Der zehnjährige Jovan ist gerne vor allen anderen Kindern im Klassenraum. Nicht etwa, weil er ein Streber ist, sondern weil er aufgrund einer partiellen Zerebralparese nicht gut laufen kann. Wenn er an seinem Platz sitzt, fällt seine Gehbehinderung jedoch niemandem auf. Auch deshalb findet der schüchterne Junge es nicht gut, dass die neue Mitschülerin Milica ausgerechnet neben ihn gesetzt wird. Jovan wäre viel lieber für sich. Aber Milica ist hartnäckig, unerschrocken und weiß genau, was sie will. Bald freunden sich die beiden an. Eines Tages vertraut Milica Jovan ein Geheimnis an: Die neue Freundin ihres Vaters ist eine Hexe, die ihren Papa verzaubert hat. Nur deshalb, glaubt sie, habe er sie und ihre Mutter verlassen. Bislang träumte Jovan immer nur davon, ein Superheld zu sein. Nun kann er beweisen, dass er auch im echten Leben das Zeug dazu hat. Denn eines ist den beiden Kinder klar: Die Hexe muss nicht nur gejagt, sondern sogar "getötet" und Milicias Vater von dem bösen Bann befreit werden.

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Von Anfang an bezieht "Die kleinen Hexenjäger" seinen Reiz aus der Vermischung der Realitäts- und Wahrnehmungsebenen. Der Auftritt von Jovan als Superheld Shade, der mutig ist, bis in die Erdumlaufbahn hinauffliegen kann und die großspurigen Jungs aus der Schule in die Schranken weist, entpuppt sich durch die Zum Inhalt: Montage schnell als Traum. Später wird der Film in diese Fantasiewelt zurückkehren, wenn Jovan sich vorstellt, wie er sich auf die Suche nach der vermeintlichen Hexe macht und dabei allerlei Gefahren trotzen muss. Durch die dunkle Farbgebung (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung), die Low-Key-Beleuchtung (Glossar: Zum Inhalt: Licht und Lichtgestaltung) und hyperrealistische Toneffekte (Glossar: Zum Inhalt: Tongestaltung/Sound-Design) erinnern diese Zum Inhalt: Szenen mitunter an den Inszenierungsstil (Glossare: Zum Inhalt: Mise-en-scène/Inszenierung) von Zum Inhalt: Horrorfilmen. Für Jovan ist die Superheldenfantasie und die Maskierung auch ein Mittel, um sich zu befreien. Wenn das echte Leben zu belastend oder einengend für ihn wird, flüchtet Jovan sich in seine Traumwelt, in der er das Sagen hat und in der er überdies seine körperlichen Beeinträchtigungen überwinden kann. Im Unklaren bleibt unterdessen lange, ob die Freundin von Milicas Vater tatsächlich eine Hexe ist – oder ob Milica sich diese nur als solche vorstellt. Die Inszenierung bleibt mehrdeutig, so dass beides möglich ist.

Während die "Hexenjagd" für Milica notwendig ist, um sich ihren Ängsten und ihrer Wut auf die neue Freundin des Vaters zu stellen, verlässt Jovan dank Milica zum ersten Mal seine vertraute Welt und erfährt, dass man auch jenseits von Träumen Abenteuer bestehen kann. "Die kleinen Hexenjäger" bietet damit sensible Einblicke in die Wahrnehmung zweier Kinder, die sich großen Problemen in ihrem Leben stellen müssen, und übernimmt konsequent deren Sichtweise. Gerade die fantastischen (Glossar: Zum Inhalt: Fantasyfilm) Überhöhungen machen dabei deutlich, was sie fühlen und wonach sie sich sehnen. Anhand der Geschichte von Jovan kann in Fächern mit lebenskundlichen Bezügen besprochen werden, was die Maskierung für ihn bedeutet, aber auch reflektiert werden, wie Jovan selbst, seine Familie, seine Freundin Milica und seine Mitschüler/-innen mit seiner Behinderung umgehen. Milicas Geschichte wiederum lädt dazu ein, gemeinsam zu hinterfragen, warum sie ihre Stiefmutter als Hexe bezeichnet und sie so vehement ablehnt. In diesem Kontext kann insbesondere besprochen werden, wie es Milica am Ende des Films geht und wie sie mit der Trennung ihrer Eltern umgeht. Davon ausgehend kann überlegt werden, wie Kinder mit krisenhaften Situationen allgemein umgehen können und ob sie sich etwa durch Gespräche mit Freunden und Verwandten Unterstützung holen können.

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