Oma ist gestorben. Die achtjährige Nelly räumt mit ihren Eltern das entlegene Haus am Waldrand aus. In Schränken und Schubladen liegen Erinnerungen an die Kindheit von Nellys Mutter Marion verborgen, die bald wieder abreist – zu traurig stimmt sie dieser letzte Besuch. Während der Vater weiter Sachen sortiert und wegschafft, streift Nelly durch den Wald. Dort trifft sie ein gleichaltriges Mädchen, das aussieht wie sie selbst und heißt wie ihre Mutter. Nelly und Marion beginnen eine Hütte zu bauen und freunden sich an. Nach und nach ahnt Nelly, wen sie vor sich hat und spricht mit Marion offen über Träume, Ängste und die Trauer. Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit fließen in einem zeitlosen Raum zusammen, in dem sich Tochter und Mutter auf Augenhöhe begegnen.

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Mit Nelly entwickelt die Regisseurin Céline Sciamma (Zum Filmarchiv: "Porträt einer jungen Frau in Flammen", F 2019) eine forschende und fragende Protagonistin, die sich unvoreingenommen dem rätselhaften Mädchen im Wald, der Trauer und den Ungereimtheiten im Verhalten ihrer Eltern nähert. Frontale (Glossar: Zum Inhalt: Kameraperspektiven) Großaufnahmen (Glossar: Zum Inhalt: Einstellungsgrößen) und lange Kameraeinstellungen geben Einblick in die Gefühlswelten. Obwohl Setting (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) und diegetische Zum Inhalt: Tongestaltung Realitätsnähe erzeugen, schaffen die im Studio gebauten Innenräume, sorgsam ausgewählte Zum Inhalt: Kostüme und stetig goldenes Herbstlicht (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung) in Kombination mit einer geschickten Kontinuitätsmontage (Glossar: Zum Inhalt: Montage) eine überzeitliche, magische Atmosphäre. Während mal die alte Tapete, mal die überstrichene Wand als Hintergrund dienen und die Vergangenheit sich unter die Gegenwart mischt, wärmen Wollpullover die Figuren und weisen jedem ein Farbspektrum (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung) zu. Nelly ist in blau, grün und braun gekleidet, wohingegen Marion als Kind wie als Erwachsene weinrot trägt. Die eigens komponierte "Zukunftsmusik" (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik) und der im Futur geschriebene Liedtext verbinden, vor- und rückwärtsgerichtet, elektronische Klänge mit klassischem Kinderchorgesang. Sie untermalen effektvoll eine einzige Zum Inhalt: Sequenz: Der letzte Ausflug der gleichaltrigen Mädchen ist Abschied und Neuanfang zugleich.

Die als Zeitreise entworfene Auseinandersetzung mit Tod, Trauer und dem Verhältnis von Kindern und Eltern basiert auf einer einfachen Idee: Was wäre, wenn wir unsere Eltern als Kinder kennenlernten? Wie wären sie? Würden wir uns anfreunden? Nach einer Beschäftigung mit den vordergründigen Themen des Films (Tod und Trauer), können diese Fragen als Ausgangspunkt zur Vertiefung dienen: Zum einen, um in Deutsch oder Kunst die zeitlichen Verflechtungen des Films zu rekapitulieren sowie Funktion und Wirkung von Zum Inhalt: Ausstattung und Montage kennenzulernen. Denn die Übergänge im Film sind fließend und fast unmerklich inszeniert. Allein die Veränderungen des Hauses verweisen auf Zeitsprünge. Zum anderen unterstützen die Fragen den Transfer auf die eigene Lebenswelt in sprachlichen, gesellschaftswissenschaftlichen oder künstlerischen Fächern. Es können etwa Forschungen zur Vergangenheit von Eltern und Großeltern angestellt, eigene Fantasiegeschichten mit kindlichen Elternfiguren oder "Zukunftsmusiken" entworfen werden.

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