen Identitätskonflikte weiterhin aktuell. Zu diskutieren neben filmästhetischen Besonderheiten des Genres Musical ist die von Stereotypen nicht freie Darstellung der Puerto-Ricaner/-innen, die sich auch in Besetzung und Zum Inhalt: Maske niederschlägt: Sowohl der mit Blick auf das Massenpublikum engagierte Star Natalie Wood, als auch die Anita-Darstellerin Rita Moreno, die einzige gebürtige Puerto-Ricanerin am Set, wurden wie alle Schauspieler/-innen in lateinamerikanischen Rollen umfangreich geschminkt. Die gleichnamige Neuverfilmung (2021) von Steven Spielberg modernisiert das Vorbild mit einem von vornherein diverseren Cast. Vergleiche beider Versionen versprechen, auf inhaltlicher wie formaler Ebene, weitere interessante Diskussionen.
Heranführung an den Film West Side Story (USA 1961, Regie: Jerome Robbins, Robert Wise)
Fächer: Englisch, Musik, Ethik, Sozialkunde, Geschichte ab Klasse 9, ab 14 Jahren
Vor der Filmsichtung:
a) Was verbindet ihr mit der Stadt New York City? Nutzt die Methode des Zum Inhalt: Brainstormings. Haltet eure Ergebnisse an der Tafel fest.
b) Kennt ihr bereits Filme und/oder Serien, die in New York City spielen? Stellt im Plenum die Filme mittels einer Zum externen Inhalt: Synopsis (öffnet im neuen Tab), der kurzen Zusammenfassung der Handlung, dar. Ordnet die Filme Genres zu.
c) Seht euch den ersten Teil der Exposition des 1961 gedrehten US-amerikanischen Films "West Side Story" an (Timecode: 0:05:00-0:06:24). Beschreibt möglichst genau, was die Zum Inhalt: Einstellungen zeigen und analysiert die Wirkung der Zum Inhalt: Kameraperspektive und Zum Inhalt: -fahrt.
Hinweis: Der Timecode bezieht sich auf die DVD-Version.
d) Seht euch die restliche Zum Inhalt: Anfangssequenz an (TC: 0:06:24-0:23:00). Fasst den dargestellten Konflikt zusammen. Um welches Zum Inhalt: Genre handelt es sich bei "West Side Story" ? Begründet, indem ihr auf die Zum Inhalt: Ton- und Bildebene, hier insbesondere auf die Bewegungen der Darsteller/-innen, eingeht.
e) Informiert euch über das Genre und seine einzelnen Zum externen Inhalt: Unterformen (öffnet im neuen Tab). Haltet dazu schriftlich Stichpunkte fest.
Während der Filmsichtung:
f) Teilt euch in gleich große Gruppen A, B und C auf. Achtet arbeitsteilig auf die Charakterisierung der Jets (Gruppe A) und Sharks (Gruppe B) durch Musicalelemente. Mit welchen Bewegungen und Tanzfiguren charakterisiert Choreograf Jerome Robbins die jeweiligen Gangs? Welche musikalischen Mittel (Musikstile, Rhythmen und Melodieführungen) verwendet dabei Komponist Leonard Bernstein (Gruppe C)? Haltet eure Ergebnisse unmittelbar nach der Filmsichtung stichpunktartig fest.
Nach der Filmsichtung:
g) Vergleicht innerhalb der Gruppen eure Ergebnisse und bringt sie auf ein Plakat. Erörtert, welches Subgenre des Filmmusicals der Film "West Side Story" darstellt.
h) Tauscht euch im Plenum darüber aus, wie die Zum Inhalt: Musik die Gang-Zuordnung durchbricht, als Tony und Maria sich das erste Mal begegnen. Seht euch dazu noch einmal die Ball-Szene an (TC: 0:34:40-0:46:56).
i) Vergleicht die Szene mit der literarischen Vorlage, der Tragödie Romeo und Julia von William Shakespeare. Lest die Zum externen Inhalt: 5. Szene des ersten AktesZum externen Inhalt: 5. Szene des ersten Aktes (öffnet im neuen Tab) (öffnet im neuen Tab).
j) Die Verfilmung von Robert Wise und Jerome Robbins basiert auf dem gleichnamigen Broadway-Musical aus dem Jahr 1957. Diskutiert, was den Erfolg des Musicals und der Zum Inhalt: Adaption zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichungen ausgemacht haben könnte. Geht dabei auf den Plot sowie die choreografischen und musikalischen Elemente aus den Aufgaben f) und g) ein. Welche Darstellungen sind aus heutiger Perspektive problematisch?
k) Stellt euch vor, ihr werdet als Zum externen Inhalt: Location-Scouts (öffnet im neuen Tab) beauftragt, eine Neuverfilmung von "West Side Story" vorzubereiten, die in eurem Ort spielt. Plant eine Kamerafahrt ähnlich zu der am Anfang in Aufgabe c) gezeigten. Welche Orte (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) sollten unbedingt darin vorkommen und welche Bedeutung haben diese?
l) Komponist Leonard Bernstein löste in der "West Side Story" die Grenzen zwischen sogenannter Unterhaltungsmusik und ernster Musik auf. Welche Musikstile und klanglichen Elemente würdet ihr für die Neuverfilmung vorschlagen?
m) Erörtert in Kleingruppen, inwieweit ihr bei einer Neuverfilmung neben den Schauplätzen und der Musik auch den zentralen Konflikt und/oder Figuren/Figurenkonstellationen verändert würdet. Stellt euch eure Ergebnisse in der Klasse vor.
Optional:
n) Vergleicht Steven Spielbergs Neuverfilmung der Zum Filmarchiv: "West Side Story" mit euren Überlegungen (Arbeitsschritte k)-m)). Analysiert (arbeitsteilig) den Einsatz der Choreografie, der Musik, der Schauplätze, die Zum Inhalt: Farbgestaltung sowie den dargestellten Konflikt und die zentralen Figuren. Diskutiert anschließend mögliche Gründe für Spielbergs Regie-Konzept.