Birta lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter und der kleinen Schwester Kata in der isländischen Hauptstadt Reykjavík. Für eine 11-Jährige trägt sie bereits viel Verantwortung: Da ihre Mutter als Pflegerin ständig Doppelschichten im Krankhaus machen muss, kümmert sich Birta nach der Schule um Kata. Trotzdem ist das Geld ständig knapp – Birta braucht neue Handballschuhe und auch der Mitgliedsbetrag im Verein ist noch nicht bezahlt. Zwar wird die Familie von der Nachbarin Gréta liebevoll versorgt, aber nun steht Weihnachten vor der Tür. Als Birta ein Telefonat ihrer Mutter belauscht, hört sie, dass 100.000 Kronen (etwa 670 Euro) fehlen – sonst müsse das Fest ausfallen. Daraufhin fasst das Mädchen einen Entschluss: Sie wird das Geld heimlich selbst verdienen! Mit der Hilfe von Gréta und dem Nachbarsjungen Kim sammelt sie Recyclingflaschen, verkauft Weihnachtskekse und gefrorenen Fisch für "einen guten Zweck". Und tatsächlich gelingt es ihr, fast die ganze Summe aufzutreiben. Doch als sie das Geld auf der Bank einzahlen will, verliert sie das Portemonnaie.

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Regisseur Bragi Thor Hinriksson inszeniert (Glossar: Zum Inhalt: Mise-en-scène/Inszenierung) diesen ungewöhnlichen Weihnachtsfilm (Glossar: Zum Inhalt: Genre) als ein warmes, aber gleichwohl wirklichkeitsnahes Sozialdrama, das das Thema Leben unter ständiger Geldnot für die junge Zielgruppe leicht zugänglich macht. Die Handlung ist aus der Perspektive der Hauptfigur Birta erzählt. Sie ist erfinderisch, pragmatisch und willensstark, doch es wird deutlich, wie viele Kompromisse sie eingehen muss, um ihre Mutter zu unterstützen. Immer wieder stellen sich ihr neue Herausforderungen in den Weg, bis sie zum Ende die Summe zusammen bekommt. Filmästhetisch prägt "Birta rettet das Weihnachtsfest" mit seinen Originalschauplätzen (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set), seiner nüchternen Farbigkeit (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) und der meist zurückhaltend agierenden Kamera (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) ein realistischer Ansatz, der sich von vielen märchenhaft anmutenden Weihnachtsfilmen unterscheidet. Eine Ausnahme bildet der dramatische Höhepunkt des Films: Als sich Birta glücklich mit dem Geld zur Bank aufmacht, setzt Schneefall ein und die weihnachtlich beleuchtete Stadt (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung) beginnt zu strahlen. Dann bemerkt das Kind den Verlust des Portemonnaies, die Kamera fokussiert sich auf sein verzweifeltes Gesicht und seine Ohnmacht wird durch die spannungsgeladene Musik (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) untermalt.

"Birta rettet das Weihnachtsfest" bietet für die pädagogische Arbeit in den Fächern Deutsch, Religion, Ethik und Sozialkunde viele Anknüpfungspunkte, um über soziale Ungleichheit und Diversität zu sprechen – auch im weihnachtlichen Kontext. Wie eine Szene in Birtas Schulklasse verdeutlicht, wird Weihnachten auf Island sehr unterschiedlich gefeiert – einige Kinder fahren in den Urlaub und bekommen alle gewünschten Geschenke, bei anderen kommt die ganze Familie zum großen Weihnachtsessen zusammen und für manche, wie Birta, ist das Fest durch finanzielle Zwänge nicht so feierlich wie erhofft. Daneben ist Birtas Sehnsucht nach familiärem Zusammenhalt ein wichtiges Thema, denn ihr Vater lebt mittlerweile in Schweden und hält mit seinen Kindern nur über Videocalls den Kontakt. Hier zeigt der Film alternative Lebensentwürfe zur klassischen Kleinfamilie auf. Es ist die bunte Gemeinschaft ihres Hauses, die Birta Rückhalt bietet. Die Nachbarn Gréta und ihr Mann versuchen ihr beim Geldverdienen zu helfen, Kim und seine vietnamesische Großfamilie laden sie und Kata zu ihren Feiern ein, und auch die unbekannten Nachbar/-innen kaufen dem jungen Mädchen ihre Produkte ab. Die Frage nach der Wohltätigkeit von Birtas Umfeld kann ebenfalls gut im Unterricht besprochen werden. Was ist "ein guter Zweck", und wie kann sich die Gesellschaft anderen gegenüber solidarisch zeigen?

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