Wichtiger Hinweis:

Bildungsrelevant, weil der Zum Inhalt: Dokumentarfilm am Beispiel des Fußballvereins BFC Dynamo veranschaulicht, wie die Staatsführung der DDR Einfluss auf den Sport nahm.

Die Geschichte: Ein Klub als Spielball der Stasi

In der DDR galt er unter Fußballfans als "Stasi-Klub": Der BFC Dynamo, Lieblingsverein des Ministers für Staatssicherheit Erich Mielke, profitierte von vielfältigen Begünstigungen seitens des MfS – stand zugleich aber auch unter strenger Kontrolle. Im Dokumentarfilm "Stasi FC" widmet sich das Zum Inhalt: Regietrio Daniel Gordon, Arne Birkenstock und Zakaria Rahmani der Geschichte des Ost-Berliner Klubs zwischen 1979 und 1989, als der Serienmeister die DDR-Oberliga dominierte. Die zentrale Fragestellung lautet dabei: Wie wirkte die Stasi in den Fußball und speziell in den BFC Dynamo hinein, und welche Auswirkungen hatte diese Einflussnahme auf Angehörige des Systems – auf Fußballer, aber auch auf Trainer oder Fans? Dass Spielmanipulationen noch zu den harmloseren Aktivitäten des MfS zählten, vermittelt "Stasi FC" nachdrücklich: Die Verfolgung nicht nur von Republikflüchtigen bis hin zur mutmaßlichen Ermordung des Spielers Lutz Eigendorf zeigt, dass die Stasi auch im Sport vor der Zerstörung von Existenzen nicht zurückschreckte.

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Filmische Umsetzung: Talking Heads schreiben ihre Oral History

Formal folgt Stasi FC den nicht zuletzt aus TV-Dokumentationen bekannten Standards: Archivbildmaterial, vor allem Ausschnitte aus Fußballreportagen und anderen Fernsehbeiträgen, wechselt stetig mit Zum Inhalt: Talking Heads. Zeitzeugen wie die Spieler Falko Götz (BFC Dynamo) oder Gerd Weber (Dynamo Dresden) schreiben dabei gewissermaßen ihre Oral History selbst. Auch Trainer, ein Ex-Stasi-Offizier und Fans kommen zu Wort. Gelegentlich ordnet der kanadische Historiker Alan McDougall das Gesagte und Gezeigte ein. Die Regisseure selbst bleiben unsichtbar. So entsteht eine filmische Komposition, die stringent und in Teilen emotional durch die Geschichte führt, diese aber selten vertieft.

Thema: Ein Sport unter Observation

Obwohl international wenig erfolgreich, kam dem Fußball als beliebtestem Leistungssport in der DDR eine besondere Rolle zu. Für Fans bot er einen Raum voller Möglichkeiten der eigensinnigen Gestaltung, während er für die Stasi ein Mittel der Selbstdarstellung, aber auch ein Problem war. "Wir müssen alles erfahren. Es darf nichts an uns vorbei gehen", sagt Erich Mielke in einer Zum Inhalt: Sequenz des Films. Gerade dieser Anspruch stellte die Stasi im System Fußball vor eine komplexe Aufgabe – zumal im Fall des BFC Dynamo, der die Staatsmacht präsentieren sollte.

Kritische Aspekte: Einführung mit Leerstellen

Wie viele Dokumentationen nutzt "Stasi FC" Archivmaterial vorrangig, um Redebeiträge zu illustrieren. Vor allem zeitlich sind die Bilddokumente dabei allerdings nicht immer korrekt zugeordnet. Problematisch erscheint auch der Umgang mit dem Thema möglicher aktiver Mittäterschaften von Zeitzeug/-innen – so bleibt etwa das Wirken von Ex-Nationalcoach Bernd Stange als IM komplett unbeleuchtet. Ebenso fällt auf, dass alle sprechenden Personen männlich sind: Das Fehlen von Sprecherinnen, beispielsweise von Anhängerinnen oder Historikerinnen, bildet eine weitere Leerstelle im Film.

3 Fragen für ein Filmgespräch

  • Interviewausschnitte nehmen im Film einen breiten Raum ein. Wie beurteilt ihr die Auswahl der "Talking Heads"?

  • Die Spieler des BFC Dynamo wurden nicht nur eingehend von der Stasi überwacht. Manche waren selbst Inoffizielle Mitarbeiter. Diskutiert, inwieweit der Film dies ausreichend problematisiert.

  • Auch in Demokratien instrumentalisiert Politik den Sport. Wie unterscheidet sich diese Vereinnahmung von den im Film dargestellten Verhältnissen in der DDR?

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