Kategorie: Film
"Wunder"
Wonder
Geschichte eines Jungen, der einen Gendefekt hat und zum ersten Mal in der Schule muss
Unterrichtsfächer
Thema
Der zehnjährige Auggie Pullman leidet seit der Geburt unter einem seltenen Gendefekt. Weil sein Gesicht auch nach 26 Operationen noch entstellt aussieht, zeigt er sich öffentlich nur mit einem Astronautenhelm, den ihm sein Vater Nate geschenkt hat. Der witzige und kluge Junge kann sich auf seine fürsorglichen Eltern und die rücksichtsvolle ältere Schwester Olivia verlassen, die sich jedoch vernachlässigt fühlt, weil stets ihr Bruder die erste Geige spielt. Bisher wurde Auggie von seiner Mutter Isabel zu Hause unterrichtet, doch nun soll er eine reguläre Grundschule besuchen. Nach anfänglicher Skepsis nimmt Auggie seinen Mut zusammen und geht in die 5. Klasse. Dort gaffen ihn alle Mitschüler/-innen zunächst an, später muss er sich abfällige Bemerkungen anhören, vor allem vom rüpelhaften Julian. Dafür findet Auggie in Jack einen Freund. Doch dann verrät ihn Jack in einem schwachen Moment.
Das warmherzige Familiendrama beruht auf dem Bestseller-Debütroman (Glossar: Zum Inhalt: Adaption) von Raquel J. Palacio (2012). Mit Ausnahme des etwas rührseligen Schlusses erzählt Regisseur (Glossar: Zum Inhalt: Regie) Stephen Chbosky gefühlvoll, wie der junge Außenseiter dank des familiären Rückhalts Ressentiments überwindet und Anerkennung erringt. Auggie führt als Voice-Over-Erzähler (Glossar: Zum Inhalt: Voiceover) zwar in die Story ein und bleibt ihr emotionaler Mittelpunkt; seine Figur ist jedoch in ein differenziertes Umfeld eingebettet, denn die Geschichte ist in Kapitel gegliedert, die auch die Sichtweisen von Olivia, ihrer Freundin Miranda und Jack wiedergeben. Der Film punktet mit spielfreudigen Hauptdarsteller/-innen (Glossar: Zum Inhalt: Schauspiel), allen voran der elfjährige Kanadier Jacob Tremblay. Julia Roberts und Owen Wilson glänzen als aufopferungsvolle Eltern, die allerdings eher statisch bleiben. Izabela Vidovic macht die zwischen Solidarität und Egozentrik schwankende Schwester Olivia zur spannendsten Figur.
Die Ausgrenzung des jungen Helden bietet Ansatzpunkte für eine Diskussion über die Herkunft von Vorurteilen und Ursachen gesellschaftlicher Diskriminierung. Ausgangspunkt kann dabei die Frage sein, ob die Schüler/-innen eigene Erfahrungen mit Ausgrenzung oder Mobbing haben. Die Figur des Jack, der aus Angst, selbst zum Außenseiter gestempelt zu werden, seine Freundschaft zu Auggie verrät, bietet Ansatzpunkte für eine Reflexion über die Frage, wie belastbar Freundschaften sind. Auggies kluges Verhalten gegenüber Julian legt einen Gedankenaustausch über Möglichkeiten der gewaltfreien Konfliktlösung nahe. Der Film zeigt anschaulich, dass nicht nur Auggie leidet, sondern sein Handicap gravierende Folgen für die Familie hat. So hat Auggies Mutter ihr Studium abgebrochen, um sich besser um das Kind kümmern zu können. Hier könnten Schüler/-innen darüber diskutieren, welche Vor- und Nachteile das Zusammenleben mit Menschen, die eine Behinderung haben, für Angehörige haben können und was man generell tun kann, damit Menschen wie Auggie nicht zu Außenseitern werden.