Gudrun hat einen Plan: Sie will ihren 60. Geburtstag an einem Ort feiern, der ihr viel bedeutet. Es handelt sich um ein ehemaliges Gutshaus in einer ostdeutschen Kleinstadt, das in der DDR ein Kinderheim beherbergte und in dem sie elternlos aufgewachsen ist. Zehn Jahre nach dem Mauerfall steht das Haus bereits seit Jahren leer. Für ihr Geburtstagsfest wird es nun von Gudrun neu belebt: Sie hat einen Saal geschmückt, bei ihrer Tochter Lara eine Rede bestellt, die halbe Stadt eingeladen. Doch ausgerechnet während der Feierlichkeiten erfährt die ehemalige Lehrerin, dass der Bürgermeister die Immobilie an einen westdeutschen Investor verkaufen will. Ein Luxushotel soll daraus werden. Das werte die strukturschwache Region auf, bringe Arbeitsplätze und Zukunft, so seine Argumentation. Die Mehrheit unterstützt diesen Plan, doch Gudrun setzt alle Hebel in Bewegung, um ihn zu verhindern. Sie befürchtet, dass mit dem Verkauf nicht nur sie selbst, sondern auch die Stadt einen Teil ihrer Identität verlieren würde.

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Indem Drehbuchautorin (Glossar: Zum Inhalt: Drehbuch) und Regisseurin (Glossar: Zum Inhalt: Regie) Katharina Marie Schubert die Handlung in das Jahr 1999 verlegt, erlaubt sie einen Blick zurück in die Nachwendezeit, in der die Euphorie nach dem Mauerfall bereits Geschichte ist. Abgesehen von wenigen Klischees – etwa einem schwäbelnden Bankberater – gelingt ihr ein durchaus differenziertes und durch häufige Zum Inhalt: Plansequenzen auch filmisch ruhiges Bild. Zum Inhalt: Ausstattung und Zum Inhalt: Kostüme wirken zeitlos. Der Streit um das Haus zeigt beispielhaft, wie unterschiedlich die Menschen dieser fiktiven ostdeutschen Stadt (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) mit den gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen umgehen. Zugleich versucht der Film, den Ursachen für bis heute andauernde Konflikte zwischen Ost und West nachzuspüren. "Das Mädchen mit den goldenen Händen" ist zudem das Psychogramm einer Frau, die anpackt, aber dabei ihr soziales Umfeld aus den Augen verliert. Das bekommt vor allem ihre Tochter Lara zu spüren, die sich im zweiten Kapitel des Films auf die Suche nach ihrem unbekannten Vater macht. Damit wandelt sich der Film mehr zu einem Mutter-Tochter-Beziehungs- und Selbstfindungsdrama, was aber auch die Frage nach der eigenen (ostdeutschen) Identität einschließt.

Der Film, in dessen Mittelpunkt eine Frau mit ostdeutscher Biografie steht, ist besonders für den Unterricht in Geschichte und Politik geeignet. Dabei sollte analysiert werden, wie die einzelnen Figuren – vor allem Gudrun und der Bürgermeister – zu dem geplanten Hausverkauf stehen, was sie befürchten oder erreichen wollen. Des Weiteren lässt sich untersuchen, welches Bild der Film von der Nachwendezeit entwirft. Was erfährt man über das Leben der Menschen? Welche Rolle spielt die DDR darin? Welche Probleme werden deutlich? Ebenso sollte erarbeitet werden, mit welchen Zum Inhalt: Requisiten und Artefakten sich DDR-Geschichte veranschaulichen lässt. Vertiefend können die Schüler/-innen Interviews mit Zeitzeug/-innen über die Wendezeit führen, wobei unterschiedliche Perspektiven aus West- und Ostdeutschland idealerweise verglichen werden. Der Fragenkatalog dazu wird im Unterricht gemeinsam erstellt. Die Spannungen zwischen Gudrun und ihrer Tochter ist aber auch als Generationskonflikt lesbar. Gudrun ist während der NS-Zeit geboren und kennt sowohl das Leben in der DDR wie auch in der BRD. Damit hat sie andere Erfahrungen, als ihre mittlerweile in Berlin wohnende Tochter, die nur einen gesellschaftspolitischen Umbruch erlebt hat. Warum wirft Gudrun ihrer Tochter vor, sie habe alle "im Stich" gelassen? Nicht zuletzt lässt sich die Rolle des Märchens im Film interpretieren: Je nachdem, ob man den Film als Nachwendegeschichte oder als Porträt einer streitbaren Frau sieht, wird der Bezug zur Filmhandlung unterschiedlich ausfallen.

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