In der einzigartig erfolgreichen Filmkarriere von Steven Spielberg kann das Jahr 1993 ohne Zweifel als Höhepunkt gelten. Binnen weniger Monate erschienen unter seiner Regie zwei historisch bedeutende Filme, die für unterschiedliche ästhetische und ökonomische Trends jener Kino-Ära standen. Einer der beiden gewann sieben Oscars (1994). Der andere wiederum wurde zum bis dato größten kommerziellen Kinoerfolg aller Zeiten.

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Der Oscar-Gewinner Zum Filmarchiv: "Schindlers Liste" ist ein mehr als dreistündiger Zum Inhalt: Historienfilm in elegischen Schwarz-Weiß-Bildern. Von der zeitgenössischen Kritik mehrheitlich bewundert, gilt er heute – trotz kritischer Debatten über Ethik und historische Genauigkeit der Darstellung – als Klassiker für die filmische Auseinandersetzung mit der Shoah. Aus ökonomischer Sicht war es für das Studio Universal eine Prestige-Produktion mit mittelgroßem Budget (ca. 22 Millionen US-Dollar), wie sie heute von Hollywood-Majors kaum noch produziert wird (zunehmend allerdings von Streaming-Anbietern). Der Box-Office-Hit Zum Filmarchiv: "Jurassic Park" war dreimal so teuer und spielte, inklusive einer Wiederaufführung in Zum Inhalt: 3D (2013), über eine Milliarde US-Dollar ein. Mit über 9 Millionen Kinobesuchen stand der Film auch in Deutschland mit Abstand an der Spitze der Jahres-Charts. Sein Erfolg wurde zur Blaupause für die Zum Inhalt: Blockbuster-Produktion in Hollywood. Der britische Filmkritiker David Thomson nennt "Jurassic Park" deshalb den "vielleicht einflussreichsten Film seit "Der Jazzsänger" " (USA 1927) – also seit dem ersten Tonfilm.

Hollywood: Vom Event-Blockbuster zum Franchise-System

Mit "Der Weiße Hai" (USA 1976), "E.T. – Der Außerirdische" (USA 1982) sowie der "Indiana Jones" -Trilogie (USA 1981-1989) hatte Spielberg bereits maßgeblich das Ende der Zum Inhalt: New-Hollywood-Ära und die Etablierung des Zum Inhalt: Blockbuster-Systems im US-Kino mitgeprägt. Familientaugliches Eventkino wurde in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren zunehmend zum Markenkern von Hollywood, und immer häufiger wurden Erfolgsfilme mit Zum Inhalt: Sequels fortgesetzt. Action- und Zum Inhalt: Science-Fiction-Filme nahmen eine wichtige Rolle ein, hinzu kam in den 1990ern eine Renaissance des Katastrophen-Films. "Jurassic Park" vereint Elemente aller drei Zum Inhalt: Genres. Vor allem aber steht er für eine Revolution der Zum Inhalt: visuellen Effekte: Das speziell dafür beauftragte, von George Lucas geführte Unternehmen Industrial Light & Magic kombinierte in der Zum Inhalt: Postproduktion die Aufnahmen von lebensgroßen, beweglichen Dinosaurier-Figuren, sogenannten Animatronics, mit computergenerierten Zum Inhalt: Animationen (CGI). Die seinerzeit verblüffend realistisch wirkenden Effekte schufen Bilder, die das Publikum so noch nicht gesehen hatte.

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"Mr. Spielberg, Sie haben das Unmögliche geschafft", erinnert sich ein nostalgischer YouTube-User. "Sie haben die Dinosaurier zum Leben erweckt." Als Bombast-Produktion, die technisch virtuos hergestellte Bilder für die Fantasien (meist männlicher) Jugendlicher findet, inspirierte "Jurassic Park" zahlreiche CGI-Blockbuster der folgenden Dekaden: die Zum Inhalt: Prequel-Trilogie von George Lucas' "Star Wars" (USA 1999-2005), Peter Jacksons Fantasy-Reihe "Der Herr der Ringe" (USA/NZL 2001-2003), die Spielzeug- Zum Inhalt: Adaptionen "Transformers" (USA 2007-2018) sowie die Superhelden-Filme seit der Jahrtausendwende. Wie zuvor schon die erste "Star Wars" -Trilogie wurde auch "Jurassic Park" zum crossmedialen Zum Inhalt: Franchise ausgebaut: Neben der Filmreihe – bisher fünf Filme und ein Kurzfilm, das nächste Sequel kommt 2022 – entstanden Videospiele, Spielsachen, Spin-Off-Bücher und eine Netflix-Animationsserie (USA 2020-2021). Damit hat "Jurassic Park" das heute dominante ökonomische Modell der Hollywood-Studios mitgeprägt.

Kinowirtschaft nach 1990: Multiplex-Kinos und steigende Preise

Den Erfolg von "Jurassic Park" begünstigten veränderte globale Rahmenbedingungen. Nach dem Ende des Kalten Krieges gab es weniger Barrieren für die internationale Distribution, in den meisten postsozialistischen Staaten wurde auch die Kinowirtschaft dem westlichen Modell angeglichen. Kinos mit einem Großraumsaal wurden zunehmend von Multiplex-Kinos mit mehreren Sälen verdrängt; zudem stiegen seit Mitte der 1990er-Jahre in vielen Ländern kontinuierlich die Ticketpreise. Am Beispiel von Deutschland: 1993 kostete ein durchschnittliches Kinoticket 6,33 DM (Deutsche Mark) in Ostdeutschland und 9,36 DM in Westdeutschland. Für das ostdeutsche Publikum war das, verglichen mit den staatlich subventionierten Ticketpreisen in der DDR (rund eine Mark), ein enormer Anstieg. Das durchschnittliche Bruttomonatseinkommen in Westdeutschland war damals 54 Prozent höher, die Arbeitslosigkeit im Osten lag bei 15,4 Prozent. Bis 2003 – nach der Einführung des Euro – erhöhten sich die Preise auf 5,36 Euro (Ost) und 5,78 Euro (West).

Nach der Einheit gingen in den ostdeutschen Bundesländern zunächst weniger Menschen ins Kino. Trotz bleibender ökonomischer Ungleichheiten näherte sich der Publikumszuspruch aber schnell dem westdeutschen Level an: Zwischen 1993 und 2003 stiegen die jährlichen Kinobesuche pro Kopf von 1,1 (Ost) und 1,7 (West) auf 1,9 und 2,0. Dabei machten die jungen Altersgruppen (10-29 Jahre) in den 1990er-Jahren jährlich etwa 60 Prozent des Publikums aus, in manchen Jahren noch deutlich mehr. Die Zahl der Leinwände pro 100.000 Einwohner/-innen stieg von 5,0 (West) und 2,8 (Ost) auf 6,0 und 7,0. Die neuen Multiplex-Kinos mit moderner Projektions- und Soundtechnik sowie Polstersitzen verhalfen der Kinowirtschaft zu einem Boom-Jahrzehnt. Für die Verleihe kamen steigende Umsätze auf dem Video- und DVD-Markt hinzu.

Diversifizierung der Industrie und globalisierte Filmkunst

Zur gleichen Zeit diversifizierten sich Produktionsbedingungen und Distributionswege. Für Independent-Filme, zuvor meist abseits der Branchen-Strukturen produziert, entstand eine professionelle Nische innerhalb der Filmindustrie und ein eigener Markt. Eine steigende Anzahl an Filmfestivals und das Modell internationaler Ko-Produktionen sorgten für mehr Diversität im internationalen Verleihwesen. In diesem Kontext wurde der Begriff "Weltkino" populär. Auch marginalisierte Gruppen verschafften sich auf Festivals Aufmerksamkeit, zum Beispiel das indigene Kino (imagineNATIVE Film and Media Arts Festival in Toronto, seit 1998) oder LGBTQI-Filmschaffende (Hong Kong Lesbian & Gay Film Festival, seit 1989; Inside Out Film and Video Festival in Toronto, seit 1991). Filmemacherinnen waren in der Industrie weiterhin unterrepräsentiert, aber einige, wie Jane Campion ("Das Piano" , NZL/AUS/F 1994) oder Claire Denis ("Beau Travail" , F 1999), konnten sich im Arthouse-Bereich als Regiestars etablieren. Mit der Popularität von Filmen wie begann eine bis heute andauernde Welle von Zum Inhalt: Kinodokumentarfilmen, nachdem die Gattung zuvor primär im Fernsehen gezeigt worden war.

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In Südamerika und Afrika (unter anderem: Nollywood-Boom in Nigeria) setzte in den 1990er-Jahren eine neue Massenproduktion von Filmen ein. Den Weg in die kommerzielle Filmauswertung des globalen Nordens fanden aber vor allem Werke aus asiatischen Filmkulturen. Indische Bollywood-Filme ("In guten wie in schweren Tagen" , 2001) erreichten über den DVD-Markt Fans in Europa, Werke aus dem Iran ("Der Geschmack der Kirsche" , 1997) oder Hongkong (, 2000) waren Stammgäste auf den A-Festivals, Animes aus Japan ("Ghost in the Shell" , 1995) wurden in der westlichen Popkultur rezipiert. Einen nachhaltigen und einflussreichen globalen Durchbruch der Animes bewirkte dann (2001).

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Der Film von Hayao Miyazaki startete 2001 zunächst nur in Japan und wurde dort zum erfolgreichsten Kinofilm aller Zeiten. Die Geschichte um das Mädchen Chihiro, das in einem brachliegenden Freizeitpark in eine Geisterwelt gerät und von seinen Eltern getrennt wird, bezieht sich auf Motive aus der Shintō-Religion und entfaltet auf den ersten Blick eine spezifisch japanische Fantastik. Doch mit dem Gewinn des Goldenen Bären auf der Berlinale 2002 und dem internationalen Kinostart – in den USA durch eine Disney-Synchronfassung – zeigte sich die universelle Anziehungskraft der Filme aus dem mittlerweile weltberühmten Studio Ghibli: Themen wie die Entfremdung von den Eltern, Umweltzerstörung und Konsumkultur waren im Bereich der Kinder- und Jugendfilme, die Disney im Globalen Norden kommerziell dominiert hatte, selten so kreativ und sensibel verhandelt worden. Während Disney und Pixar seit "Toy Story" (USA 1995) fast nur noch auf Computeranimationen setzten, inspirierten die Anime eine Renaissance des klassischen Zum Inhalt: Zeichentricks. Wenn heute ein Netflix- Zum Inhalt: Animationsfilm wie Zum Filmarchiv: "Pachamama "(2019), eine französisch-luxemburgisch-kanadische Koproduktion, eine Kindergeschichte um Gottheiten der indigenen Andenkulturen erzählt, ist der nachhaltige Einfluss von "Chihiros Reise ins Zauberland" nicht von der Hand zu weisen.

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