Wichtiger Hinweis:

Bildungsrelevant, weil der Zum Inhalt: Dokumentarfilm am Beispiel der isländischen Frauenbewegung darstellt, dass zivilgesellschaftliches Engagement zu konkreten realpolitischen Umwälzungen führen kann.

Die Geschichte: ein beispielloser Akt zivilen Ungehorsams

Noch heute stehen vielen ehemaligen Aktivistinnen, die Regisseurin Pamela Hogan interviewt, die Tränen in den Augen, wenn sie an den 24. Oktober 1975 zurückdenken. Allein in Reykjavík strömten mehr als 20.000 Frauen (und einige solidarische Männer) zusammen, um im von den Vereinten Nationen ausgerufenen Internationalen Jahr der Frau für Gleichberechtigung, Anerkennung von Haus- und Sorgearbeit und faire Löhne zu demonstrieren. Gewerkschaften und Frauengruppen aus unterschiedlichen politischen Lagern hatten es im Vorfeld geschafft, sich auf eine gemeinsame Strategie zu einigen und damit den Wert der Arbeit von Frauen für die Gesellschaft zu verdeutlichen. Die Mehrheit der Isländerinnen folgte dem Aufruf. Sie bestreikten an diesem "Frauenruhetag" ihre Lohn- und Hausarbeit und legten damit große Teile der Infrastruktur lahm. Für viele Männer war es dagegen ein Tag der ersten Male: das erste Mal Windeln wechseln, am Herd stehen oder die Kinder betreuen. Die historische Aktion setzte trotz einiger Kritik realpolitische Veränderungen in Gang: Ein Jahr später verabschiedete das Parlament ein Gesetz zur Gleichberechtigung, 1980 wird mit Vigdís Finnbogadóttir eine Frau zur Präsidentin gewählt. Heute ist Island das Land mit dem geringsten Gender-Pay-Gap und ein weltweites Vorbild für Gleichberechtigung.

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Filmische Umsetzung: ein vielstimmiges Ensemble lässt Geschichte lebendig werden

Die isländische Frauenbewegung ist die eigentliche Protagonistin des Films, repräsentiert durch einige der damaligen Aktivistinnen. Ihre geschilderten Erinnerungen lassen dabei ein detailliertes Bild des historischen Kontextes entstehen, veranschaulicht mithilfe diverser Archivaufnahmen und privater Fotografien (Glossar: Zum Inhalt: Found Footage). In animierten Zum Inhalt: Sequenzen werden geäußerte Vorbehalte gegenüber Frauen humorvoll aufgegriffen: So wurde etwa das Berufsziel Schiffskapitänin ebenso wenig ernst genommen wie der Wunsch einer Landwirtin, gleichberechtigt mit Männern zusammenarbeiten zu wollen. Organisch werden bei der Zum Inhalt: Montage die Zum Inhalt: Animationen mit Landschaftsaufnahmen Islands verwoben, die mit ihren Felsformationen und Vulkanen eine metaphorische Bildebene bilden, die je nach Kontext für Unmut, Wut aber auch Aufbruch stehen.

Thema: Gleichberechtigung, politische Teilhabe und Feminismus

"Ein Tag ohne Frauen" zeigt, dass es möglich ist, mit mutigem und teilweise humorvollem Widerstand gesellschaftliches Umdenken zu bewirken und über die Grenzen politischer Lager hinweg solidarisch zu agieren. Feminismus nützt jedem Menschen, so die Botschaft des Films, man muss es nur ganz praktisch begreifbar machen, so wie die Isländerinnen es 1975 getan haben.

Fragen für ein Filmgespräch

  • Im Film werden Aktionen der isländischen Frauenbewegung thematisiert, die für Aufruhr sorgten: Eine weiße Kuh wird zu einem Schönheitswettbewerb gebracht, eine müde aussehende Stoffpuppe wird öffentlich zu Weihnachten an den Baum geschlagen. Was wollten die Frauen damit ausdrücken? Vergleicht die damaligen Kritikpunkte der Frauen mit unserer Gegenwart: Was hat sich verändert? Welche aktuellen Frauenbewegungen fallen euch ein und welche Themen werden dort verhandelt?

  • Offiziell wurde der Aktionstag am 24. Oktober 1975 in Island als "Frauenruhetag" bezeichnet. Tatsächlich fand an diesem Tag aber eher ein "Frauenstreik" statt. Diskutiert die unterschiedlichen Bedeutungen der beiden Begriffe und überlegt, welche zivilgesellschaftlichen Protestformen es gibt und was man damit bewegen kann.

  • Welche Erlebnisse, von denen die Aktivistinnen berichten, sind euch besonders in Erinnerung geblieben? Wie wurden diese auf der Bildebene erzählt?

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