Auf einem Jahrmarkt präsentiert Dr. Caligari eine ungewöhnliche Attraktion: einen seltsamen, schlafwandelnden Mann, der scheinbar die Zukunft voraussagen kann. Als sich in der fiktiven norddeutschen Kleinstadt Holstenwall Mordfälle häufen, gerät Caligari bald ins Zentrum der Ermittlungen.

Riesige Tische, aufgemalte Fenster, schiefe Türen und Häuser, harte Schatten: Robert Wienes Zum Filmarchiv: "Das Cabinet des Dr. Caligari" aus dem Jahr 1920 hat die Gestaltungsmerkmale des Expressionismus aus der bildenden Kunst in die Filmgeschichte übertragen und ist ein Stummfilmklassiker. Nicht nur die außergewöhnliche filmische Gestaltung macht den Film jedoch so bedeutsam, sondern auch die vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten vor dem historischen Kontext.

Die folgenden Aufgaben richten sich an Schüler/innen ab 16 Jahren. Sie eignen sich vor allem für den Einsatz in den Schulfächern Deutsch, Sozialkunde, Politik, Geschichte oder Kunst und Musik ab der 11. Jahrgangsstufe und laden zu einer Auseinandersetzung mit der Bedeutung des Filmklassikers sowie mit den Themen Expressionismus, Realität und Fiktion sowie geschichtlichen und gesellschaftlichen Ereignissen ein.

Aufgabe 1: Vorbereitung auf den Kinobesuch

Fächer: Deutsch, Sozialkunde/Politik, Geschichte, Kunst

Plakat "Das Cabinet des Dr. Caligari", Robert Wiene, Deutschland 1931 (Quelle: Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt am Main)

Quelle: Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt am Main

  1. Das Filmplakat
    Beschreiben Sie das Filmplakat von Zum Filmarchiv: "Das Cabinet des Dr. Caligari" anhand der folgenden Fragen:

    • Welche Gestaltungsmerkmale fallen Ihnen auf?

    • Was erfahren Sie über die Handlung des Films, den Schauplatz und die Handlungszeit?

    • An was erinnert Sie die Gestaltung dieses Plakats?

    • Erarbeiten Sie in Kleingruppen typische Merkmale gegenwärtiger Filmplakate und vergleichen Sie diese mit dem Plakat von Zum Filmarchiv: "Das Cabinet des Dr. Caligari".

    • Entwerfen Sie nach dem Kinobesuch ein Filmplakat zu Zum Filmarchiv: "Das Cabinet des Dr. Caligari", das sich an der heute üblichen Gestaltung von Filmplakaten orientiert.

  2. Sichtungsauftrag: Viragierung
    Stummfilme werden oft mit Schwarz-Weiß-Filmen gleichgesetzt. Dabei wurde bereits in der Stummfilmära durch Kolorierungen Zum Inhalt: Farbe als dramaturgisches Mittel eingesetzt. Solche Einfärbungen des Filmmaterials werden auch als Viragierung bezeichnet.
    Achten Sie während des Kinobesuchs darauf, mit welchen Farben in Zum Filmarchiv: "Das Cabinet des Dr. Caligari" gearbeitet wird. Interpretieren Sie im Anschluss die symbolische Bedeutung der Viragierungen.

    150pxFarbe436pxBedeutung
    Blau...
    Orange...
    Grün...
    Sepia...
    Schwarz-Weiß...

Aufgabe 2: Arbeit mit Standfotos

Fächer: Deutsch, Kunst

Anmerkung zu den Fotos: Bild 1 stammt aus der restaurierten Fassung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung. Bei Bild 2 und 3 handelt es sich um Setfotos. Diese entstammen nicht den Filmaufnahmen, sondern werden am Drehort von einem Setfotografen geschossen, während die jeweilige Filmszene nachgespielt wird. Sie entsprechen daher nicht exakt der Einstellung, die im fertigen Film zu sehen ist. In diesem Fall fehlt daher auch die Viragierung des Filmmaterials. Die Fragen können daher nur einer Annäherung an die Gestaltung des Films dienen.

Bild 1: "Das Cabinet des Dr. Caligari", © Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden (Murnau-Stiftung)

© Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden (Murnau-Stiftung)

Bild 2: Standfoto "Das Cabinet des Dr. Caligari", Quelle: Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt am Main

Quelle: Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt am Main

Bild 3: Standfoto "Das Cabinet des Dr. Caligari", Quelle: Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt am Main

Quelle: Deutsches Filminstitut – DIF, Frankfurt am Main

  1. Beschreiben Sie auffällige Gestaltungsmerkmale der Fotos. Gehen Sie etwa auf die Zum Inhalt: Perspektive, auf Kulissen, die Arbeit mit Zum Inhalt: Licht und Schatten sowie Linienführungen im Bild ein.

  2. Leiten Sie aus diesen Besonderheiten der Bildgestaltung typische Gestaltungsmerkmale des Expressionismus ab.

  3. Lesen Sie den Hintergrundtext Zum Inhalt: Das Cabinet des Dr. Caligari und der ExpressionismusDas Cabinet des Dr. Caligari und der Expressionismus von Andreas Busche in dieser kinofenster-Ausgabe. Ergänzen Sie Ihre Ergebnisse anhand des Textes um weitere Gestaltungsmittel.

  4. Sehen Sie sich in Kleingruppen die folgenden Filmklassiker an: "Dr. Mabuse, der Spieler" (Deutschland 1922, Fritz Lang), Zum Filmarchiv: "Nosferatu, eine Symphonie des Grauens" (Deutschland 1922, Friedrich Wilhelm Murnau), "Das Wachsfigurenkabinett" (Deutschland 1924, Paul Leni) und Zum Filmarchiv: "Metropolis" (Deutschland 1927, Fritz Lang). Erarbeiten Sie expressionistische Gestaltungsmerkmale dieser Filme und vergleichen Sie diese – auch inhaltlich/thematisch – mit Zum Filmarchiv: "Das Cabinet des Dr. Caligari".

Aufgabe 3: Arbeit mit einem Filmausschnitt

Fächer: Deutsch, Kunst

Sehen Sie sich den folgenden Ausschnit aus der restaurierten Fassung von Zum Filmarchiv: "Das Cabinet des Dr. Caligari" noch einmal an.

Jane und Dr. Caligari (orange viragiert). © Copyright: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden (Murnau-Stiftung), Digitale Bildrestaurierung: L`Immagine Ritrovata – Film Conservation & Restoration, Bologna

  1. Beschreiben Sie die Inszenierung dieser Szene. Gehen Sie auf die folgenden Aspekte ein:

  2. Besprechen Sie in Kleingruppen, wie dieselbe Szene in einem aktuellen Film aufgelöst werden könnte. Halten Sie Ihre Ideen in Form eines Storyboards fest und stellen Sie Ihre Vorschläge anschließend in der Klasse vor.

  3. Überlegen Sie in Kleingruppen, wie diese Szene vertont werden könnte. Wählen Sie Instrumente aus, beschreiben Sie den Rhythmus der Zum Inhalt: Musik sowie die Stimmung, die vermittelt werden soll.

  4. Spielen Sie Ihr Stück selbst ein und unterlegen Sie den Filmausschnitt mit Ihrer Musik.

  5. Führen Sie Ihre Interpretationen der Szenen in der Klasse vor. Analysieren Sie im Anschluss, welche Ähnlichkeiten und Unterschiede es gibt und wie sich dadurch die Wirkung des Filmausschnitts verändert.