Kategorie: Film
"Waves"
Drama eines Teenagers, der unter Leistungsdruck steht und eine Tragödie verursacht
Unterrichtsfächer
Thema
Tyler steht kurz vor seinem Highschool-Abschluss und hofft auf eine Sportkarriere am College. Er ist Ringer und trainiert selbst zu Hause im Kraftraum, gepusht von seinem Vater Ronald, einem erfolgreichen Bauunternehmer. Als Afroamerikaner, erklärt der Vater seinem Sohn, könne man sich Durchschnittlichkeit nicht erlauben. Die Familie, Ronald und Tyler sowie die jüngere Tochter Emily und Stiefmutter Catherine, lebt in wohlhabenden Verhältnissen in Florida. Aus Angst um seine Karriereaussichten startet Tyler trotz einer schweren Verletzung in die Saison – unter dem ständigen Missbrauch von Schmerzmitteln. Auch privat steht er unter Druck: Seine Freundin Alexis wird ungewollt schwanger, und es kommt zum Streit über eine mögliche Abtreibung. Tyler steigert sich in einen Wahn, der zu einer Katastrophe für die ganze Familie führt.
Das Familiendrama "Waves" ist der dritte Spielfilm des erst 31-jährigen Regisseurs Trey Edward Shults. Anders als die Protagonisten des Films kommt er aus einer weißen Familie, die in seinem Debütfilm "Krisha" (2015) auch als Darsteller-Ensemble mitwirkte. "Waves" wechselt nach dem dramatischen Höhepunkt, der hier nicht verraten wird, konsequent die Erzählperspektive. Der zweite Teil widmet sich Emily und ihrem Versuch, das familiäre Trauma hinter sich zu lassen. Durch die Bekanntschaft mit dem Mitschüler Luke findet sie zurück ins soziale Leben und erfährt Vertrauen und erste Liebe. Nach dem dramaturgisch dichten, durch eine treibende Zum Inhalt: Montage und kreisende Zum Inhalt: Kamerafahrten geprägten ersten Teil des Films, wird das Erzähltempo im zweiten Teil merklich verlangsamt. Durchweg bestimmen eine aufwendig gestaltete Zum Inhalt: Farbgebung und variantenreiche Zum Inhalt: Filmmusik die Stimmung der Zum Inhalt: Szenen. Der symphonische Synthie-Score stammt von Trent Raznor und Atticus Ross, hinzu kommen zahlreiche Popsongs von Stars wie Frank Ocean oder Kendrick Lamar bis hin zu Indie-Acts wie Tame Impala oder Animal Collective.
"Waves" ist ein intensives Filmerlebnis. Dramaturgische Aspekte wie Spannungsaufbau und episodische Struktur sowie bildgestalterische Aspekte (Kameraführung, Zum Inhalt: Licht- und Farbgebung) sollten deshalb im Fokus der Vermittlung stehen. Der Film bietet vor allem Anknüpfungspunkte für den Kunst- und Englisch-Unterricht. Thematisch berührt das Drama Fragen um Schuld, Trauer und Zusammenhalt in der Familie. Wie kann man nach einem traumatischen Ereignis weiterleben – und ist es möglich, Traumata gemeinsam aufzuarbeiten? Als Ausnahme im US-Kino erscheint "Waves" auch darin, dass der Film von deer afroamerikanischen Mittelschicht erzählt und die spezifische "black experience" als Teil, aber nicht als Zentrum seiner komplexen Charaktere verhandelt. Der Soundtrack versammelt zahlreiche Hits der Gegenwart und lässt sich anschaulich in der Filmanalyse untersuchen. Hervorzuheben ist eines der wenigen älteren Stücke, "What a Diff'rence a Day Makes" von Dinah Washington, weil es in beiden Teilen vorkommt und so geradezu als moralische Prämisse des Films erscheint.