Das Recht auf Wohnen wird seit 1966 von der UN als Menschenrecht anerkannt. Doch auch in den westlichen Industrienationen steht vielen Menschen adäquater Wohnraum nicht zur Verfügung. Die Preise für Miet- und Eigentumswohnungen steigen seit Jahren enorm an – vor allem in den städtischen Ballungsräumen von Europa und Nordamerika, aber auch in asiatischen Metropolen. Erwerbstätige müssen zunehmend mehr von ihren Einkünften für Wohnkosten aufwenden und können es sich oft nicht mehr leisten, in den Städten zu wohnen, in denen sie arbeiten. Die Zahl der Obdachlosen nimmt zu. Leilani Farha ist Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für "angemessenes Wohnen", sie sammelt Statistiken im globalen Kontext und spricht mit lokalen Akteuren und Betroffenen. "Push – Für das Grundrecht auf Wohnen" begleitet die UN-Expertin auf Dienstreisen in zahlreiche Länder, um zu ergründen, warum Wohnen zu einem wesentlichen sozialen Konflikt der Gegenwart geworden ist.

Wenn Sie diesen Drittanbieter-Inhalt von www.youtube.com aktivieren, ermöglichen Sie dem betreffenden Anbieter, Ihre Nutzungsdaten zu erheben. Weitere Informationen zur Nutzung von Drittanbieter-Inhalten erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Externer Link: Datenschutzerklärung anzeigen

Der Zum Inhalt: Dokumentarfilm des schwedischen Regisseurs (Glossar: Zum Inhalt: Regie) Fredrik Gertten stellt nichts anderes als eine gravierende internationale Wohnungskrise fest. Er blickt nur am Rande auf das Phänomen Gentrifizierung, also den sozioökonomischen Strukturwandel in Großstadtvierteln, der meist schrittweise im Zuzug wohlhabender Anwohner/-innen und der Verdrängung Alteingesessener resultiert. Der weitaus größere Faktor ist laut der Soziologin Saskia Sassen, dass Investmentgesellschaften wie Blackstone Immobilien in den Metropolen im großen Stil als Kapitalanlage einsetzen. Wie im Film am Beispiel von London zu sehen ist, stehen diese teilweise sogar leer, damit sie nicht "verwohnt" werden und Firmen flexibler mit ihnen handeln können. Gleichzeitig gibt es zu wenig Wohnraum für Mieter/-innen und die Preise steigen aufgrund der Nachfrage rapide. Wie schon der deutsche Titel verrät, blickt Gertten auf das Thema als politisch engagierter Dokumentarfilmer: Fallbeispiele aus Toronto oder Berlin werden durch Interviews (Glossar: Zum Inhalt: Talking Heads) mit Sassen oder mit dem Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz eingeordnet. Gertten fügt diese Elemente mit den vorgestellten Untersuchungen von Leilani Farhas dramaturgisch so zusammen, dass daraus in der Zum Inhalt: Montage eine geradlinige Argumentation wird.

Die Debatte gilt deshalb als "neue soziale Frage", weil die Entwicklungen des Immobilienmarkts mittlerweile spürbar den Lebensstandard großer Bevölkerungsteile, inklusive der Mittelschicht, berühren. Dafür gibt es in "Push" anschauliche Beispiele und Statistiken, die im Sozialkunde- und Politik-Unterricht an die Debatte heranführen können. So lernt Leilani Farha zu Beginn des Films, dass in der Metropolregion Toronto die Wohnkosten in den vergangenen 30 Jahren um 425 Prozent angestiegen sind, das durchschnittliche Familieneinkommen aber nur um 133 Prozent. Die Schüler/-innen können recherchieren, ob die Werte in ihrer Region vergleichbar sind und dann weiterführend diskutieren, welche Gruppen sich zukünftig den Wohnraum Innenstadt noch leisten können und wie dies das Leben und die Infrastruktur dort verändern wird. Vertiefend lassen sich in Gruppenarbeit die Hintergründe der vier wichtigsten im Film genannten Fallbeispiele erarbeiten: den Brand des Grennfell-Tower (London), die Investitionen von Blackstone in Sozialbau-Siedlungen (Schweden), den Mietstreik in Toronto und die Maßnahmen gegen private Ferienwohnungen (Barcelona). Filmanalytisch sollte erarbeitet werden, welche Rolle die Montage des Films bei der Bewertung dieser Fälle einnimmt. Was wären aus Sicht der Schüler/-innen politische Lösungen für den Wohnungsmarkt? Auch hier könnte ein aktuelles Beispiel wie die Berliner Bürgerinitiative "Zum externen Inhalt: Deutsche Wohnen enteignen (öffnet im neuen Tab)" diskutiert werden.

Der Text ist lizenziert nach der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License.

Mehr zum Thema