In seiner Fußballmannschaft ist der 11-jährige Ben der Star. Als er wieder einmal den Siegtreffer für seinen Dorfverein schießt, währt die Feierlaune jedoch nur kurz: Es ist das letzte Spiel auf dem Platz - Der ganze Ort weicht einem Baukohletagebau. Und während sich der Rest des Teams nach den Sommerferien in der neuen Siedlung wiedertreffen wird, steht für ihn ein viel größerer Umbruch an, denn die Familie zieht in die nächstgrößere Stadt. In der ungewohnten Umgebung tut Ben sich schwer: In der neuen Schule wird er zum Außenseiter und im neuen Verein verliert er seine geliebte Stürmerposition. Doch dann taucht mit Tariq ein weiterer Neuling in der Klasse auf. Der aus Syrien geflüchtete Junge ist verschlossen und gibt wenig von sich Preis, aber anders als Ben findet er Anschluss in der Fußballmannschaft und darf als Stürmer spielen. Obwohl Tariq auf dem Platz also sein direkter Konkurrent ist, versucht Ben mehr über ihn zu erfahren. Was ist seine Geschichte? Warum sitzt er jeden Tag allein am Bahnhof?

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Sarah Winkenstettes Kinodebüt "Zu weit weg" thematisiert die Folgen des Heimatverlusts auf verschiedenen Ebenen. Im Fokus des Films steht Ben, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird. Nachdem er gegen seinen Willen sein vertrautes Zuhause verlassen musste, gelingt es ihm nicht, mit der Vergangenheit abzuschließen. Immer wieder kehrt er allein Zum Inhalt: in das abgesperrte leerstehende Dorf zurück, schaut auf den riesigen Tagebau, dessen gewaltige Ausmaße und irreversible Eingriffe in die Umwelt die Kamera mit Zum Inhalt: Luftaufnahmen und Zum Inhalt: Panoramen eindringlich einfängt. Doch es ist auch das soziale Miteinander, das dem Braunkohleabbau weichen musste: Eine Zum Inhalt: mit sphärischer Musik unterlegte Zum Inhalt: Sequenz zeigt nicht nur die unbelebten Häuser und verlassenen Straßen, sondern zugleich Bens Erinnerungen an die ältere Nachbarin beim Blumengießen, die kleinen Kinder beim Spielen und seinen Freund am Kaugummiautomaten. Ein verlorener Alltag, den Ben schmerzlich vermisst.

Auch Tariq musste seine Heimat zurücklassen. Obwohl der Film Parallelen zwischen den beiden Jungen zieht, wird deutlich, dass Krieg und Flucht tiefer gehende seelische Verletzungen auslösen. So kippt das gemeinsame Legospiel, als Tariq einen Bombenangriff auf ihren fiktiven Fußballplatz imitiert und die Bauten zerstört. Ein dramaturgischer und emotionaler Wendepunkt, ab dem Tariq beginnt, sich Ben gegenüber zu öffnen, ihm von seiner Familie im Geflüchtetenlager zu erzählen und von der Trennung von seinem Bruder – auf den er am Bahnhof wartet. Im Gegenzug lässt Ben ihn an seinem eigenen Geheimnis teilhaben und nimmt ihn heimlich mit in das abgeriegelte Dorf.

Neben den Fragen um Abschied und Neubeginn, die mit feinen Beobachtungen angereichert auch die Eigenarten der deutschen Willkommenskultur abbilden, ist ein wiederkehrendes Thema Solidarität und Zusammenhalt. Es ist die Freundschaft der beiden Jungen, die es ihnen erlaubt, ihre jeweilige Vergangenheit zu verarbeiten. Ebenso gelingt es durch eine kollektive Aktion der gesamten Klasse Tariqs Bruder über das Internet zu lokalisieren. Für den Protagonisten Ben ist die Bedeutung von Zusammenhalt auch eine Lektion, die er auf dem Fußballplatz lernen muss: Sein Wunsch, das Tor im Alleingang zu erzielen, ist für den Trainer Grund genug, ihn auf der Bank zu lassen. Erst als Ben sich in einem Schlüsselmoment entscheidet, den Ball an einen Mitspieler abzugeben, erhält er die ersehnte Anerkennung. Denn Fußball lebt immer auch vom Teamgeist.

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