Juli 1944: Nach einem Heimaturlaub macht sich der deutsche Soldat Walter Proska auf den Rückweg an die Ostfront im besetzten Polen (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set). Im Zug lernt er die Polin Wanda kennen und verliebt sich. Doch bei einer Kontrolle flüchtet die junge Frau. Als der Zug wenig später auf eine Mine fährt und entgleist, überlebt Walter als Einziger. An einem abgelegenen Posten mitten im Wald schließt er sich einer kleinen Wehrmachtseinheit an. Unter dem Befehl des unberechenbaren Unteroffiziers Stehauf beginnt Walter am Sinn seiner Aufgabe zu zweifeln. Seine Verunsicherung verstärkt sich, als er bei einem Kontrollgang auf Wanda trifft. Obwohl sie eine Partisanin ist, beginnen sie eine Liebschaft. Zuweilen wird die militärische Lage immer auswegloser für die deutschen Besatzer. Aber selbst als Wolfgang, sein engster Vertrauter in der Einheit, zu den polnischen Partisanen überläuft, bleibt Walter bei seinen Kameraden. In sowjetischer Gefangenschaft rettet ihm Wolfgang, der in der Roten Armee inzwischen Karriere gemacht hat, das Leben. Erst dann wechselt Wolfgang die Seiten. Doch erneut überkommen ihn Zweifel.

Der ARD-Zweiteiler "Der Überläufer" basiert auf dem gleichnamigen frühen Roman von Siegfried Lenz, der 2016 postum bei Hoffmann und Campe veröffentlicht wurde. 1951 hatte der Verlag die Publikation noch abgelehnt: Offenbar wurde dem Publikum die Geschichte eines so genannten "Vaterlandsverräters" so kurz nach Kriegsende nicht zugetraut. Im Mittelpunkt der Verfilmung stehen wie in der Vorlage die Fragen nach Moral und Pflichterfüllung: Wie verhalte ich mich als Soldat, wenn ich erkenne, dass ich an etwas Falsches geglaubt und für etwas Falsches getötet habe? Können Menschen im Krieg ihre Pflicht erfüllen, ohne schuldig zu werden? Allerdings verleiht die TV- Zum Inhalt: Adaption der Liebesgeschichte zwischen Walter und Wanda deutlich mehr Gewicht, während den Charakteren der im Wald stationierten Truppe weniger Raum bleibt als im Roman. In ihrer Betonung von Schauwerten und äußerer Dramatik folgt die Zum Inhalt: Inszenierung den bekannten Mustern aufwändiger TV-Event-Produktionen.

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Gleichwohl bietet "Der Überläufer" durchaus eine gute Grundlage, um im schulischen Kontext die Auswirkungen des Krieges auf den menschlichen Charakter zu diskutieren. Welchen Platz haben ideologische Überzeugungen, wenn es um das nackte Überleben geht? Da Walters Geschichte bis in die 1950er-Jahre hinein erzählt wird, regt der Film auch zum Nachdenken darüber an, wie ein Land sich nach einem Krieg neuformiert und welche Lasten und Erfahrungen eines Krieges in einer Gesellschaft fortleben. Im Geschichts- und Politikunterricht können Schüler/-innen hierzu eigene Recherchen zur Situation im Deutschland der unmittelbaren Nachkriegszeit durchführen. Neben der interessanten Publikationsgeschichte können im Deutschunterricht die Unterschiede zwischen Roman und Film analysiert werden. Einzelne Zum Inhalt: Szenen können aus unterschiedlichen Perspektiven durchgespielt werden: Wie ließe sich die Geschichte aus der Sicht der Partisanin Wanda erzählen? Wie erlebt Wolfgang seine Karriere in der russischen Armee? Und welche Rolle spielt die Figur des Unteroffiziers Stehauf für Walters Charakterentwicklung?

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