Kategorie: Filmbesprechung
"Die bunte Seite des Monds"
Over the Moon
VoD: Animiertes Musical über ein Mädchen, das die legendäre Mondgöttin sucht
Unterrichtsfächer
Thema
Das chinesische Mädchen Fei Fei glaubt fest an die Legende der Mondgöttin Chang'e. Diese wurde nach dem Genuss eines Zaubertranks auf den Mond verbannt und verzehrt sich dort bis in alle Ewigkeit nach ihrem sterblichen Mann. Dass wahre Liebe existiert, beweisen auch ihre glücklichen Eltern. Doch Fei Feis unbeschwerte Kindheit endet, als ihre Mutter stirbt. Trost findet das Mädchen in der engen Beziehung zu seinem Vater, bis auch diese Einheit bedroht scheint: Er bringt eine neue Frau und deren nervigen kleinen Sohn Chin in ihr Leben. Fei Fei sieht nur einen Ausweg: Wenn sie beweisen kann, dass die Mondgöttin real ist, wird ihr Vater wieder an die wahre Liebe glauben und die neue Frau nicht heiraten. Mathematisch und technisch sehr begabt, baut sie kurzerhand eine Rakete und fliegt zum Mond. Dort entdeckt sie eine ganz eigene Welt: fantastisch bunt, voller seltsamer Wesen und beherrscht von der unberechenbaren Chang’e. Ein wildes Abenteuer beginnt. Zum Glück hat sie ihr Kaninchen Bungee und den blinden Passagier Chin (Glossar: Zum Inhalt: Sidekick) an ihrer Seite. Gemeinsam mit ihnen kann sich Fei Fei nicht nur einer Aufgabe, die Chang'e ihr aufträgt, stellen, sondern auch ihrer eigenen Trauer.
In einem Feuerwerk aus Farben (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) und Zum Inhalt: Filmmusik erzählen die Regisseure (Glossar: Zum Inhalt: Regie) Glen Keane und John Kahrs eine Geschichte von Tod, Trauer und Weiterleben, inspiriert durch die chinesische Legende der Mondgöttin. Das 3D-animierte (Glossar: Zum Inhalt: Animationsfilm) Zum Inhalt: Musical trägt den Zauber klassischer Disneyfilme in sich, für die die Regisseur jeweils zuvor gearbeitet haben, – genau wie einen Hang zum Kitsch. Doch der Detailreichtum der Bildgestaltung (Glossar: Zum Inhalt: Bildkomposition) sowie der mal subtilere, mal eher kindgerechte Witz machen den Film trotz seiner traurigen Prämisse zu einem mitreißenden Erlebnis. Interessante Effekte entstehen im Wechsel der Animationsstile (Glossar: Zum Inhalt: Animationstechniken). Die realistisch gehaltene, pittoreske Darstellung von Fei Feis Heimatstadt und die klassisch gezeichnete (Glossar: Zum Inhalt: Zeichentrickanimation) mythologische Erzählung kontrastieren mit dem leuchtend neonfarbenen, poppigen Mondpalast und seinen skurrilen Bewohner/-innen, aber auch mit der fast schwarz-weißen Gestaltung der Mondoberfläche. Nicht nur auf dieser Ebene stellen Keane und Kahrs Welten gegenüber. Alte Traditionen wie die Begehung des Mondfests und moderne Wissenschaft, Vergangenheit und Zukunft, Abschied und Neubeginn werden nicht als Gegensätze, sondern als Ganzes gedacht.
Hieran lässt sich im pädagogischen Gespräch auf verschiedenen Ebenen anknüpfen. Besonderheiten der chinesischen Kultur können in Gemeinschafts- oder Erdkunde besprochen werden. Dabei kann es um gesellschaftliche Werte und die Wichtigkeit von Familie sowie die Bedeutung von Tradition und Mythologie im modernen China, aber auch im Lebensbereich der Schüler/-innen gehen. Besonders eignet sich der Film als Ausgangspunkt, um im Ethik- oder Religionsunterricht über die Themen Tod und Trauerarbeit zu sprechen. Der Verlust geliebter Menschen wird im Film auf behutsame und kindgerechte Art behandelt. Für Emotionen wie Trauer, Wut und Einsamkeit finden sich eindrucksvolle Bilder: Die Verzweiflung Chang'es hüllt ihren gesamten Palast in Dunkelheit; in ihren Raum der Trauer kann nur Fei Fei folgen, da sie einen ähnlichen Verlust erlitten hat. Doch es geht auch darum, Veränderung zu akzeptieren, die Trauer loszulassen und sich wieder zu öffnen. Und darum, wie sehr Freunde dabei helfen können – selbst, wenn es nervige kleine Stiefbrüder sind.