Während der Krieg in Europa 1940 auch in den USA die Schlagzeilen beherrscht, führt die Familie Levin in Newark im Bundesstaat New Jersey ein relativ sorgenfreies Leben. Herman und Bess, ihre beiden Söhne Philip und Sandy, Tante Evelyn und Hermans Neffe Alvin gehören zur säkularen jüdischen Mittelschicht der Ostküste. Herman ist zudem leidenschaftlicher Anhänger der New-Deal-Politik von Präsident Roosevelt. Doch mit dem Wahlkampf des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Charles Lindbergh wird die jüdische Community zunehmend Ziel rhetorischer Angriffe. Der Pilot, seit seinem Flug über den Atlantik ein Volksheld, gewinnt die Wahl mit dem populistischen Slogan: "Lindbergh – oder Krieg!" Als vermeintliche Kriegsbefürworter werden Juden bald strukturell diskriminiert und auf der Straße gewaltsam angegriffen. Bess will mit der Familie nach Kanada auswandern, wie viele andere aus der jüdischen Gemeinde, doch Herman ist entschlossen zu bleiben.

Die Mini-Serie "The Plot Against America" basiert auf dem gleichnamigen kontrafaktischen Roman von Philip Roth aus dem Jahr 2004. Roth, selbst in Newark geboren und aufgewachsen, verwebt in dem Roman Kindheitserinnerungen mit einer Imagination über faschistische Einflüsse auf die US-Politik vor dem Kriegseintritt im Jahr 1941. Der bewunderte Pilot Charles Lindbergh kandidierte zwar nie als Präsident, war in den frühen 1940er-Jahren allerdings eine wichtige Stimme der Isolationismus-Bewegung und attackierte auf Events des "America First Committee" die amerikanischen Juden, wie etwa in seiner Rede in Des Moines 1941: "Ihre größte Gefahr für dieses Land liegt in ihrem großen Besitzanteil an und ihrem Einfluss auf unsere Filmindustrie, unsere Presse, unseren Rundfunk und unsere Regierung." Die Serienmacher und Zum Inhalt: Drehbuchautoren David Simon und Ed Burns verstehen ihre Zum Inhalt: Adaption im Wahljahr 2020 als Allegorie auf die Trump-Ära. Heute sind es allerdings besonders People of Color und Immigranten/-innen, die vom aktuellen US-Präsidenten und seiner Basis verbal attackiert und politisch diskriminiert werden.

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Trotz der aktuellen Bezüge setzt die Serie auf eine historisch-realistische und – abgesehen vom Schluss – werkgetreue Adaption des Romans. Die Zum Inhalt: Sets, Zum Inhalt: Kostüme und Zum Inhalt: Requisiten sind bis ins Detail zeitgemäß gestaltet; historisch verbürgte Figuren wie NS-Außenminister Joachim von Ribbentrop oder der Radiojournalist Walter Winchell treten auf. Mehrere Zum Inhalt: Szenen in einem Newsreel-Kino verbinden geschickt authentisches Wochenschau-Material mit der fiktionalen Alternativgeschichte. Um die politischen Implikationen zu verstehen, sollten Schüler/-innen zumindest Grundlegendes zum Kontext der US-Politik jener Jahre wissen (Roosevelt, New Deal, Isolationismus). Der Anfang der zweiten Folge eignet sich gut, um am Beispiel von Lindbergh über die Kriegsdebatte und politischen Personenkult zu diskutieren. Wie konterkariert die Bildgestaltung den Personenkult in der Szene? Im Fach Geschichte könnte vergleichend Lindberghs kontroverse Rede 1941 in Des Moines gehört oder gelesen werden. Eine Figurenanalyse sollte die unterschiedlichen Reaktionen der Levins (Auswanderung, Widerstand, Assimilation) auf den zunehmenden Antisemitismus in den Blick nehmen. Zuletzt sollte die allegorische Qualität der Serie kritisch diskutiert werden: Ist das gruppenbezogene Othering der Juden mit aktueller US-Politik vergleichbar?

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