Insel Hiddensee/DDR, 1988: Am Strand erfolgt eine Lautsprecherdurchsage: "Werte Urlauber, Feeling B aus Prenzlauer Berg werden in den kommenden zwei Stunden auf der Promenade ein Konzert geben. Wir bitten um Verständnis für die eventuell auftretende Lärmbelästigung." Die Mitglieder der Band heben sich allein mit ihren gefärbten Haaren deutlich vom biederen Look der meisten Urlauber/-innen ab. Zum schnellen Rhythmus und den harten Gitarrenriffs singt Aljoscha Rompe: "Wir wollen immer artig sein, denn nur so hat man uns gerne." Aus den Strandkörben schälen sich einige Punks, die anfangen Pogo zu tanzen. Ungläubige Blicke legen sich auf die jungen Männer, die mit schweren Arbeitsstiefeln und Tarnfleckhosen scheinbar gar nicht an den Strand passen. "Endlich ist mal was los, sonst gibt es hier doch nichts", sagt einer der Jugendlichen später im Interview. Das Gefühl der Apathie kommt in mehreren Gesprächen zum Tragen: Langeweile und Stillstand als Lebensgefühl einer Generation – aber auch Ausdruck der DDR in den letzten Zügen. Sandow-Frontmann Kai-Uwe Kohlschmidt beschreibt die Atmosphäre im Land als "verstaubte Zufriedenheit", während er einen neu geschriebenen Song anmoderiert, der vom Niemandsland handelt. Gesungen klingt es wie "Niemands Land". Die Strophe endet mit dem Vers: "I want a new life / I want a new life!"

1987 plante der damalige Zum Inhalt: Regie-Student der HFF Potsdam Dieter Schumann, als Abschlussarbeit einen Zum Inhalt: Dokumentarfilm über junge DDR-Bands zu drehen. Der Fokus lag anfangs auf Silly und Chicorée. Diese Bands verfügten bereits über einen Bekanntheitsgrad und konnten offizielle Plattenaufnahmen vorweisen. Während der Recherche stieß Schumann auf Feeling B und Sandow, die dem Independent-Bereich zugerechnet werden können. Ihre Wurzeln lagen im Punk und New Wave, beide Bands gaben sich deutlich unangepasster. Diese Unterschiede werden gezeigt, aber nicht erklärt: "flüstern & SCHREIEN" verzichtet auf einen Kommentar (Glossar: Zum Inhalt: Voiceover). Die Kamera begleitet Band-Touren innerhalb der DDR. Diese Zum Inhalt: Roadmovie-Sequenzen verdeutlichen die Bedeutung, die Konzerte zur damaligen Zeit in der DDR besaßen: Die Fans reisten den Bands hinterher, neben der Musik stellten die Auftritte ebenso Treffen von Gleichgesinnten dar. Insbesondere Feeling B und Sandow repräsentieren eine Gegenkultur, die mit DDR-Werten wie Anpassung und Uniformität wenig kompatibel scheint. Unterstrichen wird dies durch zahlreiche Interviews (Glossar: Zum Inhalt: Talking Heads) mit Fans, die das offizielle Bild einer Jugend, die sich in Massenorganisationen wie der FDJ engagiert, konterkariert.

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Hier liegt einer der ersten Anknüpfungspunkte im Unterricht: Das Spannungsfeld zwischen Individuum und Gesellschaft stellt eines der zentralen Motive im Film dar. Vertiefend bietet sich die Untersuchung an, wie staatliche Institutionen in der DDR auf Sub- und Gegenkultur reagierten: Während bis 1983 eine Kriminalisierung stattfand, die mit der "Zerschlagung" der ersten Punk-Welle einherging, erfolgte später ein Richtungswechsel in der Kulturpolitik. Bands, die öffentlich auftreten wollten, mussten sich einer Überpüfung unterziehen, die sie zu Konzerten und Studio-Aufnahmen berechtigte. Trotzdem setzte die Staatsicherheit ihre Strategie fort, Subkulturen durch Informelle Mitarbeiter (IM) zu unterwandern. Sowohl in Deutsch wie auch im Musikunterricht sollten Texte analysiert werden – beispielsweise unter dem Fokus der Notwendigkeit von Metaphern und anderen sprachlichen Bildern, um die Zensur zu umgehen. In diesem Kontext könnte auch die von Christian "Flake" Lorenz (Feeling B) ironisch erläuterte Strategie beim Schreiben von Texten erörtert werden: "Die erste Strophe zeigt ein Problem auf. Die zweite führt es weiter. Und die dritte bringt dann schließlich die Auflösung. Aber wir singen als dritte wieder die erste." Abschließend bietet sich eine Recherche zu Biografien der porträtierten Personen an. Zwei Musiker des Trios Feeling B bilden heute den Kern der kommerziell sehr erfolgreichen, aber auch kontrovers diskutierten Band Rammstein.

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