Kategorie: Filmbesprechung
"Elser"
Ein Einzelmann gegen die NS-Diktatur: Charakterstudie des Hitler-Attentäters Georg Elser
Unterrichtsfächer
Thema
8. November 1939: Wenige Minuten nachdem Adolf Hitler seine Jahres-Rede zum gescheiterten Putschversuch von 1923 in München gehalten und den Bürgerbräukeller verlassen hat, explodiert eine Bombe. Sie reißt acht Menschen in den Tod. Der Kunstschreiner Georg Elser hat den Anschlag auf den „Führer“ allein in mühevoller Kleinarbeit geplant. Bei seinem Versuch, sich in die Schweiz abzusetzen, wird er von der Gestapo verhaftet. Im Reichssicherheitsministerium erfährt er vom Scheitern seines Vorhabens. Kripo-Chef Arthur Nebe und der Leiter der Gestapo Heinrich Müller setzen bei ihren Verhören extreme Foltermethoden ein, um seine Hintermänner zu finden. Sie können sich nicht vorstellen, dass es sich um die Tat eines einzelnen Idealisten handelt.
Trotz seines mutigen Aufbegehrens gegen die NS-Diktatur hat Georg Elser aus dem schwäbischen Königsbronn keinen großen Nachruhm erfahren. Mit Bildern von großer Intensität, die ebenso explizite Gewaltdarstellungen enthalten, wirbt Oliver Hirschbiegel dafür, den Widerstandskämpfer endlich auf eine Stufe mit Sophie Scholl und Claus Schenk Graf von Stauffenberg zu stellen. Anhand von Zum Inhalt: Rückblenden zeichnet der Film nach, wie der Tüftler zum Widerstandskämpfer wurde. Christian Friedel verkörpert Elser überzeugend als einen lebenshungrigen, von Frauen umschwärmten Freigeist, der den starken Drang verspürt, den Wahnsinn der Nazi-Regimes aufzuhalten.Parallelmontagen (Glossar: Zum Inhalt: Montage) von Elsers Erinnerungen an unbelastete Zeiten und schwer verdaulichen Szenen beim Verhör bewirken starke atmosphärische Kontraste. Die Charaktere sind komplex, das gilt besonders für Arthur Nebe, den Elsers Unbeugsamkeit verunsichert.
Der Film regt dazu an, sich näher mit Georg Elser zu beschäftigen und zu recherchieren, warum Elser in Deutschland viele Jahrzehnte lang nicht als Widerstandskämpfer anerkannt wurde. Damit verbindet sich auch eine Reflektion über die Chancen eines Einzelnen, erfolgreich Widerstand gegen ein ganzes Regime zu leisten. Zugleich drängt sich die Frage auf, in wie weit das Mitläufertum in der deutschen Bevölkerung regimeerhaltend war. Der Film wirft aber auch die ethische Frage nach der Legitimation eines Tyrannenmordes auf. Inwieweit ist es vertretbar, mit einer solchen Tat den Tod anderer Menschen in Kauf zu nehmen? Abschließend ließe sich diskutieren, ob die Tatsache, dass Elser wegen des Todes Unschuldiger Schuldgefühle verspürt, das Bild des Tyrannenmörders relativiert.