Wichtiger Hinweis:

Hinweis für Lehrer/-innen: Der Film "Green Border" erzählt von der Situation Geflüchteter an der polnisch-belarussischen Grenze. Er enthält mehrere drastische Gewaltdarstellungen und bietet kaum entlastende Momente. kinofenster.de empfiehlt den Film (FSK 12) daher für den Unterricht ab der 11. Klasse. Allerdings liegt es in Ihrem Ermessen, ob der Film für Ihre jeweilige Lerngruppe geeignet ist. Grundsätzlich empfiehlt es sich, den Film vor dem Einsatz im Unterricht anzuschauen und dann zu entscheiden.

Ein sumpfiger Wald, dicht und unüberschaubar, bildet die Grenze zwischen Belarus und Polen. Durch das Unterholz hastet eine syrische Familie auf der Flucht, unvorbereitet auf die Wildnis, drangsaliert von den Grenzschützern und in ständiger Angst. Seit Herbst 2021 versuchen Menschen diese EU-Außengrenze in der Hoffnung auf Asyl zu passieren. Doch hier sind alle Regeln ausgesetzt. Das belarussische Regime Lukaschenkos lockt mit Touristenvisas und einfachem Grenzübertritt mit dem Ziel, die EU zu destabilisieren. Polens nationalkonservative PiS-Regierung fährt einen harten Kurs mit illegalen Pushbacks und aggressivem Vorgehen gegen Flüchtende, Aktivisten, Journalisten und helfende Anwohner. Im Grenzstreifen werden Papiere vernichtet, Geflüchtete misshandelt, ausgebeutet und gezielt in Lebensgefahr gebracht. Menschen sterben und versinken im Sumpf. Grenzschützer und Polizistinnen sind am Limit oder verrohen. Inmitten empörender Ungerechtigkeit gibt es auch Gesten der Hoffnung: Humanität, Güte und Freude sind auch in dieser unmenschlichen Situation möglich. Selbst ein Grenzsoldat kann seine Menschlichkeit zurückgewinnen und durch Ungehorsam Leben retten.

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Vor dem Hintergrund der Migrationskrise an der belarussisch-polnischen Grenze entfaltet Regisseurin Agnieszka Holland ein politisches Zum Inhalt: Drama. Stehen zunächst die Flüchtenden im Mittelpunkt, wird die Perspektive anschließend auf die Familie eines Grenzsoldaten und eine Gruppe von Aktivist/-innen ausgeweitet. Das komplexe Zum Inhalt: Drehbuch basiert auf Interviews mit allen Gruppen vor Ort, aber auch die Fluchtgeschichten des Casts beeinflussten die Erzählung und den Dreh. Die Bruchstücke der Realität fiktionalisierte das Filmteam zu einem multiperspektivischen Erzählgeflecht mit klaren Spannungsbögen und einem Timing, das auf emotionale Schlagkraft abzielt. Die stilisierten Schwarz-Weiß-Bilder (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) und das Sounddesign (Glossar: Zum Inhalt: Tongestaltung/Sound Design) verstärken die bedrohliche Atmosphäre: Kaum auszuhalten ist etwa die Panik bei den Pushbacks und die Gewalt gegen Schwangere. Der Brutalität der Grenztruppen stehen nur selten entlastende Zum Inhalt: Szenen von Humanität und Empathie gegenüber. Dabei weisen die archetypisch entwickelten Charaktere über individuelle Schicksale an dieser grünen Grenze hinaus. In Polen stieß Hollands Anklage inhumaner Entscheidungen der politischen Elite und der moralische Appell an individuellen Widerstand und Hilfsbereitschaft auf scharfe Reaktionen der damaligen PiS-Regierung.

Zur Migrationspolitik an den Grenzen der EU setzt "Green Border" ein deutliches, jederzeit parteiisches Statement. Fällt die Entscheidung, mit dem Film im Unterricht zu arbeiten, empfiehlt es sich, vorab die politischen Hintergründe der belarussisch-polnischen Grenzsituation und unter anderem den Begriff der "hybriden Kriegsführung" zu erläutern. Anschließend können die vom Film aufgeworfenen Fragen etwa im Politik- oder Philosophieunterricht diskutiert werden. Dabei bietet es sich an, zu analysieren, mit welchen filmästhetischen Mitteln Empathie erzeugt wird. Besonders strittig ist dabei die Funktion und Wirkungsweise der Gewaltdarstellung: Wie viel Schockeffekt ist angemessen, um das Publikum zu emotionalisieren? In einer anschließenden Diskussion können Themen wie Menschenrechte, Asyl und der Status von Kriegsgeflüchteten besprochen werden. Warum etwa blieb damals trotz der groben Verstöße gegen die Menschenrechte ein gesellschaftlicher Proteststurm auch in Deutschland weitestgehend aus? Und wieso wurde mit Geflüchteten aus der Ukraine ganz anders umgegangen? Welche Rolle nehmen die Medien dabei ein?

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