Kategorie: Filmbesprechung
"Interstellar"
Neues von Christopher Nolan: Bildgewaltiger Science-Fiction-Film über eine Weltraum-Expedition
Unterrichtsfächer
Thema
In naher Zukunft steht die Menschheit am Rande ihrer Existenz. Verheerende Missernten, heftige Sandstürme und eine rapide Luftverschlechterung haben dazu geführt, dass die Erde in wenigen Generationen unbewohnbar sein wird. Da Ingenieure nicht mehr benötigt werden, ist der frühere NASA-Astronaut Cooper gezwungen, Mais – eine der letzten überlebensfähigen Getreidesorten – anzubauen. Mit Hilfe seiner 13-jährigen, wissenschaftlich interessierten Tochter Murph stößt er auf eine geheime NASA-Basis, in der ein kleiner Stab daran arbeitet, in einer fernen Galaxie einen neuen Planeten für die Menschheit zu finden. In der Nähe des Saturns haben die Wissenschaftler ein Wurmloch entdeckt, das Reisen in eine andere Galaxie ermöglicht. Cooper entscheidet sich, die Expedition ins Ungewisse anzuführen und dafür – vielleicht für immer – seine Kinder auf der Erde zurückzulassen.
Ursprünglich sollte Steven Spielberg "Interstellar" inszenieren. Im emotionalen Unterbau des Films, der trotz der Reise in eine ferne Galaxie im Kern ein Familiendrama erzählt, ist Spielbergs Handschrift zu spüren. Daneben zitiert Christopher Nolan aber auch Stanley Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum" (USA/GB 1968), dessen bahnbrechender visueller Gestaltung (Glossar: Zum Inhalt: Visueller Effekt) "Interstellar" durchaus ebenbürtig ist. Die imposanten Aufnahmen von fernen Planeten, teils mit IMAX-Kameras gedreht, entfalten eine hypnotische Wirkung. Für einen Blockbuster ist die besonnen entfaltete Story sehr komplex, wobei das Spiel mit Wurmlöchern und der Relativitätstheorie nicht immer logisch ist - obwohl der berühmte Physiker Kip Thorne als Berater tätig war. Insgesamt gelingt es Nolan aber auf eindrucksvolle Weise, die beiden Pole Wissenschaft und Drama zu vereinen – und die effektlastige Inszenierung emotional zu erden.
"Interstellar" stellt grundlegende Fragen nach dem Wesen des Menschen: Wieso opfert sich ein Mensch für seine Spezies? Wo ist unser Platz im Universum? Bemerkenswert ist die Erzählstruktur des Films: Nach einer Einführung auf der Erde begleitet Nolan zunächst die Raumfahrer, etabliert aber einen zweiten Handlungsstrang auf der Erde, wo Murph die Menschheit mit Hilfe der Wissenschaft zu retten versucht. Der Clou ist das Spiel mit der Relativität der Zeit. Während die Raumfahrer auf einem Planeten nur wenige Stunden zubringen, vergehen auf der Erde Jahrzehnte. Wie verändert diese Prämisse die Dramaturgie des Films? Auf technischer Ebene überzeugt das Zum Inhalt: Sounddesign, das den Weltraum völlig geräuschlos darstellt. Während in "Gravity" (Alfonso Cuarón, USA/GB 2013) ein Thriller-Soundtrack (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) dominiert, wechselt Nolan dynamisch zwischen Lärm und Stille. Weiteren Gesprächsstoff bietet "Interstellar" als gutes Beispiel für die gegenwärtige Renaissance des Zum Inhalt: Science-Fiction- Zum Inhalt: Genres. Lässt sich die Wiederkehr von Weltraumszenarien im Kino alleine mit der fortgeschrittenen Technik erklären oder gibt es andere Gründe für die aktuelle Welle?