Adja mag das Leben am liebsten unbeschwert und feiert ausgelassen mit ihren Freundinnen. Am äußersten Stadtrand von Paris, wo Wohnblocks an landwirtschaftliche Nutzflächen grenzen, sind die Perspektiven ansonsten beschränkt: Schon wieder muss die bald 18-Jährige ein Praktikum im Altersheim absolvieren, weil es keine Plätze in ihrem Wunschberuf Erzieherin gibt. Wie viele Menschen in ihrem Viertel glaubt sie, dass mit dem Bau von "Dream City", dem zukünftig größten Freizeitkomplex Europas, die Lebensqualität steigen wird – zum Entsetzen ihres Klassenkameraden Arthur. Mit anderen Aktivisten/-innen kämpft dieser gegen die Enteignung des Biohofs seiner Eltern und den Schwund der Natur durch das Großprojekt: Er demonstriert, bewirft Bagger mit Gülle und besetzt den Baugrund. Als Adja und Arthur sich näherkommen, beginnt Adja umzudenken.

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Der erste Spielfilm von Emilie Carpentier beginnt mit dem Aufprall zweier Welten und Lebenshaltungen, die sich im weiteren Verlauf als weniger unterschiedlich herausstellen, als die Hauptfigur Adja anfangs denkt. Zum Inhalt: Schauplätze und Zum Inhalt: Kameraperspektiven betonen die Gegensätze, beispielsweise die Luftaufnahme einer Straße als Trennlinie zwischen betonversiegelten Flächen und grünen Feldern. In schlagfertigen Dialogen zwischen dem "Umweltschwein" Adja und dem "Präriekrieger" Arthur wird Differenz auf narrativer Ebene zunächst humorvoll betont, bevor gemeinsame dramatische Erlebnisse – der Tod einer Altersheimbewohnerin oder Polizeigewalt bei einer Kundgebung – nicht nur die Handlung, sondern auch ihre Beziehung ernsthafter werden lässt. Verliebtheit gepaart mit dem Erkennen des Zusammenhangs von sozialer Sicherheit und nachhaltiger Stadtplanung stellen Adjas Welt buchstäblich auf den Kopf, visuell symbolisiert durch ein Zum Inhalt: Kippen der Kamera um 180°. Durch Neben- und Randfiguren wird die Liebes- und Protestgeschichte um weitere Aspekte erweitert, was zum Teil mehr konstruiert als glaubwürdig wirkt. Während sich etwa Adjas Mutter in ihrem Heimatdorf im Senegal mit dem offenbar klimawandelbedingt steigenden Meeresspiegel konfrontiert sieht, verliert die Familie ihre finanzielle Sicherheit, als Adjas Bruder wegen einer Verletzung aus dem Profifußball ausscheidet.

Am Beispiel der Annäherung ungleicher Figuren verknüpft "Horizont" die Anliegen der Generation Klima mit Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit und Gleichheit. Die Vorstadt wird als Möglichkeitsraum präsentiert, Stadt und Land nicht als Gegensätze, sondern im Sinne von Mensch und Natur zusammenzudenken. Ergänzend spiegelt die Figurenkonstellation eine postmigrantische Welt, in der junge Menschen unabhängig von Familiengeschichten und Hautfarben zueinanderfinden. In gesellschaftswissenschaftlichen Fächern können die im Film kritisierten Vorhaben und entworfenen Alternativen diskutiert und mit der eigenen Lebenswirklichkeit in Verbindung gebracht werden. Schwerpunkte können auf sozialen Wohnungsbau, Großbauprojekte, Urban Farming, Protestkulturen, Bildung oder Berufsperspektiven gelegt werden. Im Fach Französisch bieten sich landeskundliche Recherchen und Diskussionen rund um soziale und/oder ökologische Fragestellungen an. Vergleiche zu anderen "Banlieue"- oder Umweltfilmen aus Frankreich ermöglichen es, inhaltliche und ästhetische Entwicklungen festzustellen. Inwiefern der Film jugendliche Zielgruppen anzusprechen vermag, sollte in allen Fächern ebenfalls besprochen werden.

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