M.I.A., britische Sängerin mit tamilischen Wurzeln, ist ein Popstar mit gesellschaftskritischer Haltung, drückt sie doch ihre politischen Ansichten und ihre feministische Überzeugung in Liedtexten und Musikvideos aus. Für Aufsehen sorgte 2012 etwa ihr Video zu "Bad Girls". In dem Musikclip sieht man Frauen in traditioneller, Zum Inhalt: muslimischer Kleidung und Gesichtsschleier herausfordernd vor Autos posieren und durch die Wüste cruisen. Die Männer sind zu Zuschauern degradiert. Selbstbewusste, autofahrende Frauen – das war damals in arabischen Ländern noch eine Provokation. Der Name M.I.A. steht für "Missing in Action", was sich auf das Leben ihres Vaters bezieht. Als Mathangi "Maya" Arulpragasam, wie die Künstlerin mit echtem Namen heißt, mit neun Jahren von Sri Lanka nach London zog, kam sie mit ihrer Mutter und den Geschwistern als Geflüchtete. In ihrer Heimat spitzte sich der Konflikt zwischen der Regierung und den tamilischen Rebellen zu. Ihr Vater kämpfte als Mitbegründer des tamilischen Widerstandes in dem blutigen Bürgerkrieg und folgte seiner Familie nicht nach England. In ihrer neuen Heimat begann sich Maya für westliche Popmusik und Hip-Hop zu begeistern. Als einzige Nicht-Weiße ihres Jahrgangs studierte sie später am Londoner Saint Martins College of Art Film und Video, bevor sie sich der Musik zuwendete.

Dieser persönliche Hintergrund bildet die Grundlage für den Zum Inhalt: Dokumentarfilm von Steve Loveridge, der chronologisch das private Leben der Künstlerin aufarbeitet. Von ihrer musikalischen Biografie erzählt der Film dagegen nur die Anfänge. Loveridge, seit Studientagen mit der Sängerin befreundet, greift vielmehr auf überwiegend von der Sängerin selbst gedrehtes Archivmaterial zurück, das er zu einer filmischen Collage zusammenfügt. Zwar wirken die Familiengeschichte und das gebrochene Verhältnis zum Vater in den authentischen Bildern eindrücklich und unmittelbar, gleichzeitig zeigt sich aber durch dieses Vorgehen auch die dramaturgische Schwäche des Films. Denn kritische Stimmen zu M.I.A.'s Schaffen lässt der Regisseur nur am Rande zu Wort kommen. Dabei ist gerade ihr (scheinbar widersprüchliches) Auftreten spannend, das geprägt ist von einer Mischung aus gesellschaftskritischem Appell und simpler Postergirl-Pose. "Matangi/Maya/M.I.A." wird so zu einer wenig abwechslungsreichen Musik-Dokumentation.

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"Matangi/Maya/M.I.A." kann sehr gut in den Unterrichtsfächern Deutsch, Englisch, Geschichte, Ethik und Musik eingesetzt werden. Vor dem Hintergrund der persönlichen Geschichte der Künstlerin und ihres gesellschaftskritischen Anspruches bieten sich Themenbereiche wie Migration, Integration und Identitätsbildung an. Die Erfahrungen der Künstlerin können als Leitbild genutzt werden, um die Folgen von Verfolgung, Bürgerkrieg und Asyl zu thematisieren. Auch die konkrete Fragestellung, welche Rolle Kunst und insbesondere Musik bei der Identitätsfindung von jungen Menschen spielen, läßt sich anhand der Geschichte von M.I.A. erarbeiten. Jenseits von aktuellen gesellschaftspolitischen Diskussionen kann "Matangi/Maya/M.I.A." zudem als Anregung für eine übergreifende Diskussion dienen, welche Rolle der Kunst als identitätsstiftender Bestandteil von Volksgruppen und Gesellschaften zukommen kann.

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