Ayiva und sein bester Freund Abas verlassen Burkina Faso, um über Algerien und Libyen nach Italien zu gelangen. Dort hoffen sie auf ein besseres Leben, Ayiva möchte zudem seine zurückbleibende siebenjährige Tochter und seine Schwester finanziell unterstützen. Nur knapp überleben die beiden Männer einen Raubüberfall in der Sahara und die Bootsfahrt über das Mittelmeer. In Kalabrien angekommen, verdingen sie sich notgedrungen als Erntehelfer auf einer von der Mafia kontrollierten Orangenplantage. Nachts werden sie in einer Bretterbude untergebracht. Während Ayiva sich an die Misere zu gewöhnen versucht und weiterhin an eine Zukunft in Europa glaubt, resigniert Abas schon kurz nach der Ankunft. Doch dann eskaliert die fremdenfeindliche Stimmung im Ort und die Freunde müssen erneut die Flucht ergreifen.

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2010 demonstrierten afrikanische Erntehelfer in der kalabrischen Kleinstadt Rosarno nach mehreren Übergriffen gegen fremdenfeindliche Gewalt. Bei den folgenden Zusammenstößen zwischen Einheimischen, Demonstranten und der Polizei wurden insgesamt 67 Menschen verletzt. Mehr als 1.000 Afrikaner/-innen mussten evakuiert werden. Regisseur Jonas Carpignano, als Sohn eines Italieners und einer Afroamerikanerin in New York geboren, zog kurz nach den Unruhen nach Rosarno und lebte dort mehrere Jahre mit afrikanischen Flüchtlingen. 2012 verarbeitete er die Vorfälle in dem Zum Inhalt: Kurzfilm "A Chjàna" (Carpignano, USA/ITA 2011), auf dem wiederum sein Langfilmdebüt basiert. "Mediterranea" wurde weitgehend mit einer unruhigen Handkamera (Glossar: Zum Inhalt: Steadicam) gefilmt, die stets nah an den Figuren bleibt und so einen authentischen Einblick in die menschenunwürdigen Lebensumstände der Geflüchteten gewähren soll. Der Einsatz von Laiendarstellern, deren Biografien die Filmhandlung inspirierten, und die Zum Inhalt: elliptische Erzählstruktur erinnern stilistisch an den italienischen Zum Inhalt: Neorealismus.

Mediterranea, Szene (© DCM)

Die erste Hälfte des Films zeigt die Reise der Protagonisten von Libyen über das Mittelmeer, eine der meistgenutzten Routen von Flüchtlingen nach Europa. Im Politik- und Sozialkundeunterricht kann anhand von Grafiken, Zahlen und Fakten der Kontext dieser Fluchtbewegungen erarbeitet werden. Gelingt es dem Film, die Gründe und die Strapazen der Flucht verständlich zu machen? Welcher filmischen Mittel bedient er sich dabei? Die schwärmerischen Facebook-Einträge von Ayivas und Abas‘ Freunden in Europa und die Songs von Popstars wie Rihanna und Taylor Swift schüren im Film überzogene Erwartungen der Geflüchteten von einem besseren Leben. Wie konterkariert der Film diese Erwartungen? In Bezug auf die Unruhen von Rosarno ist es wichtig, die Unterschiede zwischen der filmischen Darstellung und den tatsächlichen Ereignissen herauszuarbeiten. Wie eskalierte die Gewalt und welche Rolle spielte dabei die Mafia? Im Kunstunterricht bieten sich zudem Vergleiche mit anderen Flüchtlingsdramen wie "14 Kilometer – Auf der Suche nach dem Glück" (14 kilómetros, Olivares, SPA 2010), "Hotel Sahara" (Haasen, DEU 2009) oder "In This World" (Winterbottom, GBR 2002) an.

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