Kategorie: Filmbesprechung
"2001: Odyssee im Weltraum"
2001: A Space Odyssey
Wiederaufführung des Klassikers aus dem Jahr 1968
Unterrichtsfächer
Thema
In der afrikanischen Wüste finden urzeitliche Menschenaffen einen schwarzen Monolithen. Jahrmillionen später stoßen Forscher im Mondkrater Tycho auf einen ähnlichen Stein, der geheimnisvolle Signale in Richtung Jupiter sendet. Um die Möglichkeit außerirdischen Lebens zu erkunden, wird das Raumschiff "Discovery" dorthin geschickt – allerdings kennt nur der unfehlbare Bordcomputer HAL 9000 den wahren Zweck der Mission. Doch "Hal", wie ihn die Astronauten kameradschaftlich nennen, wird nervös. Nach und nach eliminiert er die Crewmitglieder, bis er vom einzig überlebenden Raumfahrer Dave Bowman abgeschaltet wird. Unversehens sieht sich der Astronaut auf einer bewusstseinserweiternden Reise durch Raum und Zeit, vielleicht zum Ursprung des Lebens selbst.
Mit überwältigenden Weltraumbildern wurde Stanley Kubricks "Space Opera" zum zeitlosen Klassiker der Zum Inhalt: Science-Fiction-Films. Ein Jahr vor der tatsächlichen Mondlandung im Jahr 1969 erwies sich Kubricks Vision moderner Raumfahrt als erstaunlich realistisch. Erreicht wurde dieser Eindruck allein mit Modellen und Lichteffekten (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung); digitale Effekte (Glossar: Zum Inhalt: Spezialeffekt) standen noch nicht zur Verfügung. In majestätischer Langsamkeit schweben Raumschiffe und -stationen durchs All, musikalisch begleitet von Johann Strauss’ Walzer An der schönen blauen Donau oder dem wuchtigen Also sprach Zarathustra von Richard Strauss (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik). Dann jedoch sprengt ein psychedelischer Trip durchs Sternentor alle vertrauten Dimensionen. Die Menschen sind in dieser technisch-formalen Perfektion nur Mittel zum Zweck, taugen kaum zur Identifikation. Stattdessen wird ein neurotischer Bordcomputer mit rotem Auge und warmer Stimme ("Was hast du eigentlich vor, Dave?") zur unheimlichen, zuweilen gar sympathisch wirkenden Persönlichkeit.
Der zusammen mit dem Science-Fiction-Autor Arthur C. Clarke entworfene Film spannt einen weiten Bogen. Im wohl berühmtesten Zum Inhalt: Match-Cut der Filmgeschichte wird ein von einem Urmenschen in die Luft geworfener Knochen zum Raumschiff – ein Sinnbild der menschlichen Evolution von ersten Werkzeugen bis zur Abhängigkeit von Maschinen. Im Fach Geschichte können die Mondlandung und die dahinterstehende Raumfahrtkonkurrenz im Kalten Krieg, in Sozial-/Gemeinschaftskunde außerdem die nach wie vor aktuellen Fragen zur künstlichen Intelligenz diskutiert werden: Welche Beziehungen haben wir zu Computern, deren Technik sich womöglich als unbeherrschbar erweisen könnte? Fühlt und handelt HAL 9000 tatsächlich eigenständig, oder führt er letztlich doch nur menschliche Befehle aus? Vor allem im letzten Abschnitt rücken philosophische Sinnfragen ins Zentrum, zeigen sich Leben, Geburt und Tod im kosmischen Zusammenhang. Kubrick selbst wollte die Interpretation seines Meisterwerks, das sicher einige Geduld erfordert, stets offen lassen. Als einmaliges Filmerlebnis sollte es nach wie vor begeistern.