Frankreich 1943. Die 13-jährige Fanny und ihre jüngeren Schwestern Erika und Georgette werden von ihren Eltern in einem Waisenhaus untergebracht, wo sie fortan mit falscher Identität leben. Das Heim ist einer der letzten Zufluchtsorte für jüdische Kinder. Nach dem Verrat durch einen Denunzianten müssen sie überstürztt in die unbesetzte "freie Zone" im Süden des Landes umsiedeln. Als die deutschen Truppen auch dorthin vorrücken, bleibt den Mädchen und Jungen nur noch die Flucht in die Schweiz. Ihre Beschützerin Madame Forman tut alles, um ihnen zu helfen, doch kann sie ihre Schützlinge auf dieser letzten gefährlichen Reise nicht begleiten. Unfreiwillig wird in dieser Situation Fanny zur Anführerin einer kleinen Kindergruppe, die sie in das sichere Nachbarland bringen soll. Die bedrohlichen Umstände verlangen ihren ganzen Mut und zwingen sie, schnell erwachsen zu werden, um sich und die anderen Jungen und Mädchen zu schützen.

Nach dem autobiografischen Roman von Fanny Ben-Ami erzählt Lola Doillon, wie eine Handvoll Kinder dem Holocaust und damit ihrem sicheren Tod entkommen konnten. Konsequent und mit Feingefühl nimmt die Regisseurin die Perspektive der Kinder ein, die nicht verstehen, warum sie gejagt werden. In den Blicken und Dialogen insbesondere der großartigen, jungen Hauptdarstellerin spiegeln sich glaubwürdig Angst, Entbehrungen und die Ungewissheiten, die die Kinder erleiden müssen. Aber wie der thematisch sehr ähnliche Film Zum Filmarchiv: "Ein Sack voll Murmeln" ("Un sac de billes" , Christian Duguay, FR/CA/CZ 2017) wirkt die Zum Inhalt: Adaption nicht belastend, da das Zum Inhalt: Drehbuch auf konkrete Gewaltdarstellungen verzichtet und stets die Balance hält zwischen dramatischen Zum Inhalt: Szenen und positiven Erfahrungen von Freundschaft und Zusammenhalt. Darüber hinaus würdigt der Film die Verdienste der mutigen Helfer/innen des "Œuvre de secours aux enfants" im Vichy-Regime, die Tausende Kinder über die Grenze zur Schweiz in Sicherheit brachten.

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"Fannys Reise" bietet einen starken emotionalen, aber zugleich kindgerechten Zugang zu den Themen Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten sowie Flucht und Vertreibung. Damit die Schüler/-innen nachvollziehen können, warum Fanny und die anderen jüdischen Mädchen und Jungen ihr Heimatland verlassen müssen, empfiehlt es sich, im Geschichtsunterricht die entsprechenden Grundlagen, so auch die politische Situation im besetzten Frankreich, zu erarbeiten. Eindringlich vermittelt der Film die Lage der Kinder, die in ihrem Überlebenskampf überwiegend auf sich allein gestellt sind, was etwa im Ethikunterricht spannende Fragen nach Mut, Vertrauen, Angst und Verantwortung aufwirft. Einen wertvollen Diskussionsbeitrag dazu leisten auch die Statements der heute 88-jährigen Fanny Ben-Ami, die im Bonusmaterial der DVD ihrer Wut auf die damaligen Erwachsenen Ausdruck gibt. Davon ausgehend können Schüler/-innen karitative Einrichtungen und Hilfsorganisationen von damals und heute in ihrer Bedeutung für Schutzsuchende erörtern und darüber sprechen, warum auch heute noch überall auf der Welt Kinder und Jugendliche auf der Flucht sind, oft ohne die Begleitung von Erwachsenen.

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