Schweden während des Dreißigjährigen Krieges: Schon mit fünf Jahren wird Kristina, Tochter Gustav Adolfs, nominell zur Königin ernannt. Auf väterlichen Befehl hin wie ein Junge erzogen, ist sie eine gute Reiterin, Fechterin und Kriegsherrin. Doch Wissenschaft und Bildung sind ihr wichtiger als höfische Etikette. So erwirkt sie als Regentin gegen den Willen des protestantischen Adels und Klerus das Ende des Krieges. Insbesondere ihre Weigerung, zu heiraten und einen Thronfolger zu gebären, stößt die Gesellschaft vor den Kopf. Die Gründe für ihr unorthodoxes Verhalten liegen nicht zuletzt in der heimlichen Liebe zu ihrer Kammerfrau Ebba. Der unglückliche Verlauf der Beziehung stürzt Kristina in einen tiefen inneren Konflikt.

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"The Girl King" ist ein Königinnendrama mit ungewöhnlicher Hauptfigur. Als mächtige Herrscherin eines kriegführenden Landes verstößt Kristina gegen jede Konvention: Sie trägt Hosen, liebt Frauen und kokettiert in einem streng protestantischen Umfeld mit Humanismus und Katholizismus. In kammerspielartigen (Glossar: Zum Inhalt: Kammerspiel) Situationen zeigt Regisseur (Glossar: Zum Inhalt: Regie) Mika Kaurismäki die Auseinandersetzungen mit ihrem wohlgesonnenen Erzieher Axel Oxenstierna, zahlreichen Heiratsanwärtern und der Mutter, mit der sie ein traumatisches Verhältnis verbindet. Kristinas Zuneigung zur Gräfin Ebba Sparre ist durch Briefe belegt, wird im Vergleich zu früheren Zum Inhalt: Biopics jedoch stärker als lesbische Liebesbeziehung gedeutet. Im Kontrast zur starken Hauptfigur bleiben Zum Inhalt: Licht- und Farbdramaturgie (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) einem unauffälligen Realismus verpflichtet. Lediglich in einigen wenigen Zum Inhalt: Rückblenden und Nachtszenen erlaubt sich die Regie leichte Schauereffekte.

Neben Elisabeth I., Maria Theresia und Katharina der Großen zählt Kristina von Schweden (1626-1689) zu den wichtigsten und mächtigsten Herrscherinnen der europäischen Geschichte. Der Kostümfilm bietet zunächst einen guten Anknüpfungspunkt zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges – eine direkte Folge des demnächst gefeierten Reformationsjahrs 1517 mit Parallelen zu heutigen Religionskonflikten. Kristinas unorthodoxe Herrschaft zeigt sie aber auch als Vorreiterin eines modernen Verständnisses von Geschlechterrollen: Damals rüttelte die Königin mit ihrer Weigerung zu heiraten – und der Abdankung im Jahr 1654 – an den überkommenen Prinzipien von Gottesgnadentum und Erbfolge. Heute erscheint ihr aussichtsloser Kampf um persönliche und sexuelle Selbstverwirklichung in einer vorgegebenen Rolle als noch immer aktuelles Thema, zu erörtern etwa im Ethik- oder Sozialkundeunterricht.

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