Kategorie: Filmbesprechung + Arbeitsblatt
"RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit"
RBG
Dokumentarfilm über Leben und Wirken der US-Richterin Ruth Bader Ginsburg
Unterrichtsfächer
Thema
Zu Beginn der 1950er-Jahre studiert Ruth Bader Jura an der renommierten Cornell University, wo sie ihren Kommilitonen Martin D. Ginsburg kennenlernt, den sie 1954 heiratet. Als er an Krebs erkrankt, pflegt sie ihn, hilft ihm, den versäumten Stoff zu erarbeiten, und kümmert sich um die gemeinsame Tochter. Obwohl Bader Ginsburg selten mehr als zwei, drei Stunden schläft, schließt sie ihr Studium in Harvard mit Auszeichnung ab – als eine von nur neun Frauen gegenüber 500 Kommilitonen. Der Film zeigt deutlich, dass Frauen wie Ruth Bader Ginsburg, die sich beruflich in akademischen und insbesondere in juristischen Ämtern etablieren wollten, mit großen gesellschaftlichen Vorbehalten konfrontiert wurden. Dennoch erhielt Bader Ginsburg 1963 einen Lehrstuhl für Recht und wurde zu einer wichtigen Vorreiterin im Kampf für die gesetzliche Gleichstellung von Frauen in der US-Gesellschaft. Als zweite Frau überhaupt wurde die Juristin 1993 als Richterin an den Supreme Court berufen, wo sie ihren Sitz bis heute hält. Sie hat sich unter anderem als Befürworterin des Schwangerschaftsabbruchs und einer allgemeinen Krankenversicherung ("Obamacare") einen Namen gemacht.
Die Regisseurinnen Betsy West und Julie Cohen montieren in ihrem Zum Inhalt: Dokumentarfilm Interviewpassagen (Glossar: Zum Inhalt: Talking Heads) mit Material aus dem Privatarchiv und TV-Aufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Found Footage) aus unterschiedlichen Jahrzehnten. So wird dramaturgisch Baders für damalige Verhältnisse ungewöhnliches Privatleben mit ihrem beruflichen Engagement verknüpft: Während sie sich in den 1970er-Jahren für das Women's Rights Project der Nichtregierungsorganisation American Civil Liberties Union engagierte und diese vor dem Supreme Court vertrat, kümmerte sich ihr ebenfalls berufstätiger Ehemann um Haushalt und Kinder. Kritikpunkte bezüglich ihrer unklaren Haltung zur grundsätzlichen Zulassung von Homosexuellen im Militär blendet "RGB – Ein Leben für die Gerechtigkeit" aus. Stattdessen liegt der Fokus vor allem im letzten Drittel des Films darauf, Bader Ginsberg als facettenreiche Persönlichkeit darzustellen, die trotz ihres hohen Alters etwa als Laiendarstellerin in Operninszenierungen mitwirkt. Thematisiert wird jedoch auch, wie Bader Ginsburg als vehemente Trump-Kritikerin dessen Kandidatur ablehnte. Für ihre Äußerungen entschuldigte sie sich später, da sie diese aufgrund ihres Amtes für unangemessen hielt.
Im Englischunterricht können im Film behandelte, wegweisende Urteile wie im Fall "Frontiero vs. Richardson" (1973) hinsichtlich der Gleichstellung von Frauen in der US-Army untersucht werden. In den Fächern Politik und Englisch sollte die Arbeit der American Civil Liberties Union vorgestellt und durch die Schülerinnen und Schüler der damit verbundene Wandel der US-amerikanischen Gesellschaft aufgezeigt werden. Zudem lässt sich analysieren, welche Rolle die Medien in Bezug auf die Popularität von Ruth Bader Ginsburg spielen. So taucht die Richterin in Form eines Alter Egos in der Zum Inhalt: Science Fiction- Zum Inhalt: Zeichentrickserie "Futurama" auf. Auch in verschiedenen Late-Show-Formaten parodieren Comedians Ruth Bader Ginsberg. Seit einigen Jahren hat sie den Spitznamen "Notorious RBG" in Anlehnung an den eloquenten, aber kontroversen Rapper Notorious B.I.G. Die damalige Jura-Studentin Shana Knizhnik startete 2013 einen Blog (Zum externen Inhalt: http://notoriousrbg.tumblr.com/ (öffnet im neuen Tab)) über die liberale Richterin. Deren Bedeutung als feministische Vorreiterin untersuchte sie gemeinsam mit der Journalistin Irin Carmon in der Biografie Notorious RBG: The Life and Times of Ruth Bader Ginsberg (2015). Daran anknüpfend lässt sich beispielsweise im Philosophieunterricht der Einfluss der 85-Jährigen auf die junge Generation von Feministinnen untersuchen.