Ein erfahrener CIA-Agent, im Film nur als "der Protagonist" bezeichnet, wird von einem mysteriösen Geheimdienst rekrutiert: Mithilfe des Codeworts "Tenet" soll er den dritten Weltkrieg verhindern. Dieser drohende Krieg beruht auf einer neuen Technologie, mit der sich die Zeit "invertieren", also umkehren lässt. Geführt wird er von einem Feind aus der Zukunft, der mit dem russischen Waffenhändler Andrei Sator in Kontakt steht. Der unheilbar kranke Tyrann Sator plant die Auslöschung der Menschheit. Über eine indische Milliardärin in Mumbai gelingt es dem Protagonisten, Sator aufzuspüren und das Vertrauen von dessen entfremdeter Ehefrau Kat zu gewinnen. Gemeinsam mit dem Agenten Neil muss er versuchen, Sator von der Beschaffung waffenfähigen Plutoniums abzuhalten. Kein leichtes Unterfangen: Angriffe aus der Zukunft sind dabei jederzeit möglich. Der Protagonist muss lernen, sich rückwärts bewegender Kämpfer und Fahrzeuge zu erwehren.

Mit großem Aufwand verschränkt Regisseur Christopher Nolan (Zum Filmarchiv: "Inception", 2010) seinen Agentenfilm mit hochkomplexer Zum Inhalt: Science-Fiction. Eine Hauptfigur in Zum Inhalt: edlem Anzug, ein finsterer Bösewicht als Gegenspieler und weltweite Zum Inhalt: Schauplätze – gedreht wurde unter anderem in Estland, Italien und Südkalifornien – verweisen auf James Bond. Umso origineller gestaltet sich das Konzept der "rückwärtigen Entropie". So kann etwa eine Kugel in die Waffe zurückkehren oder ein zerstörtes Haus wieder auferstehen – und auch dramaturgisch wird die Linearität der Erzählung immer wieder aufgebrochen. Auf das Zeit-Thema seiner vorigen Filme zurückgreifend, reanimiert der Regisseur hier einen der ältesten Zum Inhalt: Filmtricks: das Rückspulen der Bilder, das auch nach 125 Jahren Filmgeschichte seine verblüffende Wirkung zeigt. Die technische Realisierung erforderte zwar kompliziertere Lösungen (etwa aufgrund "asynchroner" Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen zur selben Zeit). Dennoch wurde weitestgehend auf Zum Inhalt: digitale Mittel verzichtet. Zahlreiche Stunts und Effekte – wie der Crash eines Flugzeugs in eine Lagerhalle oder eine Verfolgungsjagd – wurden auf klassische Weise gefilmt, mit einem echten Flugzeug oder auch mit rückwärtsfahrenden Autos.

Tenet, Trailer (© Warner Bros. Entertainment)

Nolans Film erfordert das aktive Mitdenken des Publikums. Obschon die Figurenentwicklung mit der innovativen Wucht der Story nicht mithalten kann, lohnt der Blick auf typische Zum Inhalt: Genreelemente und die komplexe Materie. So kann im Physikunterricht erörtert werden, inwieweit das Konzept der Entropie zumindest theoretisch Plausibilität beansprucht. Damit verknüpft ist das klassische Science-Fiction-Motiv der Zeitreise. In den künstlerischen Fächern kann daran eine Diskussion anschließen über Funktionsweise und ästhetische Wirkung der Kamera, die mit Mitteln wie Zum Inhalt: Zeitlupe und Zeitraffer seit jeher als "Zeitmaschine" fungiert. "Tenet" ist jedoch auch ein finanzielles Experiment. Als erstes Zum Inhalt: Blockbuster-Event der Corona-Zeit wagt der Film an den europäischen Kinokassen ein Risiko – das sich allerdings, mangels Konkurrenz, auch auszahlen kann. Mit Blick auf verschobene Filmstarts (etwa "James Bond 007: Keine Zeit zu sterben" , voraussichtlich November 2020) und Streaming-Alternativen lassen sich so auch aktuelle Modelle der Wertschöpfungskette der Filmindustrie diskutieren. Nolan versteht seinen Film als entschiedenes Plädoyer für das Kino.

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