Kategorie: Film
"Mädchenbande"
Bande de filles
Die Geschichte einer Mädchengang und ihre Zukunfsperspektiven in einem Vorort von Paris
Unterrichtsfächer
Thema
Die 16-jährige Marieme lebt in der Pariser Vorstadt. Sie ist schlecht in der Schule und ihr Bruder behandelt sie wie Besitz – eine Perspektive auf ein selbstbestimmtes Leben scheint es sie für nicht zu geben. Ebenso wenig wie für die Mädchengang um Lady, der Marieme sich anschließt; gemeinsam machen die Girls Paris und die Banlieues - die Randzone von Paris - unsicher. Doch all die lautstarke Großmäuligkeit und all das coole Posen, die Frechheit, das Feiern und Flirten können auf Dauer nicht darüber hinweg täuschen, dass schwerwiegende und zukunftsweisende Entscheidungen anstehen. Möglicherweise führt Mariemes Ausbruch in die Freiheit nur in ein weiteres Gefängnis.
Angesiedelt ist die Handlung von "Mädchenbande" ("Bande de Filles" ) in den Pariser Banlieus Bagnolet und Bobigny. Der komplett schwarze Cast besteht aus Laiendarstellerinnen, die Authentizität garantieren und eine ungeheure Spielenergie mitbringen. Regisseurin (Glossar: Zum Inhalt: Regie) und Drehbuchautorin (Glossar: Zum Inhalt: Drehbuch) Céline Sciamma steuert die Neugier auf das besondere Milieu und den kritischen Blick auf die sozialen Verhältnisse bei. In Szene gesetzt ist "Mädchenbande" eher unaufgeregt mittels ruhiger Kameraführung, langer Fahrten (Glossar: Zum Inhalt: Kamerabewegungen) und beobachtender Zum Inhalt: Plansequenzen, die das Geschehen geduldig abwarten und aufzeichnen. Die Gelassenheit der visuellen Gestaltung bildet ein produktives Gegengewicht zur überschäumenden Lebendigkeit der Protagonistinnen und bringt deren Spontaneität und Willensstärke erst so richtig zur Geltung.
Ausgehend von der konkreten Situation, in der die Geschichte von "Mädchenbande" angesiedelt ist – dem Heranwachsen schwarzer Mädchen in einer Pariser Banlieue – lassen sich zunächst grundlegende Themen wie multikulturelle Gesellschaft, Jugendkultur und Geschlechterrollen erarbeiten. Daraus ergibt sich zum einen die Frage nach der Konstruktion kultureller Identität unter der Bedingung rassistischer Marginalisierung und zum anderen die Frage nach der Konstruktion weiblicher Identität unter der Bedingung patriarchalen Zugriffs. Ableiten lassen sich daraus wiederum Überlegungen hinsichtlich der Vergleichbarkeit französischer und deutscher Verhältnisse. Welche Möglichkeiten stehen heutzutage einer jungen Frau offen, die einer traditionalistischen Kultur entstammt und in einem "Problembezirk" aufgewachsen ist?